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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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mucksmäuschenstill. Keine der Türen zum großen Vorraum stand offen. Durch das bunte Fenster über der Treppe fielen einige Sonnenstrahlen in die Diele und gaben der hohen Holzverkleidung an den Wänden eine anheimelnde Note.
    »Richtig gemütlich«, flüsterte Bob und wandte sich in Richtung Salon. Justus klopfte schon an die Tür.
    »Herein«, sagte eine feste Stimme. Sergeant Hawthrone saß wie am Vortag auf dem Sofa und sah sie erstaunt an. »Ihr?« Er stand auf. »Was gibt’s denn?«
    »Das wollten wir auch gerade fragen«, sagte Justus keck.
    Einen Moment lang überlegte der Polizist. Dann hellte sich seine mürrische Miene auf. »Capistrano hat mir erzählt, dass ihr Cotta kennt. War mein Ausbilder auf der Polizeischule. Is’n prima Kerl.«
    »Wissen wir«, erwiderte Justus. »Können wir uns setzen?« Im selben Augenblick machte er es sich in einem der Sessel bequem, und die beiden anderen taten es ihm nach.
    »Wo sind eigentlich die Herrschaften?«, fragte Peter so beiläufig wie möglich.
    »Oben. Am anderen Telefon.« Hawthrone machte eine entsprechende Kopfbewegung und verdrehte die Augen. »Mit einem Kollegen von mir. Die wollen jetzt einen privaten Entführungsspezialisten einsetzen.« Er hielt inne und dachte kurz nach. »Euch kann ich’s ja erzählen.« Hawthrone schien einem kleinen Plausch nicht abgeneigt.
    »Wir haben da einen roten Porsche gesehen«, sagte Justus und schlug die Beine übereinander.
    »Gehört der Tochter von Mr Oames«, nahm der Polizist den Faden sofort auf. »Die müsstet ihr mal sehen. Sieht super aus.«
    Peter lenkte das Gespräch auf die Entführer. Hawthrone sagte knapp, sie hätten sich nicht mehr gemeldet.
    »Eigentlich ungewöhnlich«, meinte Bob, »oder?«
    Der Polizist nickte. Sein auffallend breiter Mund verlieh ihm einen freundlichen Gesichtsausdruck. »Oames ist jetzt vierzig Stunden verschwunden. Je länger die warten, desto größer die Chance, dass wir sie finden.«
    Justus setzte seine naive Miene auf. »Gibt’s denn neue Spuren?«
    »Nur diese Reifenabdrücke. Vermutlich von einem Kleinwagen. Und das Profil von einem Turnschuh, in der Erde neben der Terrasse.« Hawthrone schien keine Bedenken mehr zu haben, sie ins Vertrauen zu ziehen.
    Er nimmt uns nicht richtig ernst, dachte Justus, aber das kann uns nur recht sein. »Doch das Rosenspalier«, murmelte er in sich hinein, so dass der Sergeant es nicht hören konnte.
    Das Telefon läutete. Der Polizist schreckte leicht zusammen. Dann legte er die Hand auf die Lippen und machte drei Schritte zum Schreibtisch, auf dem auch das Aufnahmegerät untergebracht war. Er fixierte das Telefon. Als es nicht mehr läutete, nahm er den Hörer ab und drückte die Aufnahmetaste. Dabei wandte er den Jungen den Rücken zu und sah angestrengt zum Fenster hinaus.
    »Kommt«, zischte Justus. »Eins höher.«
    Der dicke Läufer verschluckte ihre Schritte, als sie die Treppe hinaufsprangen.
    »Ihr hier lang, ich da«, kommandierte Justus, als sie im ersten Stock angekommen waren. Auch die Gänge waren mit dicken Teppichen ausgelegt. An den Wänden hingen geometrische Lampen, die den Flur in ein sanftes Licht tauchten. Kaum zehn Meter entfernt öffnete sich im rechten Gang eine große Flügeltür. Stimmen wurden laut. Die drei ??? sahen sich erschrocken um. Peter deutete auf einen kleinen Erker zwischen Treppenabsatz und dem linken Flügel der Villa. Er bot ihnen gerade genug Platz.
    »Ihr Capistrano muss eben sofort kommen«, war von der Blondine zu vernehmen. Sie sahen ihren Kleidersaum, als sie die Treppe hinunterschwebte. Ihr Mann, diesmal in einer karierten Golfhose, der Anwalt, der zum Anzug überraschenderweise Turnschuhe trug, und ein Polizist in Zivil folgten ihr.
    »Ist das Geld beisammen?«, fragte der Anwalt. Danach fiel die Salontür ins Schloss.
    Die drei verließen ihr Versteck. Eigentlich hatten sie gehofft, an einer Tür lauschen und das Zimmer von Oames in Augenschein nehmen zu können. Daraus wurde nun nichts.
    »Irgendetwas ist da los«, flüsterte Peter.
    »Merkst auch alles.« Justus zeigte auf das Zimmer, das die vier gerade verlassen hatten. »Vielleicht gibt’s hier oben auch ein Aufnahmegerät.«
    »Das erledige ich.« Bob ergriff die Initiative. Schließlich war er berühmt für seine schnellen Entschlüsse und Alleingänge. »Wir treffen uns drüben im Haus.« Ohne eine Antwort abzuwarten, sprang er davon.
    Der Erste Detektiv schickte ihm einen wenig freundlichen Blick nach. Bobs spontane

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