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Geisterreigen

Geisterreigen

Titel: Geisterreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah Kayser
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hielt Lucy ihre Hand. Sie wandten sich einem der unbewohnten Seitenflügel zu. Diana wußte, daß dieser Flügel früher einen eigenen Zugang vom Park aus gehabt hatte, dieser aber schon im letzten Jahrhundert zugemauert worden war.
    Wie von Geisterhand schwang die Tür auf. Es war dunkel, dennoch konnte die junge Frau jede Einzelheit des Treppenhauses erkennen. "Wo führst du mich hin?" fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten.
    "Du wirst schon sehen", antwortete Lucy und ging durch eine bogenförmige Türöffnung, die in einen der Türme führte. Die Treppe war hier so baufällig, daß schon seit Jahren niemand mehr auf ihr zum Söller hinaufgestiegen war.
    Lucy zog Diana in den kleinen Raum, der unterhalb der Treppe lag. Sie bückte sich und schien irgendeinen Mechanismus zu betätigen, denn im selben Moment glitt ein Teil der Mauer beiseite und gab den Blick auf einen kaum einen halben Meter breiten, düsteren Gang frei, der nach unten führte.
    "Humpty Dumpty sat on a roof..." schallte es aus der Tiefe he rauf.
    Lucy drehte sich herum. Ein Lächeln erschien auf ihrem bla ssen Gesicht. "Wir sind alle da", sagte sie. "Alle." Noch immer lächelnd betrat sie den Gang. Willenlos folgte ihr die junge Frau.
    18.
    Es klopfte.
    Diana war erst vor wenigen Minuten erwacht. Sie richtete sich auf. "Ja!" rief sie, während Willow bereits auf seinen riesigen Pfoten zur Tür tapste.
    Daisy brachte diesmal den Tee. "Guten Morgen, Miß Rowland", wünschte sie. "Na, Willow", wandte sie sich an den Bernhardiner. "Du kannst es wohl kaum mehr erwarten, in den Park zu kommen. Nur noch ein paar Minuten." Sie stellte das Teetablett auf dem Nachttisch ab.
    "Guten Morgen, Daisy", grüßte Diana. Sie schloß die Augen, als Daisy die Vorhänge aufzog. "Wie spät ist es denn?" fragte sie und schaute zur Uhr, ohne deren Ziffern richtig erkennen zu kö nnen. Sie kam sich wie betrunken vor. Aber es war nur ihr Traum, der sie noch immer gefangenhielt.
    "Acht", erwiderte Daisy. "Sie wollten heute ausschlafen."
    "Ja, stimmt." Diana mußte lächeln. Eigentlich hatte sie angenommen, daß man sie mindestens bis neun schlafen lassen würde, aber acht Uhr war in Rowland Castle schon das höchste der Gefühle.
    "Sie sehen ziemlich blaß aus", bemerkte das Hausmädchen. Neugierig blickte sie die neue Herrin von Rowland Castle an. I mmerhin wußte sie, daß Diana am Vorabend mit Dr. Lansing ausgegangen war.
    "Ich bin nur noch etwas verschlafen", antwortete Diana. Sie schaute zu Willow. "Bitte, lassen Sie den armen Kerl jetzt in den Park. Er kann es ohnehin kaum noch erwarten."
    "Dann komm, Willow." Daisy hielt dem Bernhardiner die Tür auf. Der Hund schoß regelrecht an ihr vorbei und rannte zur Treppe.
    Diana trank langsam ihren Tee. Ihr Kopf wurde etwas klarer. Sie hatte sich jede Einzelheit ihres Traumes gemerkt. Noch immer sah sie sich hinter Lucy in die Tiefe hinuntersteigen, hörte die Mädchen si ngen...
    Es ist nur ein Traum gewesen, dachte sie. Nur ein Traum.
    Und wenn dieser Traum mir das Grab der Mädchen gezeigt hat? Überlegte sie. Vielleicht gelangt man wirklich durch diesen Gang zu der Höhle, in der sie...
    Nein, es konnte nicht sein!
    Du bist nur zu feige, dem Gang zu folgen, sagte sie sich dann. Du hast Angst, Diana, gib es zu.
    Ja, sie hatte Angst. Es war keine Kleinigkeit einem Gang zu folgen, der weit unter der Erde zu den Klippen führte. Im Traum hatte sie sich auf Lucy verlassen können. Wenn sie jetzt jedoch tatsächlich den Mechanismus fand, der die Wand bewegte, würde sie völlig auf sich gestellt sein. Einzig und alleine Willow konnte sie bei dieser Exkursion mitnehmen. Ihrem Verlobten wollte sie lieber nichts von ihrem Traum erzählen. Sie befürchtete, ausg elacht zu werden.
    Andererseits, wenn es ihr gelang, die Wand zu öffnen, konnte sie ihrem Freund doch Bescheid sagen. Dann würde ja erwiesen sein, daß ihr Traum der Wirklichkeit entsprach.
    Die junge Frau duschte eilig und zog sich an. Sie wählte Jeans und einen dunklen Pullover. Es erschien ihr wichtig, an diesem Morgen praktisch angezogen zu sein.
    "Gibt es eine starke Taschenlampe im Haus, Mister March?" fragte sie, als ihr der Butler wenig später auf der Terrasse das Frühstück servierte.
    "Ja, Miß Diana." Abwartend sah er sie an. Als sie nichts tat, um seine Neugierde zu befriedigen, fragte er: "Zu was benötigen Sie die Taschenlampe? Vielleicht kann ich Ihnen helfen."
    "Nein, das können Sie nicht, Mister March", erwiderte sie und fügte dann zu: "Ich will

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