Geisterkrieg
meiner Kindheit erinnerte. Nicht, dass ich damals gewusst hätte, was ein Nibbler war oder woher er kam.
Ich vermutete nicht von ungefähr, dass auch die Anstrengungen der von Freundlich angeheuerten Kräfte und unserer Gegner für die Öffentlichkeit weich gezeichnet werden würden, um sie akzeptabler zu machen. In gewisser Weise würden wir wie zwei Nibblerrudel um ein Territorium kämpfen, und beide Seiten würden versuchen, die Rolle von Nifty für sich zu beanspruchen und die jeweilige Gegenseite als seinen bösen Vetter Naughty zu zeichnen.
Aber so oder so waren wir Nibbler, und es würde schwer werden, unsere wahre Natur zu verschleiern. Genau genommen legten Niemeyers Bemerkungen die Vermutung nahe, dass er eine Menge über uns wusste. Ich musste davon ausgehen, dass noch nicht allzu viel geschehen war, sich hier aber langsam ein Aufgebot versammelte und bisher noch keiner das Angebot des guten Colonels angenommen hatte, unsere Abreise zu finanzieren.
Ich wartete nach Niemeyers Abgang noch eine halbe Stunde, bevor ich wieder loszog. Die Zeit verbrachte ich damit, die Etiketten aus den soeben erstandenen Kleidern zu entfernen, bevor ich mich so umzog, dass ich in der Menge unterging. Ich verließ das Hotel und hielt Ausschau nach Verfolgern, ohne welche zu bemerken. Ich hielt ein Schwebertaxi an - oder versuchte es zumindest. Die beiden ersten wurden von Asiaten gesteuert und weigerten sich, mich mitzunehmen. Schließlich stoppte ein chinesisch aussehender Fahrer, der entweder abenteuerlustig oder besonders hungrig war. Ich stieg ein und bat ihn, mich irgendwohin zu bringen, wo der Schnaps mich nicht umbrachte, auch wenn man das bei den Gästen nicht garantieren konnte. Er lachte, dann sah er im Rückspiegel meine Miene und fuhr schweigend los.
Er brachte mich am Flussufer entlang nach Norden. Manville dehnte sich rund um die Innenstadt aus. Im Norden der Stadt wurde der Fluss schiffbar, sodass sich auf dieser Seite Docks, Lagerhallen und Industriegelände angesiedelt hatten. Im Süden, wo die drei Flussläufe mehr Ufergrundstücke boten, waren Vororte entstanden. Die Hügel wurden zu den olympgleichen Inseln der Reichen wie Emblyn. Der Germayne-Palast bedeckte eine Hügelkuppe im Südosten, auf der er, wenn die Wolkendecke aufriss und ein Sonnenstrahl ihn traf, wie ein Märchenschloss glänzte.
Mein Fahrer versuchte sich vorsichtig an einer Unterhaltung, während wir in ein Geschäftsviertel des Industriedistrikts fuhren. Offenbar hatte man vor vielleicht dreißig Jahren versucht, hier im Zuge einer Sanierung mit Dachwohnungen und Ladengeschäften eine wohlhabendere Klientel anzulocken. Doch die hatte sich nicht gehalten, und das Viertel glitt wieder in den schleichenden Verfall ab.
Ich ließ mich eine Querstraße südlich eines Lokals namens The Cracked Egg absetzen. Wir fuhren erst daran vorbei und kamen dann in einer Schleife um den Block zurück. Als wir die Kneipe passierten, wurde das Taxi schneller, was ich als gutes Zeichen wertete. Das und das Kneipenschild, auf dem ein eiförmiges Landungsschiff von brutalem Geschützfeuer zerfetzt wurde, sagten mir, dass ich genau die Art Spelunke gefunden hatte, nach der ich suchte.
Der Fahrer murrte, weil ich ihm kein Trinkgeld gab, aber ich knurrte ihn nur an. Seine chinesischer Kommentar bezog sich auf meine Abkunft und ist nicht zur Wiederholung in einer literarisch angehauchten Schilderung wie dieser geeignet. Er jagte wütend davon und ich verabschiedete ihn mit ausgiebigen obszönen Gesten.
Nachdem er um die nächste Ecke verschwunden war, widmete ich mich der Kneipe. Ich beobachtete das Egg eine Weile und sah, dass relativ wenig Gäste es betraten oder verließen. Ich bemerkte allerdings eine gewisse Aktivität an einem Fenster im dritten Stock der gegenüberliegenden Straßenseite, ein Haus weiter. Vermutlich Niemeyers Abteilung Staatssicherheit bei der Arbeit. Ich musste damit rechnen, dass mein Besuch des Egg so kurz nach unserem Gespräch eine erneute Visite in meinem Zimmer veranlassen würde, also musste ich mich vorsehen.
Ich wanderte die Straße hinab und in die Kneipe. Die Tür öffnete sich in einen kurzen Gang mit Wellblechwänden, der mich zwang, erst drei Schritte nach links zu gehen und dann wieder nach rechts abzubiegen. Mit ziemlicher Sicherheit wurde ich auf dem kurzen
Stück bis zur zweiten Biegung auf Waffen durchleuchtet. Ich sah allerdings niemanden, der mich hätte aufhalten können, wäre ich bewaffnet gewesen. Meine Augen
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