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Geisterkrieg

Geisterkrieg

Titel: Geisterkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A. Stackpole
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hatten sich noch nicht genug an die Dunkelheit gewöhnt, um nach oben zu blicken, um festzustellen, ob von dort Sperrwände herunterfallen würden, um Gäste mit schwerer Artillerie auszusperren. Aber gewundert hätte es mich nicht.
    Das Egg erinnerte an ein umgebautes Warenhaus. Es war tiefer als breit, und die auf massigen Säulen ruhende Decke war sehr viel höher als nötig. Es gab vier Theken, die größte entlang des vorderen Viertels der linken Wand. Die drei anderen befanden sich in der rechten Ecke, auf halber Höhe der rechten Wand und etwas weiter die linke Wand hinab. Diese letzte bediente die Tische, an denen Karten gespielt wurde. In der hinteren rechten Ecke war ein TriVid-Projektor aufgebaut, der alte Musik-TriVids abspielte. Im Augenblick schwenkte gerade die kleine Becky Shaw die Hüften. Dass sie inzwischen erwachsen und ihre Karriere als Rebecca! neu gestartet hatte, schien hier nicht angekommen zu sein.
    Ich blieb im Eingang stehen und fühlte, wie mich mehr Blicke abschätzten als beim Abwurf in eine Kampfzone. Die Angestellten nicht eingerechnet, befanden sich vielleicht hundert Leute in der Kneipe, und mindestens die Hälfte von ihnen strahlten etwas Raubtierhaftes aus. Sie musterten mich als Ärger, möglichen Verbündeten und definitiv als potenzielles Opfer.
    Ich ließ ihnen Zeit zu einem gründlichen Blick, dann ging ich zur Theke. Eine Bardame kam rüber und schaute mich fragend an. Ich deutete auf ein Neonzeichen. »Stimmt das Schild? Ich nehm eins.«
    Der breitschultrige Bursche im ärmellosen Hemd links von mir zog die Schultern hoch und kicherte in sein Bier. »Die einzige Möglichkeit, dass es inner Kneipe wie der hier Timbiqui Dunkel gibt, ist, wenn du's woanders säufst und hier auspisst.«
    Ich schaute ihn an. »Weißt du, dass du mehr Haar auf den Schultern hast als auf dem Kopf?«
    Er hatte schon so viel Bier oder so wenig Grips im Schädel, dass er eine Weile brauchte, um die Beleidigung darin zu erkennen. Als er aufstand, konnte ich ihn mir leicht als Boris' kleinen, dümmeren Bruder vorstellen - eine nicht als Beleidigung gemeinte Einschätzung. Seine Linke packte den Griff des Bierkrugs fester, um mir das Bier ins Gesicht zu schütten, den Krug auf meiner Stirn zu zerschmettern und mir anschließend mit den Fäusten die Glassplitter in den Schädel zu hämmern.
    Der Mensch braucht ein Hobby, und den Narben auf seinen Fingerknöcheln nach zu schließen machte ihm seines gehörigen Spaß.
    Eine Hand landete auf seiner rechten Schulter. »Ruhe bewahren, Sergeant.«
    Er kam noch mal eine Sekunde hoch, dann drehte er sich mit verwirrt gerunzelter Stirn zu der Sprecherin um. »Hab'n Sie gehört, wasser gesacht hat?«
    »Er hat ein Bier bestellt.« Die dunkelhaarige Frau schob sich zwischen mich und Boris Junior, aber dazu musste sie erst warten, bis ich den Fuß vom hinteren Bein seines Barhockers wegzog. Dann trat sie an den Tresen und klopfte mit den Knöcheln auf die Platte. »Tina, zwei Flaschen Diamond Negro.«
    Ich schaute hoch, fand aber kein Schild mit dieser Aufschrift. »Kenne ich nicht.«
    »Basaltsche Marke. Kein Timbiqui Dunkel, aber trotzdem gut. Wird oben in Contressa gebraut, wo der Broad River ins Meer mündet. Ich lasse es anliefern.«
    Ich griff in die Tasche nach Geld, aber meine Wohltäterin schüttelte den Kopf. »Das geht auf mich.«
    »Ich schulde Ihnen was für die Lebensrettung.« Der Mann hinter ihr schnaufte, während er den Satz durcharbeitete.
    »Falls es darum geht, wessen Leben hier gerettet wurde, müsste Mustang für uns beide bezahlen, und zwar lange.« Im Licht des Neonschriftzugs funkelten rote und gelbe Glanzlichter in ihren braunen Augen. »Sie hätten seinen Hocker umgekippt und ihm dann -aber was? - zwischen die Beine getreten oder auf den Hals?«
    »Eines oder das andere. Ich bin noch neu hier und kenne ihn nicht näher.«
    »In dem Fall wäre es beides geworden. Mehrmals.« Das Bier traf ein, und sie schob mir eines zu. Wir hoben die Flaschen und stießen an. »Ich bin Alba Dolehide.«
    »Sam Donelly.« Ich trank und das Bier war tatsächlich gut. Sehr gut sogar, doch ich war abgelenkt von der Tätowierung auf ihrem rechten Unterarm. Es war das Abzeichen der Klage.
    Sie senkte die Flasche und lächelte. »Und was macht ein Mech-Krieger wie Sie auf einem Schrottplatz wie diesem?«
    »Könnte eine lange Geschichte werden. Setzen wir uns?«
    »Klar.« Sie ging durch die Menge voraus, und ich war schon wieder abgelenkt, und das nicht nur von

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