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Geisterreigen

Geisterreigen

Titel: Geisterreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah Kayser
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denken." Die junge Frau schaute am Haus hinauf. Nur in der Halle und im Treppe nhaus brannte noch Licht. Die March's und das übrige Personal lagen bestimmt schon in ihren Betten und schliefen.
    "Wahrscheinlich ahnst du nicht, wie sehr es mich bedrückt, dich auf Rowland Castle zu wissen", meinte Timothy. "Ich kann nach wie vor nicht an Geister und dergleichen glauben, aber hier geht etwas vor sich, das mir nicht gefällt." Er seufzte auf. "Am liebsten würde ich dich bitten, in ein Gasthaus zu ziehen. Aber davon abgesehen, daß du das nicht tun würdest, wäre es auch nur Wasser auf die Mühlen all der Leute, die dich gerne von hier ve rtreiben würden."
    "Du sagst es", bestätigte seine Freundin. "Zudem würde ich dadurch dem letzten Wunsch meines Onkels widersprechen." Sie berührte liebevoll sein Gesicht. "Mach dir keine Sorgen, Timothy. Es mag lächerlich klingen, aber ich bin mir sicher, daß es auf Rowland Castle etwas gibt, was mich beschützt."
    "Hoffen wir, daß dein Schutzengel niemals einschläft", bemerkte er sarkastisch und ging mit ihr zum Portal. "Ich rufe dich morgen früh an, Darling. Hast du nachmittags Zeit, wieder bei mir auszuhelfen?"
    "Zeit habe ich, aber was sagt deine Sprechstundenhilfe dazu, daß ich so oft in der Praxis bin?" Diana konnte sich nicht vorste llen, daß Miß Even sie besonders mochte.
    "Der guten Abigail wird nichts weiter übrigbleiben, als sich damit abzufinden", erwiderte Dr. Lansing. "Zudem gehst du b edeutend geschickter mit meinen vierbeinigen Patienten um als sie." Er nahm sie erneut in den Arm. "Schlaf gut, Darling. Vergiß nicht, beim Einschlafen an mich zu denken."
    "Immer diese Sonderwünsche", beschwerte sich die neue He rrin von Rowland Castle lachend.
    "Und das ist erst der Anfang", behauptete er. Leidenschaftlich küßte er sie.
    Beschwingt stieg Diana wenig später die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf. Im ersten Stock trat sie ans Fenster und blickte auf die Einfahrt hinunter. Sie konnte gerade noch die Rücklichter von Timothys Wagen sehen. Leise seufzte sie auf. Sie gestand sich ein, daß sie ihren Freund schon jetzt vermißte.
    Auf ihrem Nachttisch stand ein Glas Milch. Diana trank es, während sie sich auszog. Rasch suchte sie noch das Bad auf, dann legte sie sich zu Bett. Es war ein wunderschöner Abend gewesen, dennoch war sie todmüde. Mit den Gedanken an Timothy schlief sie ein.
    "Ich liebe dich, Diana", hörte sie im Traum ihren Freund sagen. Er nahm sie ganz fest in den Arm. Von irgendwoher klang Dvoraks Musik. Sie vermischte sich mit dem Tosen der Brandung. Der jungen Frau kam es vor, als würden sie oberhalb der Klippen stehen, aber so sicher war sie sich da nicht, und es war ihr auch völlig gleichgültig. Es zählte nur eines, Timothy. Fast lautlos flüsterte sie seinen Namen.
    "Diana..."
    Irgend etwas Schweres und zugleich Weiches fiel zu Boden. Halb im Unterbewußtsein hörte Diana einen dumpfen Plumps. Stechender Aasgeruch streifte ihre Nase. Timothys Gesicht verschwand zusammen mit Dvoraks Musik und dem Tosen der Brandung, statt dessen hörte sie ein langgezogenes Knurren.
    Die junge Frau erwachte. Noch bevor sie die Augen aufschlug, spürte sie, wie sich jedes Haar an ihrem Körper aufrichtete. Sie war nicht mehr alleine im Zimmer. Funkensprühende Augen schienen sie hun grig anzustarren.
    Es ist ein Alptraum, dachte sie, nur ein Alptraum, aber ihr U nterbewußtsein sagte ihr, daß es keineswegs so war. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und schlug die Augen auf. Entsetzt wich sie zurück. Ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei.
    Keine fünfzig Zentimeter von ihrem Bett entfernt saß etwas Kleines, Dunkles. Seine gelben Augen leuchteten in der Dunke lheit. Ein langgezogenes Knurren entrang sich seiner Kehle. Es zog die Lefzen hoch, und im Mondlicht sah Diana seine weißen, spitzen Zähne.
    Vorsichtig rutschte sie zur anderen Seite ihres Bettes. Sie wollte aufstehen und ins Badezimmer fliehen. Aber es war schon zu spät. Das Tier setzte zum Sprung an. Abwehrend riß sie die Arme vor ihr Gesicht. Seine Zähne bohrten sich in ihr rechtes Handgelenk, aber sie spürte in ihrer Angst keinen Schmerz. Ve rgeblich versuchte sie, das Tier abzuschütteln.
    Diana schrie laut um Hilfe, obwohl sie wußte, daß keiner vom Personal sie hören konnte, da die Leute in einem anderen Flügel der Burg wohnten.
    Plötzlich wurde es für einen Moment hell. Ein vor Haß verzerrtes Frauengesicht tauchte auf. Es war dasselbe Gesicht, das sie an ihrem Ankunftsabend

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