Geisterjagd
Weise herumzuschubsen, sollte er imstande sein, ein bisschen besser auf sich selbst aufzupassen. Wäre vielleicht ganz angebracht, er macht in diesem Laden mit und tut was für seine Fitness, ganz zu schweigen von seiner Technik, die auch verbesserungsbedürftig ist. Was meinst du, Joe, könntest du ihm nicht einen Sonderrabatt gewähren?«
»Jou, ich bin sicher, uns fällt da schon was ein«, erwiderte Joe, von einem Ohr zum anderen grinsend. »Sag nur Bescheid, wann er hier anfangen will.« Der letzte Satz war an den Stockdürren gerichtet.
Eine Brise von Riechsalz brachte den Schläger wieder zu sich; Leyton war fasziniert, dieses Mittel zu sehen, das er bis jetzt nur aus alten Geschichten kannte. Dann traten der Rowdy und der Dürre einen schmachvollen Rückzug an.
Joe kam und klopfte dem EyeGee auf die Schulter. »Danke. Ich schulde dir was.«
»Kein Problem. Ich hoffe nur, ich habe die Dinge für dich nicht noch verschlechtert. Irgendwann kommen die Typen auf jeden Fall zurück, und beim nächsten Mal bin ich vielleicht nicht zur Stelle.«
»Keine Sorge. Ich weiß, wer sie geschickt hat, und mit solchen Situationen kann ich fertigwerden; die haben mich nur kalt erwischt, das ist alles. Ach, und von jetzt an denk nicht mal im Traum dran, für deine Trainingsstunden hier bezahlen zu wollen.«
Leyton schüttelte den Kopf. »Kommt gar nicht infrage, ich zahle das Übliche. Ich kann das Ganze als Spesen absetzen, und glaub mir, meine Arbeitgeber können auf die Standards wesentlich leichter verzichten als du.«
Joe knurrte. »Na schön, aber wenn ich mal was für dich tun kann, egal was, brauchst du nur zu fragen.«
Leyton lächelte. Das war wirklich ein Angebot, auf das er eventuell zurückgreifen konnte. »Ich werd’s mir merken«, versprach er.
12
Philip Kaufman fand das Leben fern von Homeworld und dem alles vereinnahmenden Projekt viel seltsamer, als er es sich vorgestellt hatte. Seine Tour begann wie angekündigt, mit unangemeldeten Zwischenstopps in Büros und Anlagen von Kaufman Industries auf anderen Welten; diese Besuche riefen unweigerlich zuerst fassungsloses Staunen und danach eine hektische Betriebsamkeit seitens der vor Ort tätigen Manager und ihrer Gefolgschaft hervor. Trotzdem wurde er dieses ganzen Getues schon bald überdrüssig. Sein unverhofftes Auftauchen diente keinem konkreten Zweck und bewirkte wenig, außer viel Wirbel zu verursachen; sobald die Leute erfuhren, wer er war, schien jeder zu seinen Ehren Empfänge und Banketts organisieren zu wollen, gleichgültig, wie sehr er betonte, diese Reise solle möglichst kein Aufsehen erregen. Als Mittel, sich vor Gegnern zu verstecken, die vielleicht immer noch hinter ihm her waren, war diese Exkursion völlig ungeeignet. Auf jeden Fall verbreitete sich nach seinen ersten Abstechern die Nachricht von seinen Besuchen, und es stellte sich schnell heraus, dass sein Erscheinen niemanden mehr überraschte.
Mit dem Herzen war er ohnehin nie dabei. Seine Aufenthalte in den Firmenanlagen erinnerten ihn an das Projekt und erzeugten jedes Mal wieder das deprimierende Gefühl, die abschließenden Phasen zu verpassen.
Mehr als einmal wäre er beinahe umgekehrt und geradewegs nach Homeworld zurückgeflogen. Dass er den Wunsch dann doch nicht in die Tat umsetzte, lag hauptsächlich an seiner Sturheit; er wusste, wenn er jetzt weich würde, ließe das seine Entscheidung, sich auf diese Reise zu begeben, lächerlich und sinnlos aussehen. Ein weiterer Grund war die Erinnerung an seine letzte Nacht bei sich zu Hause – die Bilder von dem verschmorten Teppich und den brandgeschwärzten Wänden in seinem Schlafzimmer wurde er nicht los.
Deshalb beschloss er, nicht länger so zu tun, als hinge dieser Ausflug in irgendeiner Weise mit seiner Arbeit zusammen. Stattdessen nahm er sich vor, die Zeit zu nutzen, indem er sich ein paar der Dinge gönnte, die er schon immer hatte unternehmen wollen, aber nie ernsthaft geglaubt hatte, sie noch vor seinem Ruhestand realisieren zu können.
Philip Kaufman wurde Tourist.
Er flog nach Tetra und besichtigte die legendären Lavafälle – eine Enttäuschung, da sie in der Realität nicht beeindruckender waren als in einer holografischen Projektion. Und wenn man sie aus seinem eigenen behaglichen Wohnzimmer betrachtete, musste man wenigstens nicht die unerträgliche Hitze und das idiotische Bla-Bla des »kulturellen Beraters« ertragen; auch brauchte man sich nicht dem nach Gift stinkenden Aerosol-Spray auszusetzen, das
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