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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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und hielt eine der Flaschen empor, ein extravagantes Stück aus geschliffenem Glas, wie man es auf der Anrichte eines Neureichen finden mochte. Diese hier war allerdings fleckig und verstaubt. Die Flüssigkeit im Inneren hatte einen giftigen Orangeton.
    Ihre Arme juckten. Geistesabwesend kratzte sie daran herum, während Maguinness in den blumigsten Wendungen von den Vorzügen seines Gebräus schwärmte, aber es schien nicht zu helfen. Das Jucken dicht unter der Haut blieb.
    Da stimmte irgendwas nicht. Sie hatte sich extra noch mal eine Dosis verpasst, bevor sie aus dem Haus gegangen war. Entzugserscheinungen kamen also nicht infrage. Irgendwas war hier faul. Magie, kein Zweifel, und in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich in unmittelbarer Nähe von Tränken befand, die ganz bestimmt magische Zutaten enthielten, war es auch nicht weiter verwunderlich, dass ihre Sinne anschlugen. Aber es fühlte sich ... unnormal an. Nicht wie die Magie, die sie einsetzte oder mit der sie es normalerweise zu tun bekam.
    Instinktiv warf sie Terrible einen Seitenblick zu, der ungeduldig neben ihr mit den Füßen scharrte, die Arme verschränkt und auf Sicherheitsabstand zu ihr. Auch das war irgendwie schräg. Na ja, der Sicherheitsabstand war im Moment nichts Ungewöhnliches. Aber wie seine Finger am Ärmelstoff hemmspielten, das ständige nervöse Schlucken ... definitiv nicht normal.
    »Terrible«, flüsterte sie und beugte sich zu ihm hinüber. »Alles klar?«
    Er hörte sie gar nicht. Oder vielleicht ignorierte er sie auch einfach. Sie versuchte es noch einmal und streckte die Hand nach seinem Arm aus. »Terrible, geht es dir ...«
    Er zuckte so heftig zurück, dass ihr fast das Herz stehen blieb, und warf ihr einen hasserfüllten Blick zu, bevor er sich umdrehte und sich durch die Menge drängelte. »Schon okay. Gehen wir.«
    Sie hatte schon in der Vergangenheit manchmal überlegt - eigentlich ziemlich oft -, ob er vielleicht eigene magische Fähigkeiten besäße. Nicht genug, um bei der Kirche anzufangen; nur etwas mehr als der Durchschnittsbürger. Aber eben doch mehr. Hatte er das merkwürdige Kribbeln auch gespürt, das Maguinness in ihr ausgelöst hatte?
    Sonst schien niemand etwas zu bemerken, und falls doch, versteckten sie es ziemlich gut.
    Also wirkte es auf sie und ihn ... der Gedanke war da, bevor sie sich bremsen konnte.
    Hatte sie ihm irgendetwas angetan, als sie ihm das Symbol in die Brust geritzt hatte?
    Das Symbol selbst war illegal. In den frühen Tagen der Kirche war es zum Schutz der Angestellten im Fall von Geisterangriffen eingesetzt worden. So war die Seele an den Körper gebunden worden, bis medizinische Hilfe eintraf. Ein Student hatte es dann allerdings mit grauenhaften Folgen abgewandelt, sodass Menschen, die damit markiert waren, zu einem weit geöffneten Gefäß für Geister wurden, die sie beherrschen wollten.
    Aber die abgewandelte Version hatte sie gar nicht benutzt. Eigentlich hätte alles nach Plan laufen sollen.
    Aber andererseits hätte sie auch behütet im Schoß von liebenden Pflegefamilien aufwachsen sollen, und das war ganz sicher nicht der Fall gewesen. Es sei denn, man verstand unter »behütet« »durchgefickt und verprügelt« und unter »liebenden Pflegefamilien« »kinderschändende, drogenvertickende, geldgeile Arschlöcher«.
    So viel zum Thema »hätte« und »eigentlich«.
    Kaum waren sie im Auto, schob er ihr die Akte rüber und jagte den Wagen in einem Wirbel aus quietschenden Reifen vom Bordstein. Sie warf ihm einen scharfen Blick zu und straffte in Erwartung eines Streits die Schultern.
    Sie hatte ihm unsagbar übel mitgespielt. Sie hatte ihn betrogen, ihn angelogen, und ihr war klar, dass er glauben musste, sie hätte ihm außerdem etwas vorgemacht und ihn ausgenutzt, gemeinsame Sache mit seine Todfeinden gemacht und ihnen die nötigen Informationen geliefert, um ihn wirklich umzubringen. Vor allem hatte sie ihn verletzt. Und wenn der Schmerz in ihrer Brust auch nur entfernt dem entsprach, was er fühlte, gestand sie ihm nur zu bereitwillig seine Rache zu. Mehr noch, sie war gewillt, sie klaglos zu ertragen, in der Hoffnung, dass er irgendwann zu dem Schluss kam, dass sie genug gestraft war, und dass sie beide vielleicht einen neuen Anfang machen konnten.
    Aber im Moment waren sie auf dem Weg, um mit dem Mann zu sprechen, der die Leichenteile auf dem verlassenen Baugrundstück gefunden hatte - Ratchet. Darauf musste sie sich jetzt konzentrieren, statt auf die nächste spitze

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