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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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den Durchschnittsbürger herzustellen, der wenig oder keine Fähigkeiten oder Begabung besaß. Die meisten funktionierten nicht besonders gut. Sie beruhten mehr auf dem Vertrauen der Anwender auf die Wirkung als auf tatsächlicher Magie.
    Wie sich diese Zauber und Bannsprüche anfühlten, wusste sie aus langer Erfahrung. In den Heimen ihrer Verdächtigen war sie immer wieder auf solchen Tand gestoßen: Traumsafes, in denen man angeblich Albträume wegschließen konnte, Beutelchen mit Glücksbringern, die Sicherheit und Wohlstand bringen sollten, und gelegentlich auch mal einen im Bad installierten Sexzauber. Das waren meistens auch die, die noch am ehesten wirkten — und Chess damit unsagbar auf die Nerven gingen, die Sexmagie nicht leiden konnte —, einfach, weil es bei Sex um eine Art von Energie ging, die den meisten Menschen vertraut war. Jeder Idiot konnte geil werden.
    Aber das hier hatte nichts mit plumper Amateurmagie gemeinsam, nicht im Geringsten. Es war zu subtil, zu gut versteckt.
    Sie bemerkte gar nicht, wie sie auf den nächsten Treppenabsatz starrte, bis Terribles leise Stimme sie aus der Versenkung riss. »Stimmt was nicht?«
    »Ich glaube, hier drinnen ist irgendwas Magisches«, sagte sie und passte sich automatisch seinem Flüsterton an.
    »Ist doch nix dabei, oder? Glücksbringer und so Zeug.«
    »Aber nicht so. Solche Zauber - Zauber, die von kompletten Laien gewirkt werden - fühlen sich ... unfertig an, wenn du weißt, was ich meine. Sie sind nicht besonders gut gearbeitet, einfach nur kleine Kleckse aus schwacher Energie. Aber das hier ...« Sie hielt inne, als ihr plötzlich klar wurde, dass sie sich gerade unterhielten. Sich ganz normal unterhielten.
    Und damit wäre es sofort vorbei, wenn sie es ansprechen würde. Ups. »Das hier ist ’ne andere Nummer. Wer auch immer hier drinnen gezaubert hat, wusste, was er tat. Und er hat versucht, die Spuren zu verwischen. Die Spuren der Magie, meine ich. Er wollte nicht, dass jemand mitkriegt, was er hier macht.«
    »Vergiss nicht, dass das hier alles Bump gehört. Der hat allen Grund, vorsichtig zu sein. So ’nen Scheiß sollte man hier lieber bleiben lassen.«
    »Alle Leute hier? Die gehören alle zu Bump?«
    Er zuckte die Schultern. »Denke schon, ja.«
    »Dann wollen wir uns das mal ansehen, hm?«
    Ein erneutes schwaches Achselzucken, als wäre es ihm zu anstrengend, die Bewegung überhaupt zu beenden, dann stieg er vor ihr die Treppe hinauf. Der Boden war einmal mit Linoleum ausgelegt gewesen, und dort, wo die Stufen an die Wand stießen, waren noch hochgebogene Fetzen sichtbar, die wie Buchstützen aussahen.
    Der Geruch drang ihr in dem Moment in die Nase, als sie den
    Fuß auf den Treppenabsatz setzte. Terrible blieb wie angewurzelt stehen; hätte sie nicht dasselbe getan, wäre sie gegen ihn geprallt. Er drehte sich zu ihr um, und in diesem Moment dachte sie nicht mehr daran, was sie ihm angetan hatte oder was er ihr angetan hatte oder was sie am liebsten mit ihm gemacht hätte. Sie dachte nur noch an den Geruch des Todes, bei dem sich jetzt die Härchen auf ihren Armen aufrichteten, und sie dachte daran, dass alles gerade noch mal einen Riesenzacken schlimmer geworden war. Für sie alle.

9
    Vergiss nie, welche Macht im Blut schlummert.
    Ich empfehle, alles zu verbrennen, was damit in Berührung kommt. Das mag übertrieben erscheinen, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht!
    Ratschläge für die Damenwelt von Mrs Increase
    Sie rannten beide los. Die Treppe hinauf und durch die offene Tür zur Linken des leeren Treppenabsatzes, bis zu der Stelle, an der Chess’ Magen einen gewaltigen Satz machte und beinahe seinen gesamten Inhalt von sich gegeben hätte.
    Es war kein Mord. Nicht mal Massenmord. Es war ein Massaker. Anders konnte man es nicht nennen, kein anderes Wort passte.
    Alles war mit Blut bedeckt, so dick und so lückenlos, dass sie einen Moment glaubte, durch eine Linse zu sehen. Erst der dreckige Stuck, der durch die Spritzer an der Decke lugte, überzeugte sie, dass es tatsächlich Blut und keine rote Wandfarbe war, was da immer noch langsam von oben heruntertropfte. Der Teppichfetzen am Boden war blutdurchtränkt, die in der Ecke gestapelten Müllsäcke glänzten vor Blut, und ein Stapel löchriger Decken klebte blutverschmiert an der Wand.
    Sie brauchte einen Moment, um die Leichen in diesem Blutmeer zu entdecken, aber sie waren da. Oder wenigstens ... teilweise. Sie waren auf dem Boden verstreut, als hätte ein Kind achtlos mit

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