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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Greenwater ein, um die Polizei loszuwerden. Und Tante Mathilda. Und natürlich uns.« Er sah die Freunde mit ernster Miene an. »Haltet mich nicht für verrückt«, sagte er langsam, »aber ist es vorstellbar, dass die ihren Vater gar nicht zurückhaben wollen?«

Justus’ Theorien
    Fast eine Stunde lang diskutierten sie über den Fall Oames und wälzten Justus’ Theorien. Die Indizien, die dafür sprachen, dass die Kinder ihren Vater nicht zurückhaben, sondern den Entführern ausliefern wollten, waren genauso dürftig wie die Annahme, der Spieleerfinder selbst könnte hinter der ganzen Geschichte stecken.
    Auch wenn sich Henry und Silvie ziemlich verdächtig benahmen, meinte Peter, hätten sie doch eigentlich keinen Grund für einen derart infamen Plan. Die Firma hatte ihnen der Vater bereits übergeben, sie waren erfolgreich und unumstritten die Nummer eins im Geschäft. Andererseits war, das mussten Peter und Bob zugeben, Justus die Spürnase der drei ???. Ohne ihn und seine Ideen hätten sie viele Fälle nie gelöst.
    »Okay, die Lösegeldübergabe ist schiefgegangen«, sagte Bob, während er eine der Madeleines, die ihnen Tante Mathilda zum Frühstück gemacht hatte, umständlich mit Orangenmarmelade bestrich. »Aber wir sind uns doch einig, dass der junge Oames ebenfalls davon überrascht war, dass es auf dem Parkplatz keinen Papierkorb gab.«
    Der Erste Detektiv stimmte ihm zu. »Warum sind die so sauer, dass Polizei im Haus ist? Die haben doch etwas zu verbergen.« Er legte ein Madeleine auf die offene Hand und hielt sie den beiden Freunden entgegen. »Wisst ihr, was das ist?«
    »Ein französisches Nationalgebäck«, trumpfte Peter auf.
    »Es gibt einen Roman von einem französischen Schriftsteller«, sagte Justus bedächtig und besah sich dabei das Madeleine wie ein Forschungsobjekt von allen Seiten. »Marcel Proust. Der Roman heißt ›Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‹.«
    »Na schön. Und?«
    »Proust beschreibt die feine Gesellschaft. Die Eigenheiten der Reichen sozusagen und ihre Schwächen. Er erinnert sich an seine Kindheit und trinkt wie Oames Lindenblütentee zu Madeleines. Ist doch komisch, oder?«
    »Und woher weißt du das?«
    »In dem Laden, in dem ich das Spiel gekauft habe, stand ein Lexikon. Weil wir doch alle nicht genau wussten, was es mit diesen Madeleines auf sich hat, hab’ ich nachgeguckt. Und dann hat mir der Buchhändler diese Geschichte erzählt.«
    »Wahnsinnig interessant«, spottete Peter. »Ich schlage vor, wir rufen diesen Mr Proust an und fragen ihn, wo zum Teufel Oames steckt.«
    Bob musste lachen, Justus brachte bloß eine Grimasse zustande. Dann klärte er Peter auf, dass Mr Proust schon lange nicht mehr am Leben sei.
    »Deswegen bringen uns deine Bildungserlebnisse ja auch nicht weiter«, konterte Peter etwas mürrisch. Statt unausgegorene Theorien zu wälzen, dachte er schon seit geraumer Zeit, wäre es wesentlich verlockender, die Bretter anzuschnallen und den kleinen Skilift im Park auszuprobieren.
    Justus zuckte die Schultern. »Trotzdem geht mir die Geschichte nicht aus dem Kopf.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Das Anwesen, die Spiele in der Garderobe, die ganze Geschichte … Vielleicht ist Oames auf der Suche nach seiner verlorenen Zeit.«
    »Jetzt reicht’s aber«, knurrte Peter gefährlich.
    Justus warf ihm einen Blick zu und sah ein, dass er vielleicht gerade etwas übertrieben hatte mit seinen literarischen Anspielungen. »Bisher drehen wir uns ganz schön im Kreis«, sagte er versöhnlich und stand auf. »Deshalb rufe ich jetzt Cotta an und frage, ob’s Dinge über Oames gibt, die nur die Polizei weiß. Und dann –«, er klopfte mit der Hand auf den kleinen Stoß aus den Mappen und dem Telefonbuch, »nehmen wir uns das hier vor.«
    Cotta wusste nichts über die Familie Oames zu berichten, und ein Mr Greenwater war im Polizeicomputer auch nicht zu finden. Während Justus telefonierte, hatten Peter und Bob an der Garage neben der Villa Ausschau nach dem Porsche gehalten. Der Chevrolet stand neben dem Oldtimer. Der Porsche war bereits wieder verschwunden. Immerhin hatte Cotta nach einigem Hin und Her mit der Nummer dienen können, auf die Silvies Luxuskarosse zugelassen war: SAM 865.
     
    Die Wintersonne hatte die Aussichtsplattform des Turms erwärmt. Sie saßen auf dem Boden, schmökerten abwechselnd in den Aufzeichnungen und beobachteten die Villa durch Peters Feldstecher.
    Die gesammelten Zeitungsausschnitte brachten wenig Neues. Oames

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