Geisterstunde
in die Eingangshalle kam, keuchte er, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich. »Wollen wir beginnen?« erkundigte sich Doktor Doom.
39. Kapitel
Sobald der gute Doktor aufhörte herumzukaspern, beeindruckte er mich durch seine Professionalität.
Er begann am Springbrunnen, über den er einige kunsttheoretische Bemerkungen machte. Anscheinend hielt er ihn für eine der großen Skulpturen der Moderne und wollte wissen, ob er vielleicht in naher Zukunft zu verkaufen wäre.
Peters und ich warfen uns einen Blick zu. Peters hatte vollkommen die Orientierung verloren. Er erlebte jetzt eine Seite der Welt, von der er noch nie etwas gehört hatte. »Unwahrscheinlich, Doktor. Sehr unwahrscheinlich«, antwortete er.
»Wie bedauerlich. Äußerst bedauerlich. Ich würde ihn zu gern besitzen. Er wäre ein wahres Schmuckstück in meiner Sammlung.« Er durchwühlte seine Kisten, nachdem Dojango sie geöffnet hatte, und nahm das eine oder andere Utensil heraus. Keiner wußte, was es war. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß irgend etwas davon einen Nutzen haben sollte. Vermutlich wollte er auch damit nur die ungebildeten Tölpel beeindrucken.
Drei Minuten später redete er wieder. »In diesem Haus sind viele schreckliche Taten begangen worden.« Er blickte auf etwas in seiner Hand und schlenderte zu der Stelle, an der Schocke sich aus dem Tal der Tränen verabschiedet hatte. Die Jungs hatten gründlich sauber gemacht. Schocke wartete vermutlich im Brunnenhaus darauf, eingebuddelt zu werden.
»Hier ist kürzlich ein Mann gestorben. Gewaltsam.« Doom sah hoch. »Vermutlich wurde er gestoßen.«
»Ganz genau«, gab ich zu. »Gestern morgen, etwa eine Stunde nach Mitternacht.«
Er wanderte weiter umher. »Hier sind Tote gegangen. Monster … Nein! Schlimmer. Unkontrollierbare Zombies.«
Ich sah Morpheus an. »Anscheinend versteht er sein Handwerk. Oder er hat einen guten Freund hier im Haus.«
»Du mißtraust wohl allem und jedem.«
»Berufskrankheit.«
Der Geisterjäger blieb eine Viertelstunde mit geschlossenen Augen neben dem Springbrunnen stehen und hielt sich irgendwelche Dinger ans Ohr. Ich fragte mich schon, ob wir nicht doch verarscht würden, als er von seinem Ausflug ins Wohin-auch-immer wieder in die Realität zurückschnappte. »Das hier ist ein sehr blutbeladenes Haus. Jeder Stein vibriert noch von dem Widerhall schlimmer Taten.« Er erschauerte, schloß drei Minuten lang die Augen und drehte sich dann zu mir. »Ihr seid der Mann, der meine Hilfe braucht?«
»Ich bin der Kerl, den der General engagiert hat, um den Schweinestall auszumisten, und der mit jeder Bewegung tiefer im Mist versinkt, ja.«
Er nickte. »Sagt mir, was Ihr herausgefunden habt. Hier wurden so viele Übeltaten verübt, daß ich sie unmöglich auseinanderhalten kann.«
»Das wird eine Weile dauern. Wollen wir es uns nicht gemütlich machen?« Ich führte ihn in die Zimmer im ersten Stock des Westflügels, von wo aus man in besseren Zeiten den Besitz geleitet hatte. Wir setzten uns. Peters ging los und versuchte, Kelle zu überreden, Erfrischungen zu reichen. Ich war gespannt, was ein Haushalt auffahren würde, in dem Alkohol verboten war.
»In der Tat ein sehr merkwürdiger Ort«, bemerkte Doom, als ich ihm das mit der Prohibition erzählte. Vielleicht war er ja doch kein so schlechter Typ.
Ich schilderte ihm, was ich herausgefunden hatte. Es war nicht besonders viel, wenn man es genauer betrachtete. Hauptsächlich bestand es aus einer Auflistung von Verbrechen.
Er stellte keine Fragen, bis ich zu Ende gesprochen hatte. »Der Geist gibt sich damit zufrieden, Euren Auftraggeber zu schikanieren? Und die Morde wurden von anderer Hand begangen?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Je länger ich hier bin, desto verwirrter werde ich. Jedesmal, wenn jemand stirbt oder auswandert, wird die Liste mit den Verdächtigen kürzer.« Ich erklärte, wie sicher ich mir gewesen war, in Schocke den Mörder ausfindig gemacht zu haben – bis er seinen Abflug gestartet hatte.
Doom dachte nach und ließ sich dabei Zeit. Offenbar ließ er sich nicht gern hetzen. »Ich weiß nicht viel über Euren Beruf, Mr. Garrett, aber als unvoreingenommener Laie vermute ich, daß Ihr einer falschen Spur folgtet, weil Ihr von einer irrigen Annahme ausgegangen seid.«
»Das heißt?«
»Ihr glaubt, Euer Täter ist jemand, der einen größeren Anteil am Erbe möchte. Habt Ihr schon andere Motive bedacht? Die Erben zeigen schließlich fortgesetztes
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