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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Unternehmungen waren zwar meistens erfolgreich, manchmal aber auch ganz schön riskant.
    »Lass ihn.« Peter ahnte, woran Justus dachte. »Er wird schon wissen, was er tut.« Lautlos verließen sie die Villa auf demselben Weg, auf dem sie gekommen waren.
     
    Bob erfasste das Zimmer mit einem einzigen Blick. Es war eine Mischung aus Sport- und Arbeitsraum. Neben der Balkontür standen ein ausladender Glasschreibtisch, ein Computer und ein Laserdrucker und auf der anderen Seite einige Trimmgeräte. Oames schien ziemlichen Wert auf gute Kondition zu legen, was den Entführern die Sache sicher nicht einfacher gemacht hatte. Auf dem Tisch befanden sich ein auffallend altmodisches Telefon und das Aufnahmegerät der Polizei.
    Er warf einen Blick zurück in den Flur. Nichts regte sich. Mit drei großen Schritten erreichte er den Tisch. Er streckte die Hand nach dem Kassettenrekorder aus, zuckte aber gerade noch rechtzeitig zurück und nahm sein nicht mehr ganz blütenweißes Taschentuch zur Hand, um Fingerabdrücke zu vermeiden.
    Das Gerät gab eine metallen klingende Stimme wieder, die statt einer jetzt zwei Millionen Dollar für Oames’ Freilassung verlangte. »Nicht schlecht«, murmelte Bob.
    »Um sechs am Rubicon Point. Ohne Polizei. Das Geld in einer Plastiktasche ohne Aufschrift im Papierkorb deponieren. Der dritte von links«, sagte der Entführer. Dann wurde die Leitung unterbrochen.
    Bob überlegte konzentriert. Der Anruf hatte keine zwanzig Sekunden gedauert. Die Fangschaltung der Polizei war vermutlich wieder erfolglos geblieben. Er sah auf die Uhr. Es war kurz nach fünf. Sie hatten also nicht mehr viel Zeit, wenn sie am Rubicon Point dabei sein wollten.
    Er ging zurück in Richtung Flur. Mitten im Zimmer hielt er erschrocken inne. Von draußen waren Stimmen zu hören, die eindeutig näher kamen.
    Hastig eilte Bob zur Balkontür. Er hätte dem Gespräch gerne gelauscht, wollte aber auf keinen Fall riskieren, entdeckt zu werden. Mit dem Taschentuch drückte er die Türklinke nach unten.
    »… und dann in den Papierkorb geben«, konnte er eine schleppende Männerstimme hören. Der Anwalt, schoss es Bob durch den Kopf. Erst dann spürte er, dass die Klinke nicht nachgab. Irritiert sah er sich im Zimmer um. Weder das Rudergerät noch die Sprossenwand boten eine Möglichkeit, sich zu verstecken. Der Schreibtisch! Bob huschte unter die Glasplatte, die von zwei Holzwänden getragen wurde, und hielt den Atem an. Es war ihm klar, dass der notdürftige Unterschlupf nichts taugte, wenn die Männer eintreten sollten.
    »Und wo ist die blaue Tasche?«, fragte der junge Oames.
    »Im Porsche von Miss Silvie, im Kofferraum«, antwortete der Anwalt lispelnd.
    »Holen Sie sie«, fuhr Oames ihn an. »Ich warte unten.«
    Angestrengt lauschte Bob in den Flur. Nichts mehr war zu hören. Er krabbelte aus seinem Versteck und starrte ärgerlich auf die Balkontür. Wenn Peter nur hier wäre! Oder wenigstens sein kleines schwarzes Etui mit dem Dietrichset.
     
    Justus hatte schon ein paar Mal nervös auf seine Uhr gesehen. Er stand mit Peter in der Küchentür, sein Ärger wuchs.
    »Wir brauchen diese Information doch«, versuchte der Zweite Detektiv den Freund zu besänftigen.
    »Eben«, konterte Justus giftiger, als er eigentlich wollte. »Und wo bleibt unser Spezialist für Recherchen dann so lange?«
    »Acht Minuten«, warf Peter ein. »Gut Ding will Weile haben.« Sie schwiegen. Auf dem Vorplatz war das Schlagen einer Autotür zu hören.
    Plötzlich tauchte Bob auf und setzte mit einem Sprung über das Türchen am Kräutergarten.
    »Ging ja schnell.« Justus hatte eine spöttische Miene aufgesetzt.
    »Und war erfolgreich.« Bob strahlte über das ganze Gesicht. Dass er um ein Haar entdeckt worden wäre und das Haus ziemlich waghalsig durch eine Abstellkammer über die Regenrinne verlassen hatte, würde er den beiden später erzählen.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte er unternehmungslustig und schob die beiden Freunde in die Küche. »In einer knappen Stunde soll in einem Papierkorb am Parkplatz beim Rubicon Point das Lösegeld deponiert werden. Stellt euch vor, die wollen jetzt zwei Millionen Dollar!«
    Justus runzelte die Stirn. »Wie soll denn das gehen? Könnt ihr mir erklären, wo Oames’ Kinder in der kurzen Zeit so viel Geld auftreiben sollen?«
    Peter zuckte die Schultern. »An Geld mangelt es nicht, das sieht man doch. Außerdem ist die Sache noch nicht gelaufen.«
    »Meinst du, die bluffen?«, fragte Justus und

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