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Geisterschiff Vallona

Titel: Geisterschiff Vallona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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aus dem Wasser bergen. Schweigend und frierend kam die ganze Besatzung an Land, zu Freunden und Familien.
    Der Schiffsarzt und der Kapitän wurden wie Helden empfangen.
    Und weil Seeleute abergläubisch sind und immer fürchten, ein Unglück herbeizureden, sprach niemals mehr jemand vom Geisterlotsen
     aus Österskär.«

Kapitel 7

    Jetzt schien auch Sara es nicht mehr besonders lustig zu finden, sich zu gruseln. Ihr Gesicht war aschfahl und sie sah betreten
     und angespannt aus. Aber Karl hatte an anderes zu denken. Sowie Ursula angefangen hatte, die Geschichte der Vallona zu erzählen,
     hatte auch die kleine Holzfigur begonnen, sich in seiner Tasche zu drehen und zu winden. Offenbar hing das irgendwie mit dieser
     Geschichte zusammen   …
    »Ist das wahr?«, flüsterte Karl. »Ist es wirklich so gewesen, als die Vallona gesunken ist?«
    »Natürlich ist das wahr.«
    Ernst blickte Ursula durch das Fenster hinaus aufs Wasser.
    »Und er ist immer noch da draußen   … der Lotse   … und wartet auf eine Gelegenheit, sich an den Seemännern von Krabbsjögrund zu rächen   …«
    Sie drehte sich zu Karl um.
    »Mittlerweile gibt es ja den Leuchtturm an der Hafeneinfahrt«, sagte sie. »Niemand erinnert sich mehr an die schwierigen Manöver,
     zu denen man damals gezwungen war, um hier in den Hafen zu kommen. Die Steine sind weggesprengt worden, aber die Leute erzählen
     sich, dass sie jedes Mal wieder auftauchen, wenn der Nebel über Krabbsjögrund liegt. Und jede Fahrt, die der Geisterlotse
     im Nebel macht, endet damit, dass er am Riff zerschellt. Wenn dann jemand in seiner Nähe ist   … ja, dann sind seine Chancen nicht größer als die eines Schneeballs in der Hölle.«
    Karl hörte klar und deutlich, wie die Figur in seiner Tasche schrie. Er schaute sich um, aber die anderen schienen nichts
     davon zu bemerken. Karl räusperte sich. Es war wohl an der Zeit, den anderen zu erzählen, was mit dem Votivschiff in der Sakristei
     passiert war.
    Also angelte er die Holzfigur aus der Tasche, um sie ihnen zu zeigen, aber auch dieses Mal lag sie sofort still und reglos
     in seiner Hand. Wurde er jetzt endgültig verrückt? Verwirrt steckte er die Figur wieder ein. Niemand würde ihm glauben.
    Er dachte an den Moment in der Sakristei und fragte sich abermals, was Doktor Ekwall wohl damit gemeint hatte, als er sagte,
     er wisse überKarl Bescheid. Und wieso war Doktor Ekwall überhaupt in die Sakristei gekommen? Er war doch gar kein Pastor?
     
    Der Holzofen knisterte und in Janssons Schuppen war es richtig warm geworden. Karls Wangen glühten und er schob die Gedanken
     an Doktor Ekwall und das Votivschiff beiseite. Eigentlich war es doch ganz gemütlich, hier um den Tisch zu sitzen, während
     es draußen so neblig war. Und mittlerweile hatte er auch keine Angst mehr. Weder Schrott-Jansson noch Ursula schienen besonders
     besorgt wegen des Unwetters – und die sollten es ja nun wirklich wissen.
    Sara schlug vor, Monopoly zu spielen, und Ursula streckte die Finger nach einer neuen Zimtschnecke aus.
    »Ja, wir können ebenso gut versuchen, uns irgendwie zu amüsieren. Vielleicht sitzen wir die ganze Nacht hier fest.«
    Schrott-Jansson erinnerte sich, dass er das Spiel im Sommer an ein paar Gäste verliehen hatte, aber er war sich auch ziemlich
     sicher, dass er es wieder zurückbekommen hatte, als sie am Ende der Ferien abgereist waren.
    Ursula nahm einen großen Bissen von ihrer Zimtschnecke.
    »Ach ja, die Sommergäste. Das ist auch so eine Sorte für sich. Könnt ihr euch das vorstellen? Als ich mit der Fähre anlegen
     wollte, hat uns fast ein Boot gerammt, das aufs Meer rausgefahren ist! Das können doch nur Sommergäste gewesen sein. Richtige
     Idioten. Stellt euch das doch mal vor, die fahren in den Grauen raus. Das ist doch lebensgefährlich. Es leuchtet ja nicht
     mal der Leuchtturm! Der ist schließlich auch schwarz geworden, als der Strom ausgefallen ist.«
    Karl erstarrte.
    »Was war das für ein Boot?«
    Sorglos kaute Ursula weiter ihre Zimtschnecke.
    »Das konnte ich nicht so genau erkennen. Die Sicht war ja ziemlich schlecht.«
    »Aber wie sah es aus?«
    »Blau, glaube ich. So ähnlich wie die Barbarella.«
    Karl wurde es mit einem Mal kalt. War sein Großvater aufs Meer rausgefahren? Aber das war doch blanker Wahnsinn. Ursula bemerkte,
     wie nervös er wurde, und versuchte sofort, ihn zu beruhigen, indem sie abwehrend mit den Händen wedelte.
    »Das war nicht das Boot deines Großvaters. Auf keinen

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