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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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vernarbte Wand und übergab sich, kaum noch bei Sinnen, während sie die abscheuliche Kröte mit letzter Kraft an die Brust drückte.
    Klauenfinger schlossen sich um ihren Arm. Es war die Frau, das Gesicht blutüberströmt. Chess versetzte ihr einen kraftlosen Tritt. Jede Bewegung war ein Kampf durch Morast und den brüllenden Hass in ihrem Körper.
    Ein Kreischen drang aus dem Mund der Frau. Chess bekam eine Gänsehaut und presste den Fetisch noch fester an sich. Sie trat um sich und schrie, trotz des schrecklichen Geschmacks in ihrem Mund und der grauenhaften Macht, die sie zu ersticken drohte.
    Die Frau riss den Kopf zurück. Eine rasche Bewegung wie der Flügelschlag eines Kolibris, dann sprudelte ihr das Blut aus der Kehle. Das Licht in ihren Augen erstarb flackernd wie in einer altersschwachen Glühbirne. Sie stürzte zu Boden und blieb mit verrenkten Gliedern liegen.
    Nur Chess’ dröhnender Herzschlag unterbrach die folgende Stille. Durch den Schleier vor ihren Augen sah sie, wie Terrible sich vorbeugte und ihr die Hand hinhielt. Sie drückte sich in die Ecke, auf der Flucht vor seiner Berührung.
    »Nein. Nein, fass mich nicht an, fass mich nicht an, es klebt überall an mir, du darfst mich nicht anfassen ...«
    »Ruhig, Chess. Ganz ruhig. Ich rühr dich nicht an, okay? Sag mir einfach, was ich machen soll. Wie kann ich dir helfen?«
    Erneut traten ihr die Tränen in die Augen; sie schüttelte den Kopf, halb, um sie vor ihm zu verbergen, halb, um nicht hemmungslos loszuheulen. Der Druck des Zaubers hatte mit dem Tod seiner Urheberin nachgelassen, aber der Fetisch selbst schnürte ihr immer noch die Luft ab und gab ihr das Gefühl, als würden sich schleimige schwarze Tentakel in ihren Körper schieben, sich in ihre Organe bohren - bis tief in ihre Seele. Das Bild - ganz zu schweigen von dem Gefühl an sich - sorgte dafür, dass ihr Magen erneut rebellierte. Verdammt, es war unerträglich!
    »Wir haben Zeit, Chess. Kein Problem. Sag einfach, wenn du so weit bist, okay? Alles in Ordnung hier.«
    Was sie brauchte? »Meine Tasche. Ich brauche meine Tasche.«
    Das Blut - das Blut der drei toten Hexer, die jetzt um sie herum verstreut waren, und auch das Blut der Opfer im anderen Zimmer - rief sie, lockte sie so stark, dass sie noch einmal die Stirn gegen die Wand knallen musste, so fest sie konnte, um dagegen anzukommen. Der Fetisch in ihren Armen bebte vor Macht. Er wollte das Blut. Und das Blut wollte ihn.
    Die Tasche rumste halb geöffnet neben ihr auf den Beton, aber ihre Finger weigerten sich, den Fetisch loszulassen.
    Sie wollte sprechen; schluckte und setzte neu an, als die Worte sich in der Kehle zu einem widerspenstigen Knäuel ballten. »Gib mir ... ähm ... da sind irgendwo ein paar Handschuhe drin.«
    Für Handschuhe war es inzwischen schon ein bisschen zu spät, aber sie hatte das grauenhafte Gefühl, dass jede Sekunde, in der sie weiter Kontakt mit dem Fetisch hatte, ihm eine weitere Sekunde Zeit gab, seine furchtbaren Zähne in sie zu schlagen und ihr Energie abzusaugen wie ein Moskito.
    Er riss die Tasche auf und stocherte vorsichtig darin herum. Selbst durch den magischen Schleier um sie herum merkte sie, wie unbehaglich er sich fühlte.
    Ein paar Sekunden später hielt er ihr die Handschuhe vors Gesicht; es gelang ihr, sich die Kröte zwischen die Knie zu klemmen, während sie sich einen Handschuh überstreifte, um gut geschützt nach dem Fetisch zu greifen. Der Energiestrom war jetzt schwächer. Er war immer noch da, und er war immer noch grauenhaft, aber eindeutig besser zu ertragen. Ihre Lungen weiteten sich sogar ein bisschen, als sie Luft holte, und als sie sprach, klang ihre Stimme wieder fester.
    »In meinem Etui ist ein Eisenmesser mit einer schwarzen Klinge. Gibst du mir das mal?«
    In der gegenüberliegenden Ecke befand sich ein Stück freier Boden, so sauber, wie es unter diesen Umständen möglich war. Nachdem Terrible ihr das kurze Messer gereicht hatte, stand sie mit zitternden Beinen auf, und steuerte darauf zu.
    Über dem Fenster klebte immer noch ein Stück Zeitungspapier. Sie setzte den Fetisch ab, zupfte an der Verkleidung und riss sie schließlich ab.
    Im hellen Nachmittagssonnenschein zeigte sich das Ding in seiner ganzen Abscheulichkeit. Über den Bauch lief eine krumme Linie aus schwarzen Nadelstichen. Das Füllmaterial beulte die Haut aus - was auch immer es sein mochte. Sie hielt den Fetisch mit der behandschuhten Linken fest und trennte mit der Eisenklinge die Naht

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