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Geisterkrieg

Geisterkrieg

Titel: Geisterkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A. Stackpole
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Geliebte?« Ich setzte mein bestes Nichts-was-ich-lieber-täte-Gesicht auf. »Diesmal werde ich das Essen bezahlen, und ich werde auch einen guten Wein bestellen. Als Vorweihnachtsgeschenk.«
    Sie gab mir einen Kuss auf die Wange. »Ja, Schatz, das wäre großartig. Keine Bange, ich mache es wieder wett.«
    Ich lachte. »Solange du an meiner Seite eine solche Leistung zeigst wie heute Nachmittag auf dem Übungsgelände, kann mich nichts schrecken.«
    Logische Konsequenzen sind Abschreckung für Narren und Leuchtfeuer für Weise.
    - T. H. Huxley

Rittersaal, Santa Fe, Nordamerika, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    10. Dezember 3132
    Das Essen verlief nicht anders als erwartet. Janellas Mutter versuchte mehrmals, meine Tarnung zu knacken, doch ihre Versuche blieben halbherzig. Ich freute mich ehrlich gesagt darüber, denn wenn sie mich ins Kreuzverhör nahm, kehrte ihr altes Feuer zurück. Aber jedes Mal erlosch es schnell wieder. Wenn sie in Fahrt kam, erkannte ich sie, doch für den Rest des Abends waren Janellas Eltern wie Fremde.
    Auf Helen hatte ich den Effekt des Zusammenbruchs der interstellaren Kommunikation auf einfache Bürger miterlebt. Der Kollaps ließ sie nicht unangetastet, aber der Durchschnittsbürger verbrachte keine übermäßige Zeit damit, sich über weiter reichende Konsequenzen dieser Entwicklung den Kopf zu zerbrechen. Ihn interessierte, welche Auswirkungen sie auf sein persönliches Leben hier und jetzt hatte und verschwendete keine Zeit damit, weiter zu denken, da er auch gar nicht über die nötigen Informationen verfügte, um langfristige Konsequenzen einschätzen zu können.
    Thomas und Andrea Lakewood schon, und sie hatten sich Gedanken gemacht. Möglicherweise mehr, als ihnen gut tat. Für Thomas bedeutete der Zusammenbruch endlose Wartezeiten auf wichtige
    Experimentaldaten. Er arbeitete an Projekten, für die zahlreiche Labors parallele oder sich ergänzende Experimentalreihen durchführten, und die an einem Ort erzielten Ergebnisse ließen sich sofort an einem anderen mit einbeziehen. Jede Verzögerung bei der Übermittlung derartiger Informationen führte zur Verschwendung von Hunderten von Arbeitsstunden und Tausenden von Stones. Die Verzögerungen konnten im wahrsten Sinne Menschenleben kosten, denn es ging um die Entwicklung von Arzneien und verbesserten Lebensmittelsorten.
    Andrea schien den Einbruch noch stärker zu spüren. Als Rechtsanwältin war sie eine Kämpferin für Ordnung, und der Netzkollaps hatte der Ordnung einen tödlichen Schlag versetzt. Sie sah zwar keinen Anarchisten hinter jeder Ecke lauern, aber sie reagierte deutlich auf Janellas Bericht von ihrer Reise nach Helen. Meine Rolle wurde dabei ausgespart, sie hätte Andrea allerdings auch nicht interessiert. Sie konzentrierte sich ganz auf Reis und die GGF, wägte ihre Rollen, ihre Handlungen und die daraus resultierenden Veränderungen der Machtstruktur auf Helen gegeneinander ab. So gefährlich die GGF möglicherweise gewesen war, sie sah Reis' wachsenden Einfluss als die bedrohlichere Entwicklung an und fürchtete, dass sich Ähnliches auch im Rest der Republik und jenseits ihrer Grenzen wiederholte.
    Damit will ich jedoch keineswegs andeuten, dass Janellas Eltern panisch reagiert hätten, denn dem war absolut nicht so. Sie waren nur intelligent, gebildet und informiert genug, weiter in die Zukunft zu blicken. Wenn Menschen ihrer Intelligenz ein drohendes Unheil kommen sahen und, was noch wichtiger war, ihnen keine Lösung einfiel, zeichnete das eine düstere Zukunft für uns alle.
    Schließlich reduzierte sich das Gespräch auf Bemerkungen über das Essen und Erinnerungen an frühere Mahlzeiten. Vielleicht geht es nur mir so, aber ich finde, abgesehen von der obligaten Frage danach, wie es schmeckt, oder annähernd ekstatischen Stöhnlauten in Anerkennung des Desserts ist ein Esstisch nicht der Ort, um vergangene Mahlzeiten zu diskutieren. Das ist ein Gesprächsthema, das nur einen Schritt über dem Wetter rangiert - und schlichtweg ein Indiz dafür, dass man einander nichts zu sagen hat. Es findet kein Gespräch statt, die Mahlzeit ist gestorben, alle Beteiligten sollten besser nach Hause gehen.
    Wir schafften es noch einmal auf eine Gesprächsebene über dem Wetter, als Andrea beim Kaffee erwähnte, wie schön es war, dass ich nach Santa Fe kommen konnte, während Janella hier war. »Wenn sie das nächste Mal eine Mission erhält, müssen Sie uns besuchen. Sie wohnen noch immer in Zürich, Mason,

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