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Geisterreigen

Geisterreigen

Titel: Geisterreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah Kayser
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zwischen den Bäumen gesehen hatte. In seinen Augen brannte ein animalisches Feuer.
    "Mary, nein!" Vor das Frauengesicht schob sich die Gestalt e ines kleinen, blonden Mädchens. Es streckte die Hände zum Bett aus. "Verschwinde!" stieß es hervor. "Los, verschwinde!"
    Das Tier ließ von Diana ab. Noch während sich Lucys Gestalt auflöste, sprang es aus dem Fenster.
    Diana saß wie betäubt da. Langsam ließ ihr Schock nach und sie begann die Biß- und Kratzwunden zu spüren, die ihr das Tier zugefügt hatte. Unsicher tastete sie an ihren Hals. Ihre Fingerspitzen verfärbten sich rot.
    Ich muß Hilfe holen, dachte sie und stand taumelnd auf. Sie ging um ihr Bett herum und schaltete das Licht ein. Erst als sie in ihren Morgenrock schlüpfen wollte, fiel ihr ein, daß sie die March's ja a nrufen konnte.
    Zitternd wählte die junge Frau die Nummer des Butler-Ehepaars. Sie mußte es dreimal läuten lassen, bevor sich John March schlaftrunken meldete. Als sie ihm jedoch sagte, was vo rgefallen war, wurde er sofort hellwach.
    "Wir sind in zehn Minuten bei Ihnen, Miß Diana", versprach er. "Schließen Sie bitte gleich das Fenster und dann legen Sie sich wieder hin."
    "Ja, es wird wohl das Beste sein", meinte Diana. Sie fühlte sich benommen. Überrascht stellte sie fest, daß sie es gerade noch schaffte, das Fenster zu schließen, aber nicht mehr in der Lage war, ins Badezimmer zu gehen, um das Blut von ihren Armen und ihrem Hals abzuwaschen.
    Sie hatte sich gerade wieder hingelegt, als auch schon Edith und John March ins Zimmer kamen. Beide hatten über ihre Nachtsachen nur rasch einen Morgenmantel geworfen. Ihre Füße steckten in unförmigen Pantoffeln. Während sich der Butler davon überzeugte, daß auch wirklich alle Fenster fest geschlossen waren, beugte sich seine Frau über Diana. "Dieses Vieh hat Sie ja schrecklich zugerichtet", sagte sie mitleidig und eilte ins Bad, um feuchte Tücher zu holen.
    "Am besten, wir verständigen Doktor Hunter", meinte Mr. March, nach einem Blick auf Dianas Wunden. "Haben Sie erkennen können, was für ein Tier Sie überfallen hat?" fragte er und wandte sich dem Fenster zu. "Ich möchte nur wissen, wie es die Mauer heraufgekommen ist." Nachdenklich schüttelte er den Kopf.
    "Es könnte ein Marder gewesen sein", vermutete Diana. Sie schaute auf ihre zerkratzten Arme. "Seine Augen glühten in der Dunkelheit." Noch jetzt glaubte sie den Aasgeruch seines Atems zu sp üren.
    "Ich werde morgen rund um den Turm Fallen aufstellen, damit dieses Vieh Sie nicht noch einmal überfällt, Miß Diana", ve rsprach der Butler und wählte die Nummer des Arztes.
    "Falls Fallen etwas nützen", bemerkte seine Frau bedrückt. Sie setzte sich zu Diana aufs Bett. "Denken Sie nach, Miß Diana", bat sie. "Könnte es sich bei diesem Tier nicht um ein Wesen aus der Totenwelt handeln? Vor achtzig Jahren ist Rosaly Rowland, sie war damals sechs Jahre alt, in ihrem Bett von einem Tier überfa llen worden, das nicht von dieser Welt gewesen sein kann. Die Kleine hatte nicht soviel Glück wie Sie. Das Tier zerbiß ihr die Halsschlagader."
    Diana schloß die Augen. "Es muß ein Marder gewesen sein", sagte sie leise und verschwieg den March's, daß sie auch Mary und Lucy Cook gesehen hatte. Sie griff an ihren Hals. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten, nachdem Edith March sie abgetupft hatte. "Ich hörte ja noch, wie er aus dem Fe nster sprang."
    "Ich habe Angst um Sie, Miß Diana", sagte die Köchin und umfaßte die Hand der jungen Frau. "So furchtbare Angst."
    14.
    Es gab kaum jemanden in Alberry, der nicht davon überzeugt gewesen wäre, daß Diana Rowland von einem Tier aus der Ge isterwelt angegriffen worden war.
    "Eines Tages wird sich der Fluch auch an ihr erfüllen", meinte Bert Eason, als er und Daisy sich zum Lunch in Annies Teehaus trafen. Das junge Mädchen hatte an diesem Nachmittag frei. Bert hatte extra Urlaub genommen, um ein paar Stunden mit seiner Verlobten zu verbringen.
    "Und wenn es nun wirklich ein Marder gewesen ist?" fragte Daisy. Sie griff nach ihrem Besteck. "Vorgekommen ist so etwas schon. Jedenfalls hat Doktor Hunter Miß Rowland vorsichtshalber eine Spritze gegen Tollwut gegeben." Sie verzog das Gesicht. "Die Arme wird während der nächsten Wochen noch einige Spritzen bekommen. Sie sollen nicht gerade angenehm sein."
    "Das kann man wohl sagen." Bert nickte. "Erinnerst du dich, als mein kleiner Bruder damals von dem tollwütigen Hund ang efallen wurde? Nur die Spritzen haben sein Leben

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