Geisterkrieg
noch eine fünfte Person Gesellschaft und ich verbeugte mich sofort tief und respektvoll. »Konnichi-wa, Kurita Kitsune-sama.«
Der Mann erwiderte meine Verbeugung und das Licht der Deckenleuchten glänzte auf seinem rasierten Schädel. Seine traditionelle japanische Kleidung und die leicht mandelförmigen Augen verrieten seine Abkunft aus dem Draconis-Kombinat. Allerdings war die Augenform leicht zu übersehen, denn seine Augen waren von leuchtend grauer Farbe und erinnerten mich an Victor.
Was nur natürlich war, denn Kitsune Kurita war Victors Sohn von Omi Kurita. Kitsune war geboren worden, während Victor auf Stra-na Metschty gegen die Clans gekämpft hatte, und als er in die Innere Sphäre zurückkehrte, war ihm die Geburt verheimlicht worden. Eine Menge Leute glauben, Victor hätte von ihm gewusst, doch die beiden waren einander nie begegnet, bis Kitsune zum Ritter der Republik ernannt worden war und darum gebeten hatte, diese Ehre von jemandem zu erhalten, »ohne den ich nichts wäre«. Devlin Stone und die anderen Anwesenden hatten gedacht, er würde einen seiner Onkel damit meinen, entweder Hohiro oder Minoru Kurita. Stattdessen aber hatte er Victor angesprochen. »Vater, von deiner Hand möchte ich diese Ehre empfangen.«
Das war eine Eröffnung, die in der Mark Draconis der Vereinigten Sonnen für große Aufregung gesorgt hatte. Die Propagandisten hatten Omi augenblicklich als Sukkubus dargestellt, der Victor mit finsteren Hintergedanken verführt hatte. Aber im Draconis-Kombinat war der Aufruhr noch heftiger gewesen, denn gewisse reaktionäre Kreise hatten in Kitsune einen möglichen Champion und Rivalen für Koordinator Hohiro gesehen. Als ihnen bewusst wurde, dass in seinen Adern Victors Blut strömte, war damit augenblicklich Schluss gewesen, und gerüchteweise hatten zwei niedere Adlige vor Entsetzen Seppuku begangen, weil sie einen Davion hatten auf den Kurita-Thron bringen wollen.
Kitsune richtete sich auf und reichte mir die Hand. »Schön, dich wieder zu sehen, Mason. Deine Ergebnisse gestern waren viel versprechend.«
»Viel mehr Anstrengung versprechend, ja.«
Er lächelte, dann verbeugte er sich vor Janella und schüttelte auch ihr die Hand. »Und deine Ergebnisse sind erfüllte Versprechen.«
»Sie ehren mich, Mylord.«
Wir setzten uns und Kitsune nahm auf derselben Couch wie seine Nichte Platz. Consuela wartete, bis wir es uns bequem gemacht hatten, dann eröffnete sie das Gespräch. »In den letzten vierundzwanzig Stunden hat es keine signifikanten Entwicklungen gegeben. Stones Weitsicht, den Zugang zu BattleMechs einzuschränken, beweist ihren Wert. Das Bemühen, diese Machtmittel zu sammeln, ist nur schwer zu verbergen. Wir haben Schritte eingeleitet, die Munitionszufuhr zu sichern, aber auch so können Mechs eine Menge Schaden anrichten. Zum Glück fehlt den meisten WerkMechs, von deren Umbau wir erfahren haben, die für den Einsatz schwerer Energiewaffen nötige Leistung.«
Ich nickte. BattleMechs werden von einem Fusionsreaktor angetrieben, der gewaltige Energiemengen abgibt. Diese Energie versorgt nicht nur die Myomermuskeln, die den Kampfkoloss bewegen, sie versorgt auch die Energiewaffen. Laser, Partikelprojektorkanonen und Gaussgeschütze erfordern zum Betrieb den Stromausstoß einer Kleinstadt, und die Dieselmotoren von Mechs wie Digger und Maria sind einfach nicht in der Lage, so viel Saft zu erzeugen. Marias kleiner Stutzlaser mochte stark genug sein, einen einzelnen Terroristen zu töten oder die Lackierung eines BattleMechs abzukochen, aber eine echte Bedrohung war er für Letzteren nicht.
Janella beugte sich vor. »Sie haben offensichtlich die Etablierung von Nachschublinien vorhergesehen. Die Sicherheitsmaßnahmen an den Lagerhallen wurden verschärft. Ich gehe davon aus, dass dies auch für die Fabriken gilt.«
Die Gräfin bewegte unbehaglich die Schultern. »Wir tun unser Bestes, aber der Mangel an Informationen behindert uns. Wir können nicht ausschließen, dass wir Befehle an Garnisonseinheiten schicken, die sich bereits entschlossen haben, selbst die Macht zu ergreifen. Die Industriellen könnten sich schon dem ein oder anderen Machtsuchenden angeschlossen haben, und Werkschutzeinheiten könnten die Kontrolle über die ihnen anvertrauten Einrichtungen an sich gerissen haben. Falls eine Fabrik pro Woche zwei Mechs produziert, könnten sie bereits zwei Kompanien gepanzerter Mechs einsatzklar haben. Wenn man bedenkt, gegen welchen Widerstand sie antreten
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