Geisterkrieg
hatte gelernt, daneben auch Politiker, Herrscher und Diplomat zu sein. Seine Feinde hatten nie verstanden, dass er immer einen Weg finden würde, sie zu besiegen, wenn sie ihm nur genügend Zeit ließen, obwohl er es weiter unter Beweis gestellt hatte.
Nachdem ich mich wieder gesetzt hatte, fragte er mich über meine Zeit auf Helen aus. Das Problem, wer hinter Freundlich gesteckt hatte, und welche Ziele dieser Unbekannte verfolgte, dominierte das Gespräch, aber er legte auch Wert darauf, wie die Menschen auf die Probleme der Republik reagierten. »Glaubst du, die Bevölkerung wäre zufrieden, die Dinge laufen zu lassen, Mason, wenn die einflussreichen Kreise das täten?«
Darüber musste ich eine Weile nachdenken und nutzte die Gelegenheit, mir ebenfalls nachschenken zu gehen. Dann stellte ich die Flasche ab und lehnte mich mit dem Rücken an die kleine Bar. Ich schaute zu ihm hinüber. »Nun, mein Fürst, das einfache Volk macht sich vor allem darum Sorgen, ein Dach über dem Kopf zu behalten, sowie Essen auf dem Tisch und ein Minimum an Bequemlichkeit. Solange die Menschen keinen Hinweis darauf bekommen, dass jemand anders es darauf anlegt, ihnen etwas zu nehmen, worauf sie ein Recht zu haben glauben, neigen sie zur Zufriedenheit. Erst wenn sie den Eindruck haben, etwas zu verlieren, worauf sie sich verlassen haben oder das man ihnen versprochen hat, werden sie mürrisch und protestieren. Die Crew, mit der ich auf Helen gearbeitet habe, war vollauf zufrieden mit harter Arbeit, gutem Bier, TriVid-Gefechten und der Gelegenheit, sich zu amüsieren. Sie hat erst reagiert, als die MADSU dies bedrohte. Ich würde sagen, es funktio-niert genau wie bei Hunden. Bevor ein Hund knurrt, hebt er den Kopf und stellt die Haare auf. Und er knurrt, bevor er die Zähne fletscht, und er fletscht die Zähne, bevor er zubeißt. Solange niemand da draußen agiert, sind wir momentan beim Haare aufstellen. Wenn die Leute aufgepeitscht werden, kommt es zum Knurren und Zähnefletschen.«
Victor akzeptierte meine Feststellung, und wir unterhielten uns weiter darüber, was ich über Machtfraktionen in der Präfektur III gehört hatte. Dies war auf einer Welt wie Helen weniger, als man hätte glauben mögen. Katana Tormarks Rücktritt als Militärführerin der Präfektur hatte für Unruhe gesorgt, aber die meisten waren zufrieden mit ihrer Nachfolgerin, Tara Campbell von Northwind. Ich hatte keine Hinweise darauf gefunden, dass irgendjemand wie Tormark oder Jacob Bannson versuchte, sich bei der Bevölkerung einzuschmeicheln oder persönliche Macht anzuhäufen, obwohl beide, wie Victor feststellte, als Drahtzieher hinter Freundlich in Frage kamen.
»Hätte ich gedacht, es wäre Bannson gewesen, hätte ich mehr Geld verlangt. Der kann es sich leisten.«
Victor schmunzelte über diese Bemerkung, dann bat er mich, ihn zurück in seine Suite zu begleiten. Ich bot ihm den Arm als Stütze -nicht, weil er ihn gebraucht hätte, sondern aus Freundschaft - und er nahm das Angebot an. Wir wanderten langsam den Korridor entlang, und er stützte sich auf meinen Arm und seinen Stock, wenn auch nicht so schwer, wie ich erwartet hatte.
In seinem Quartier erwartete uns ein gedeckter Tisch. Der alte Mann schaute mit einem Augenzwinkern zu mir hoch. »Ich weiß, wie sehr du Schiffsrationen hasst, und unglücklicherweise kann deine Lady Lakewood dir heute Abend keine Gesellschaft leisten. Consuela Dagmar und meine Enkelin Nessa lassen sich von ihr über die Lage auf Helen informieren, und sie wird mit ihnen zu Abend essen. Die Überrumpelungstaktik macht dir hoffentlich nichts aus.«
»Mein Fürst, es ist mir eine Ehre.«
»Aber hätte ich dich eingeladen, hättest du dich entschuldigt.«
»Nur um nachzusehen, was der Vorratsschrank meines Quartiers anzubieten hat.«
Victor lachte. »Genau das, was du in Zürich an Lebensmitteln hattest. Immer noch tiefgefroren.«
Ich stöhnte.
»Ich ziehe nie unvorbereitet in den Kampf, und das Wissen, dass du nichts sofort Essbares zur Verfügung hast, war eine weitere Ermunterung, meine Einladung anzunehmen.«
»Und wieder, mein Fürst, fühle ich mich geehrt.« Auf seinen entsprechenden Wink nahm ich rechts von ihm Platz, und wir aßen in fröhlicher Stimmung. Zumindest weiß ich, dass ich guter Laune war. Dass für ihn dasselbe galt, schloss ich aus seinem Lächeln und Lachen.
Kontakte und Gedankenaustausch zwischen den Rittern aller Ränge sind üblich, und Freundschaften entstehen und zerbrechen, doch Victors
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