Geisterjagd
Wesen von einem anderen Planeten –, war ein Rätsel, für das die Wissenschaftler trotz aller Anstrengungen noch keine Erklärung gefunden hatten. Soweit Philip in Erfahrung bringen konnte, führte man dieses Kuriosum bis jetzt auf einen »Zufall« zurück, mehr war bei den wissenschaflichen Forschungen noch nicht herausgekommen. Nicht, dass es ihn besonders interessiert hätte. Diese Einstellung teilte auch seine neu gefundene Freundin, deren ungekünstelte gute Laune und häufiges Lachen sich als höchst ansteckend erwiesen. Layla fand das Abenteuer sogar noch aufregender als er, und die beiden blieben auch noch zusammen, nachdem sie den Wald verlassen hatten. Später entpuppte sie sich als eine hingebungsvolle und leidenschaftliche Liebhaberin. Zwei Tage und Nächte lang waren sie unzertrennlich, bis sie sich, nach einem letzten Kuss und ohne Bedauern, voneinander verabschiedeten und jeder seiner eigenen Wege ging.
Philip empfand diese Phase ohne seine Arbeit als erstaunlich befreiend. Er konnte sich nicht entsinnen, wann er das letzte Mal irgendetwas getan hatte, das nicht in der einen oder anderen Weise mit Kaufman Industries zusammenhing, mit der Entwicklung von Systemen oder dem Projekt. Diese aufgezwungene arbeitsfreie Zeit erinnerte ihn mit Nachdruck daran, dass es im Leben noch mehr gab als den Beruf – eine Lektion, von der er nie geglaubt hatte, dass er sie brauchte. Die Tatsache, dass er sie ausgerechnet jetzt erhielt, da alles, was mit seiner Arbeit zu tun hatte, sich einem Gipfelpunkt näherte, erschien ihm wie eine Ironie des Schicksals.
Philips Rolle als der typische Tourist war nicht ganz so improvisiert, wie es vielleicht den Anschein hatte; dahinter steckte ein System. Die Route, der er beim Besichtigen der verschiedenen wundersamen Phänomene folgte, war alles andere als zufällig, sondern sie brachte ihn einem speziellen Sektor des Weltraums immer näher – den Jagdgründen eines bestimmten Piratenschiffs. Fern von seiner Heimatwelt, ohne Terminkalender und ohne Pflichten, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, nach dem abtrünnigen Schiff seines Vaters zu forschen. Allerdings stand noch eine letzte Attraktion in seinen Reiseplänen als Tourist; zum Glück lag sie einigermaßen tief im Operationsfeld des Freibeuters, was ihm ermöglichte, zwei Ziele miteinander zu verbinden. Frysworld gehörte nicht zu den Orten, die er normalerweise zu besuchen pflegte, aber die Dinge, wofür er berühmt war, übten eine gewisse morbide Faszination aus, und die Umstände erlaubten ihm, diesem Drang nachzugeben. Er wäre wirklich dumm gewesen, sich diesen Abstecher entgehen zu lassen.
Der Plan war simpel; nachdem er sich ein paar Tage lang auf dieser verrufenen Vergnügungswelt schamlos amüsiert hatte, wollte er sich ausschließlich darauf konzentrieren, die The Noise Within zu finden.
Es war früher Abend, als der Anruf, auf den er gewartet hatte, endlich einging. Leyton hielt sich im Fitnessclub auf, um sich nach einem weiteren langen Tag des Faulenzens zu entspannen.
Er lauschte Emilios aufgeregtem Geplapper, der ihm mitteilte, er habe »die Ziele« entdeckt, ehe er ruhig fragte: »Und du bist sicher, dass es die richtigen sind?«
»Na klar bin ich mir sicher«, ratterte die Stimme am anderen Ende der Komm-Anlage weiter, »sonst hätte ich Sie doch nicht angerufen. Die zwei in der oberen Reihe auf dem Blatt, das Sie mir gaben, ganz ohne Zweifel.«
Die zwei in der oberen Reihe? Das bedeutete Kyle und Drevers. Ausgezeichnet. Leytons Stimmung hob sich so weit, dass er beinahe gelächelt hätte. »Behalte sie im Auge und gib mir Bescheid, wenn sie sich in Bewegung setzen. Wo genau steckst du jetzt?«
Mit so viel freier Zeit war es Leyton möglich gewesen, ein paar provisorische Pläne für exakt diesen Moment zu erstellen, und nun, da der Augenblick zum Handeln tatsächlich gekommen war, zögerte er keine Sekunde lang. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er den Ort, von dem der Junge sprach, auch finden würde, machte er sich auf die Suche nach dem Besitzer des Fitnessclubs.
»Joe, erinnerst du dich noch daran, dass du mir einen Gefallen tun wolltest? Also, es geht um Folgendes …«
Nach einem hastig geführten Gespräch mit Joe lief er schnurstracks zu der Bar, die Emilio ihm beschrieben hatte. Das Lokal war nicht weit entfernt und lag in Richtung des Raumhafens, was ihn nicht überraschte. Um dorthin zu gelangen, brauchte er kaum mehr als eine Viertelstunde. Emilio hatte ihn nicht
Weitere Kostenlose Bücher