Geisterkrieg
Geldsummen als Berater verpflichten, ganz bewusst, damit der Interessenskonflikt mich daran hindert, den Leuten mitzuteilen, dass der Verzehr der Plastikverpackung ihnen mehr Nährstoffe und mehr Geschmack verspricht als die angebliche Nahrung im Innern.«
Putzi kannte die Ansprache offensichtlich und unterstrich sie mit lautem Knurren.
»Sie sind zu gütig.«
Eine harte Stimme knurrte: »Das ist das erste Mal, dass jemand sowas über diese wandelnde Tonne Schweinefett sagt.«
»Besser ein edles und wohlschmeckendes Nutztier als ein räudiges wildes Biest.« Quam zog die Nase hoch und drehte sich wieder zum Büffet um, als ein groß gewachsener junger Mann mit blondem Haar und haselnussbraunen Augen die Hand auf Biancas Schulter legte.
Verachtung reinsten Wassers triefte aus seiner Miene, als der Mann mich betrachtete. »Sie dürfen gehen.«
Die Miene hätte ich weggesteckt, aber das hochmütige Auftreten und die unerschütterliche Überzeugung, mich wie ein lästiges Insekt unter dem Stiefelabsatz zerquetschen zu können, nicht. Ich wandte mich mit einer langsamen Drehung des Kopfes an Bianca. »Wissen Sie zufällig, liebste Lady, ob sich ein Arzt auf dieser Veranstaltung befindet?«
Die Frage überraschte sie und sie blinzelte verunsichert. »Ich nehme es an. Ja, natürlich. Warum?«
»Weil ich, sollte er die Hand nicht von Ihrer Schulter nehmen, seinen Ellbogen auf eine Weise ausrenken werde, die für ihn äußerst schmerzhaft ist und zu deren Behebung zwei Operationen und ein Jahr Rehabilitationstherapie erforderlich sind.«
Beim eisigen Klang meiner Stimme froren dem Burschen die Gesichtszüge ein. »Wissen Sie, wer ich ...«
Bianca schüttelte den Kopf. »Bernard, Mister Donelly ist erst seit kurzem auf Basalt. Sam, das ist mein Bruder, Bernard.«
Ich musterte ihn von oben bis unten und stellte tatsächlich eine Familienähnlichkeit fest. Auf den Buchillustrationen hatte er anders ausgesehen, mit dunkleren Haaren und einem Bart. Ich sagte nichts.
Bernard schniefte, kam aber nicht an die Qualität heran, die Quam in diese Geste gelegt hatte. Er ließ den Blick etwas länger auf mir ruhen, dann wandte er sich an seine Schwester. »Vater will dich sehen.«
»Hier? Jetzt?« Sie erhob sich auf die Zehenspitzen und schaute hinüber zu Count Germayne, der Emblyns Hand schüttelte und gemeinsam mit ihm in die TriVid-Kameras lächelte, die das Treffen für die Nachwelt festhielten. Trotz des Lächelns bemerkte ich jedoch die Anspannung der Hände und die Art, wie das Lächeln beider Männer an den Mundwinkeln endete. In ihren Blicken lag nur noch reines Gift.
Hinter dem Count standen noch zwei Personen in der Empfangsreihe, die sich durch eine Familienähnlichkeit mit Bernard und Bianca auszeichneten. Der Mann war Teyte - ein wenig älter, ein wenig größer und erheblich stärker als Bernard. Die Frau, Sarah, erkannte ich aus Berichten über Emblyn, in denen sie in seiner Gesellschaft abgebildet gewesen war. Auf den Bildern war sie blond gewesen, aber jetzt trug sie das Haar dunkelbraun. Ihr Bruder war immer noch blond, doch der Farbton stammte aus der Flasche.
Bianca lächelte mich an. »Sie entschuldigen mich, Sam.«
»Selbstverständlich, Mylady.« Ich verneigte mich vor ihr, dann richtete ich mich wieder auf und durchbohrte ihren Bruder mit Blicken.
Die beiden tauchten im wogenden Bad der Menge unter. Sofort erschien Quam wieder vor mir und verdeckte das Wiedersehen. »Da haben Sie es, Sam. Die Zukunft Basalts. Bernard wird nach seinem Vater die Regierung übernehmen, und Sie haben ihn gerade von seiner besten Seite erlebt. Ich hörte Gerüchte, dass Bernard und Teyte, als die Kanalisation überlief, auf einem Balkon des Palastes standen und so über das Unglück des Plebs lachten, dass sie sich nass machten. Ich bezweifle, dass es per se den Tatsachen entspricht, aber es würde durchaus zum Charakter dieser rassistischen Schweine passen.«
Ich runzelte die Stirn. »Aus Biancas Überraschung über die Anwesenheit ihres Vaters schließe ich, dass sie ihn hier zu allerletzt erwartet hätte.«
»Das dürfte sicher sein, aber es befinden sich so viele der Reichen und Mächtigen Basalts hier, dass der Count es sich nicht leisten konnte, sich nicht sehen zu lassen.
Er und Emblyn haben sich verkracht, nachdem Emblyn um Sarahs Hand anhielt. Der Count ist konservativ genug, die Blakisten als Vorbild an liberaler Aufgeklärtheit erscheinen zu lassen, und die Vorstellung, ein bürgerlicher
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