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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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beobachtete die Frau, die wenige Schritte vor der Eingangstür zur Villa Halt machte, sich umdrehte und zum Ferienhaus hinüberging. »Sieh mal an!«, rief er und sprang auf. »Wir bekommen Besuch! Leider sind wir nicht da.«
    Die beiden rannten den schmalen Waldweg hinunter. Einmal blieb Justus an einer Wurzel hängen und konnte sich im letzten Moment noch auffangen. Aber auch so wurde er von Bob mühelos abgehängt. Ob ich doch mehr Sport treiben sollte?, dachte er keuchend, verscheuchte den lästigen Einfall aber sogleich wieder. Die letzten 100 Meter schleppte sich Justus gerade noch im Schritt-Tempo. Ausgepumpt kam er am Gartentörchen hinter dem Ferienhaus an. Bob schoss ihm schon wieder entgegen.
    »Und?«
    »Weg!«, rief Bob. »Einfach weg!« Er ließ seinen Oberkörper nach vorne fallen und stützte die Hände auf die Knie.
    »Wer?«
    »Beide. Wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Aber das gibt’s doch nicht«, sagte Justus empört. »Peter!«, rief er halblaut, in der Hoffnung, dass ihn die Bewohner der Villa nicht hörten. »Peter, wo bist du?«
    Keine Antwort.
    »Lass uns reingehen«, schlug Justus vor. Er hatte keine Lust, sich über das Gartentörchen zu schwingen, dessen Schlüssel einfach unauffindbar war, und umrundete deshalb das Ferienhaus.
    Fast hätte er den weißen Zettel übersehen, der zusammengerollt zwischen Eingangstür und Türstock steckte. Verblüfft blieb er stehen, fingerte nach dem Papier und rollte es auseinander. Die Nachricht war von Mandy Gibson-Taylor. Sie wollte sich in einer Stunde auf der Ponderosa mit ihnen treffen. So stand es jedenfalls in einer ausgeprägten, großen Handschrift zu lesen.
    Die Ranch am gegenüberliegenden Ufer des Lake Tahoe war in den 60er Jahren Drehort der weltweit bekannten Westernserie ›Bonanza‹ gewesen und noch immer Anziehungspunkt für ungezählte Touristen aus aller Herren Länder. Bob meinte, es sei kein Problem, in einer Stunde dort zu sein.
    »Müsste bloß noch Peter wieder auftauchen«, sagte Justus. Sie beschlossen, sich auf dem Gelände umzusehen, verließen gemeinsam das Haus und trennten sich auf dem Vorplatz. Bob suchte bei der Garage, Justus drang durch die Gartentür sogar in die Villa ein. Aber auch Tante Mathilda konnte ihnen nicht weiterhelfen. Sie hatte Peter seit dem Morgen nicht gesehen.
    »Und jetzt?«, fragte der Erste Detektiv, als sie sich nach zehn Minuten bei dem Honda wieder trafen.
    »Müssen wir los, wenn wir die Gibson-Taylor treffen wollen«, antwortete Bob.
    »Ohne Peter?«
    »Hast du einen anderen Vorschlag?«
    Justus kratzte sich am Kopf. »Eigentlich nicht«, sagte er ärgerlich und ließ einen Fluch los. »Das kommt heraus bei diesen blöden Alleingängen.« Er war nicht nur wütend, er hatte auch wenig Lust, ohne Peter aufzubrechen.
    Bob sah wieder auf die Uhr. »Wir müssen los«, wiederholte er und stieg ein, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Noch immer unentschlossen ging Justus um das Auto herum.
    »So ein Mist«, hörte er seinen Freund schimpfen, »auch das noch!«
    »Was ist?« Zögernd setzte sich Justus auf den Beifahrersitz.
    »Den Autoschlüssel hat Peter.«
    »Dann müssen wir hier bleiben. Gibson-Taylor hin oder her«, meinte der Erste Detektiv und konnte seine Erleichterung kaum verbergen.
    »Müssen wir nicht.« Bob machte ihm einen Strich durch die Rechnung und beugte sich unter das Lenkrad. »Ist doch ein Notfall, oder?«
    Mit einem einzigen Handgriff löste er die Verkleidung unter dem Lenkrad. Dann fingerte er nach zwei Drähten. Der Wagen sprang unverzüglich an.
    »Schön, dass du nichts verlernt hast«, lobte Justus den Freund etwas widerwillig, während Bob den Rückwärtsgang einlegte und losfuhr, ohne sich auf weitere Diskussionen einzulassen.

Rendezvous auf der Ponderosa
    Im Gegensatz zur angeschlossenen Spielhölle, die das ganze Jahr über Gäste anlockte, war die Ponderosa selbst im Winter nur nach Voranmeldung geöffnet. Einige Busse standen auf dem großen Parkplatz, ebenso der rote Fiat mit dem Kennzeichen PWW 994.
    »Sie ist hier«, sagte Bob zufrieden. Fast die ganze Fahrt hatten die beiden geschwiegen. Beim Gedanken an Peter war ihnen ziemlich unwohl. Justus wollte das Gespräch schnellstens hinter sich bringen und zur Villa zurück. Dennoch nahm er sich die Zeit, einmal um den roten Kleinwagen herumzugehen.
    »Anderes Reifenprofil«, meinte er mit Kennermiene. Bob verstand nicht sofort. »Der Reifenabdruck, den die Polizei gefunden hat, passt nicht zu dem Wagen.«
    »Du glaubst

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