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Geisterschiff Vallona

Titel: Geisterschiff Vallona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sich wieder auflösten. Und mitten zwischen ihnen schlug und stampfte die Vallona durch die hohen Wellen, obschon ihre
     Segel schlaff von den Masten hingen.
    Sogar die erfahrensten Seeleute waren wie gelähmt vor Schreck. Nur einer von ihnen, vermutlich der Schiffsarzt, erinnerte
     sich plötzlich daran, dass auf der Brücke noch eine Flasche Branntwein stand. Den konnten sie jetzt alle zur Stärkung gebrauchen!
     Er kletterte zum Ruderhaus hinauf, um sie zu holen.
    Das Schiff krängte in den hohen schwarzen Wellen, aber dem Schiffsarzt gelang es trotzdem, sich auf das oberste Deck hochzukämpfen
     und die Tür zur Brücke aufzustoßen. Der Anblick, der ihn dort erwartete, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Noch immer stand der Lotse unbewegt und scheinbar konzentriert am Ruder, aber nun hatteer seinen Mantel abgelegt und gab den Blick frei auf einen Körper, der über und über mit Seegras und Tang bedeckt war. Seine
     Kleider waren nichts als zerrissene, dunkle Fetzen und darunter schimmerte seine Haut weißlich blau und lila. Die Beine des
     Fremden waren aufgequollen und übersät mit Wunden, eitrig und pulsierend voll zuckender Maden, und um ihn herum floss der
     Nebel in dünnen Schwaden, als würde er ihn liebkosen. Dieser Körper konnte unmöglich lebendig sein, das war dem Schiffsarzt
     mehr als klar. Dieser Körper gehörte einem Ertrunkenen, einem Verlorenen.
    Da drehte sich der Lotse um und blickte dem Schiffsarzt geradewegs in die Augen. Er lächelte und der Arzt erkannte, dass nicht
     nur der Körper des Fremden verloren war – auch seine Seele hatte ihn schon lange verlassen.
    Im nächsten Augenblick hallte ein Schrei des Steuermanns vom Unterdeck. Sie hatten es durch den Sund geschafft, aber nun hielt
     die Vallona direkten Kurs auf die Untiefen von Krabbsjögrund.
     
    Jäh wurde den Matrosen klar, was mit ihnen geschah. Der Lotse wollte das Schiff direkt auf das Riff auflaufen lassen! Er war
     nicht gekommen,um ihnen in den Hafen zu helfen. Meer und Klippen am Riff sollten sie zerschmettern!
    Der Schiffsarzt stürzte sich auf den Lotsen, um ihn zu zwingen, den Kurs zu ändern, aber der Lotse lachte nur.
    ›Verlasst das Schiff!‹, schrie einer. ›Er steuert uns ins Verderben!‹
    ›Wir werden untergehen!‹, heulte ein anderer.
    Die Matrosen stürzten an die Reling, manch einer zögerte noch, aber schließlich sprangen sie doch in das kalte, dunkle Wasser,
     während oben auf der Brücke Lotse und Schiffsarzt um das Ruder kämpften. Ein ungleicher Kampf, den der Schiffsarzt nur verlieren
     konnte, obwohl ihm nun auch der Kapitän der Vallona zu Hilfe geeilt war.
    Es war hoffnungslos. Sie rauschten in einer Geschwindigkeit auf Krabbsjögrund zu, als führen sie mit vollen Segeln. Schließlich
     waren sie dem Felsen so nah, dass sie selbst dann nicht mehr hätten abdrehen können, wenn es ihnen gelungen wäre, den Geisterlotsen
     zu überwältigen. Da rief der Kapitän dem Schiffsarzt zu, er solle die Brücke verlassen. In letzter Sekunde folgte er selbst
     ihm nach und zog die Tür hinter sich zu.
    ›Nimmst du mir mein Schiff, dann sollst du auch mit ihm untergehen‹, schrie der Kapitän verbittert, ehe er die Tür hinter
     dem Lotsen verschlossund als letzter Mann die Vallona verließ und in die Wassermassen eintauchte.
    Den Lotsen aber schien das nicht im Geringsten zu stören. Viele der Seeleute berichteten hinterher, dass sie im Lichtschein
     eines Blitzes gesehen hatten, wie er den Kopf nach hinten warf und wahnsinnig und wild lachte, während er geradewegs in den
     Untergang steuerte.
     
    Im Nebel war nur schwer zu erkennen, was dann geschah. Aber das Geräusch, als das Schiff am Riff zerschellte, sprach eine
     eindeutige Sprache. Grauenerregende Schreie vermischten sich mit dem Kreischen von verbiegendem Metall und dem Krachen von
     zersplitterndem Glas und Holz. In dem eisigen, schwarzen Wasser kämpften die Seemänner gegen die Wellen, die drohten, sie
     alle gegen das Riff zu schleudern, sie an den Klippen zu zerschmettern. Und schließlich hallte ein unmenschliches, rasendes
     Brüllen durch den Nebel   …
    ›Ich komme zurück!‹, schrie der Lotse. ›Verflucht seien die Seeleute von Krabbsjögrund! Eines Tages werde ich euch alle holen!‹
    Und dann wurde es still und das Meer beruhigte sich.
    Gott sei Dank waren sie nicht weit vom Landentfernt. Rettungsboote, die schon den ganzen Abend bereitgelegen hatten, waren schnell draußen auf See und konnten die Matrosen
    

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