Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
an Kaid vorbei, und vermieden es sorgsam, ihn anzusehen. Dann stiegen wir die Treppe hinauf. Im dritten Stock brach ich aus und ging zu Jennifers Zimmer. Die Tür war abgeschlossen, aber ich hatte meinen Dietrich dabei. Ich ging durchs Wohnzimmer in das kleine Zimmer, wo ich sie letzte Nacht gefunden hatte. Sie war wieder da, im selben Stuhl vor demselben Fenster. Sie schlief. Ihr Gesicht war so unschuldig wie das eines Neugeborenen.
    »Wach auf, Jennifer.« Ich rüttelte sanft ihre Schulter. Sie sprang hoch.
    »Was?« Sie beruhigte sich schnell. »Was denn?«
    »Wir gehen zu deinem Vater. Komm mit.«
    »Ich will nicht. Ihr werdet … Es wird ihn umbringen. Ich will nicht dabeisein. Das ertrage ich nicht.«
    »Ich glaube wohl. Und du mußt dabeisein. Ohne dich wird es nicht funktionieren.« Ich nahm sie an der Hand und ging voran. Sie ließ sich zurückfallen, so daß ich sie zerren mußte. Aber sie wehrte sich nicht gegen mich.
    Die anderen warteten bereits in Stantnors Wohnzimmer. Sobald Jennifer und ich hereinkamen, ging Peters weiter. Das nächste Zimmer war ein privater Salon wie in Jennifers Suite. Dahinter lag das Schlafzimmer des Generals. Wir gingen hinein.
     
     

 
42. Kapitel
     
    Der Alte wirkte wie eine Mumie, die nicht kapiert hatte, daß sie tot war und einfach weiteratmete. Er hatte die Augen geschlossen und den Mund geöffnet. Schleim lief ihm über die Lippen und die Wange hinunter. Jeder dritte Atemzug klang wie der letzte Seufzer.
    Wir gingen an die Arbeit. Ich stellte die Bilder auf, Morpheus pflanzte sich neben die Tür, Peters weckte den General, und Kelle schürte das Feuer.
    Der Alte sah übel aus, aber seine Augen glänzten, als er zu sich kam. Er war noch bei klarem Verstand und bemerkte die grimmigen Mienen. Ihm wurde klar, daß ich meinen Abschlußbericht lieferte.
    »Sie brauchen keine Kraft auf Reden zu verschwenden, General, oder auf Einwände. Die Stunde für den Abschlußbericht hat geschlagen. Es wird nicht lange dauern, aber ich möchte Sie warnen. Er ist schlimmer, als Sie es sich träumen lassen. Ich spreche keine Empfehlungen aus, sondern liefere Ihnen einfach nur die Informationen. Machen Sie damit, was Sie wollen.«
    Seine Augen sprühten förmlich Funken vor Wut.
    »Der Mann, den Sie nicht kennen, ist Doktor Doom, Spezialist für paranormale Aktivitäten. Er war eine große Hilfe. Wayne ist nicht da, weil er gekündigt und sich heute morgen in aller Frühe auf den Weg gemacht hat. Schocke und Kaid sind nicht hier, weil sie beide ihren letzten Weg angetreten haben. Wie Hawkes und Bradon. Gemeuchelt von derselben Hand. Doktor …«
    Doom reagierte aufs Stichwort und spielte seine Rolle. Ich gab ihm ein bißchen Zeit, in Schwung zu kommen. Stantnor beobachtete ihn mit zusammengepreßten Lippen. Nur seine Augen bewegten sich. Als er mich ansah, war ihr Blick alles andere als dankbar. Doch noch etwas anderes als Wut schimmerte darin. Der General war besorgt.
    »Erst wollen wir darüber reden, wer versucht, Euch zu töten.«
    Doom stieß ein schauerliches Geheul aus, und alle zuckten zusammen. Ein Blitz erfüllte den Raum. Ich bin ja kein Profi, aber irgendwie kam mir das merkwürdig vor. »Alles klar?« fragte ich.
    Er schnappte nach Luft. »Es kämpft gegen mich. Aber ich werde es herholen. Kommt mir nicht in die Quere und laßt mich in Ruhe.«
    Er brauchte ein paar Minuten.
    Eleanor materialisierte sich am Fuß von Stantnors Bett. Aber nicht als Eleanor. Jedenfalls nicht sofort. Erst gab sie einen großartigen Schleicher Bradon, dann einen etwas weniger überzeugenden Kutter Hawkes, bevor sie sich Dooms Willen unterwarf. Ich verglich sie mit dem Porträt, auf das Stantnor laut Jennifer die ganze Zeit starrte. Es sah ihr nicht ähnlich, genauso wenig wie der Frau auf Bradons Gemälde.
    Stantnor traten fast die Augen aus den Höhlen, und er richtete sich kerzengerade auf. »Nein!« krächzte er, hob einen Arm und legte ihn schützend vor seine Augen. »Nein! Schafft sie weg!« Er wimmerte wie ein geprügeltes Kind. »Schafft sie endlich hier weg!«
    »Mein Job war es, Sie dazu zu bringen, der Wahrheit ins Auge zu sehen, ganz gleich, wie unangenehm diese Wahrheit auch aussehen würde, General. Dies ist die eine Wahrheit, die ich ans Licht gezerrt habe. Es ist mir ein außerordentliches Vergnügen, Sie damit zu konfrontieren. Hier ist die Frau, die Sie gequält und gefoltert haben …«
    Jennifer konnte nicht mehr an sich halten. »Du hast sie wirklich getötet? Meine Mutter? Es

Weitere Kostenlose Bücher