Geisterkrieg
oder eine ähnliche Einheit auf Basalt erschien, um für Ordnung zu sorgen. In den Nachrichten war von neuen Steuern die Rede, um die Überstunden der Polizisten zu bezahlen, aber diese düstere Wolke dräute bisher noch am Horizont.
Unter dem Druck rissen Brüche in der Zivilgesellschaft auf. Die nach Beginn der FvS-Kampagne erhöhte Spendenbereitschaft fiel nun wieder, weil die Menschen sich darauf verlegten, als Rückhalt gegen eine unsichere Zukunft Vorräte zu horten. Sie konnten nicht wissen, ob sie nicht selbst die nächsten Opfer des Terrorismus wurden, also hielten sie ihr Geld zusammen, und da sie sich nicht unnötig in Gefahr begeben wollten, halfen viele auch nicht mehr aktiv mit. Hinzu kam, dass die reichen Bewohner der Heights die Terroristen verachteten, seit sie selbst zum Ziel eines Angriffs geworden waren, und da selbstverständlich undenkbar war, dass einer der ihren Teil einer derartigen Gruppe war, handelte es sich in ihren Augen offensichtlich um offenen Klassenkampf, auf den sie reagierten, indem sie ihr Eigentum beschützten. Die unteren Schichten igelten sich ebenfalls ein, und die verschiedenen Kulturen zogen sich auf ihre Nachbarschaften und Geschäfte zurück.
Selbst Ring Emblyns Wohltätigkeit nahm ab. Er konzentrierte sich darauf, für diejenigen zu sorgen, die für ihn gearbeitet hatten und Opfer eines Anschlags geworden waren. Das kam zwar in der Presse noch immer gut an, aber statt allgemeiner Dankbarkeit für seine Großzügigkeit erntete er jetzt die Dankbarkeit seiner Angestellten für seine Loyalität. Das ist zwar auch eine sympathische Eigenschaft, aber sie trennt zwischen uns und denen, und Letzteren gefällt es häufig gar nicht, ausgeschlossen zu werden.
So ziemlich die Einzige, deren Ansehen bei alldem keinen Schaden nahm, war Bianca. Die Basaltstiftung handelte schnell und zügig und arrangierte die nötige Unterstützung, um plötzlich Arbeitslosen das Überleben zu ermöglichen - ohne Rücksicht auf deren Abstammung. In absoluten Zahlen war der Kreis dieser Hilfeempfänger zwar recht klein, aber jeder Einzelne von ihnen eignete sich wunderbar für einen Medienbericht. Lachende Gesichter über schwer mit Kleidung, Hygieneartikeln und Genussmitteln beladenen Armen, die ein Loblied auf Bianca Germayne sangen, kamen großartig an, erst recht im direkten Vergleich zu Regierungsbeamten, die davon sprachen, dass alle jetzt den Gürtel enger schnallen und Opfer bringen mussten, bis die Krise gemeistert war.
Gypsy war sich auch über die ganze Bedeutung des Angriffs auf mich im Klaren. Er wusste bereits, dass ich ihm Bernards Pläne verraten hatte, mein Wert als Doppelagent aber begrenzt war. Wir mussten davon ausgehen, dass Bernard meine Bewegungen irgendwie überwachte. Also bestand meine Aufgabe vorerst darin, entweder unterzutauchen, damit er kostbare Mittel auf die Suche nach mir verschwendete, oder aber möglichst präsent zu sein. In letzterem Fall konnte Gypsy, indem er mich beobachten ließ, Bernards Agenten entdecken und ihre Neutralisierung in die Wege leiten.
Soweit es Gypsy betraf, waren beide Strategien akzeptabel, ich allerdings war in jedem Fall aus dem Spiel. Das ergab einen Sinn, da ich kompromittiert war. Gypsy hielt sich, der Auswahl an Zielen für die Anschläge nach zu schließen, an die Vorgaben des Gemäßigten-Terrorismus-Plans, aber ich hasste es, nicht auf dem Laufenden zu sein. Immerhin war Gypsy ein Söldner. Falls Emblyn ihn von oben unter Druck setzte und Catford von unten, bestand die Gefahr, dass er sich entschloss, einen Gang höher zu schalten, und so eine Menge mehr Schaden anrichtete als wirklich nötig war. Anders ausgedrückt: Seit Albas Abgang aus Bernards Lager und meinem Ausschluss auf Emblyns Seite, waren genau diese beiden Personen nicht mehr beteiligt, die am ehesten geneigt waren, die Bremse anzuziehen.
Ich entschied mich für größtmögliche Öffentlichkeit. Mir blieb wirklich nichts anderes übrig, denn wäre ich untergetaucht, hätte ich noch weniger vom Geschehen erfahren. Außerdem gab es Bernard mehr Gelegenheit zum Nachdenken, wenn ich durch die Stadt zog, und das bremste ihn möglicherweise. Gleichzeitig hielt es Niemeyer bei Laune, weil er nicht nach mir zu suchen brauchte. Und als letzter Punkt war noch zu bedenken, dass ich auf diese Weise die Möglichkeit behielt, Berichte abzuschicken.
Der tote Briefkasten, den ich für die Nachrichten an Alba Dolehide benutzt hatte, war keineswegs der einzige, der mir zur
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