Geisterstunde
zur Garnison schicken, um die Bande hier loszuwerden.« Das Gesetz steht in Karenta nicht besonders hoch im Kurs, aber Kerle wie der General haben doch Zugang zu einem kleinen Bereich. Wenn jemand sie ärgert, können sie immer mit der Hilfe der Armee rechnen. Eine Hundertschaft müßte in diesem Fall genügen.
Dojango bekam einen Anfall. Er folgte uns in die Empfangshalle, wo ihn die Gemälde und das Kriegsgerät vollkommen ablenkten. Er vergaß, was er eigentlich wollte, und murmelte nur etwas wie: »Er sucht wirklich verzweifelt Arbeit.«
Kelle tauchte auf. Sie war imposant wie ein Kriegselefant. Jetzt wußte ich, wohin Kaid gegangen war. Sie hätte Roze fast plattgetrampelt. »Ich denke, Peters, wir brauchen doch keine Armee.«
»Du bist zu hart, Garrett«, meinte Morpheus. »Ich wiederhole es noch einmal: Der Mann ist kompetent.«
»Ja. Klar.« Ich ging zur Tür und beobachtete Kelle in voller Fahrt.
Die Aktion war im wesentlichen schon vorbei. Sie stand vor dem zauberhaften Doktor, hatte die Hände auf ihre ausladenden Hüften gestützt und sah aus, als würde sie gleich Feuer spucken. Er hatte seinen wundersamen Hut bereits abgesetzt und entledigte sich gerade seines Zeltes.
Wie ich es mir gedacht hatte: Der Kerl unter dem Zelt wirkte erheblich normaler, und ich mußte sogar seine Tonnage etwas reduzieren. In Arbeitsklamotten wog er nicht mehr als vierhundertfünfzig Pfund.
Er hatte Trollblut in sich und noch das Blut von drei oder vier anderen Rassen. Wenn man ihn ohne sein Kostüm sah, konnte man sich vorstellen, daß es clever von ihm war, es zu tragen. Es ließ ihn doch erheblich beeindruckender erscheinen.
»Mr. Garrett, ich verzichte auf die Showeinlage. Wie mein guter Freund Dojango Euch versichert hat: Ich bin kein Scharlatan.« Seine Stimme klang wie ein Baß in einem Brunnen. Irgendwann mußte ihm jemand in den Adamsapfel gebissen haben. Das verlieh seiner Stimme einen grollenden, kratzigen Klang und machte sie schwer zu verstehen. Das wußte er und sprach entsprechend langsam. »Ihr habt ein Problem mit einem boshaften Gespenst, wie ich hörte. Falls es nicht der Spukklasse Zwei oder mehr angehört, werde ich mit ihm fertig.«
»Wie meinen?« Mir sagte dieser Jargon nichts. Ich verbringe meine Zeit nur ungern mit Zauberern. Das kann sich sehr ungünstig auf die Gesundheit auswirken.
»Werdet Ihr es Euch noch einmal überlegen und mir einen kurzen Blick auf das Gelände gewähren?«
Warum nicht? Ich bin ein umgänglicher Typ, wenn die Leute nicht versuchen, mich zu verscheißern. »Wenn Sie sich die Pferdeäpfel von den Sohlen wischen und versprechen, nicht auf den Teppich zu pinkeln, können Sie reinkommen.«
Er war so häßlich, daß seine Miene schwer zu entschlüsseln war. Aber ich glaube, ihm gefiel mein Humor nicht besonders. »Brauchen Sie etwas von uns?« fragte ich ihn.
»Nichts. Ich habe meine Ausrüstung dabei. Allerdings wäre ein Führer nicht schlecht. Der könnte mir die Stellen zeigen, an denen das Gespenst am häufigsten erscheint.«
»Die gibt es nicht. Jedenfalls nicht, wenn jemand dabei ist. Der einzige Beweis dafür, daß es den Geist gibt, ist die Vermutung Doc Kiesels.«
»Merkwürdig. Ein Gespenst dieser Sorte sollte sich eigentlich häufig zeigen. Dojango, mein Täschchen.«
»Könnte er wie jemand aussehen, den man kennt?« erkundigte sich Morpheus.
»Erklärt bitte Eure Frage.«
Ich erzählte ihm von dem Morpheus in meinem Zimmer, der gar nicht Morpheus gewesen war.
»Ja. Genau. Wenn es das wollte, könnte es viel Verwirrung stiften. Dojango, worauf wartest du?«
Roze hastete zur Kutsche des Doktors. »Ich möchte mich dafür entschuldigen, daß ich Euch mit meiner Ankunft in Aufruhr versetzt habe. Die Klienten, die mich gewöhnlich engagieren, würden nicht an meine Fähigkeiten glauben, wenn ich ihnen keinen Hokus-Pokus lieferte.«
Das konnte ich nach vollziehen. Manchmal habe ich dasselbe Problem auch in meinem Job. Potentielle Klienten betrachten mich und bekommen ihre Zweifel, vor allem, wenn sie die Narben in meinem Gesicht zählen. Ich muß ihnen dann immer raten, sich erst mal die anderen Jungs anzusehen.
Dojango stolperte mit vier großen Koffern die Treppe hinauf. Vermutlich wogen sie mehr als er selbst. Sein Gesicht war zu einer angestrengt grinsenden Maske verzerrt.
Kelle schien zufrieden zu sein, daß alles unter Kontrolle war. Sie stampfte wieder ins Haus, ohne mich eines Wortes zu würdigen. Das traf mich.
Aber nicht sehr.
Als Dojango
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