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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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langsam ergraute, nicht viel Haare auf dem Kopf und mindestens dreißig Pfund Übergewicht. Seine Augen glänzten wie schwarze Obsidiane, und ihr Blick war genauso versteinert. Noch einer, der gegen Lachen allergisch war. Er nickte nicht mal. Anscheinend freute er sich überschwenglich, mich zu sehen.
    »Fraidel Kaid.« Kaid war älter als der General, so um die siebzig. Er war schlank und bedächtig und hatte ein Glasauge. Sein anderes schien nicht besonders gut zu funktionieren. Sein Blick verunsicherte einen etwas, weil sein Glasauge der Bewegung nicht folgte. Aber wenigstens sah er nicht wie ein Mann aus, der versuchte, sein Leben ohne jedes Lächeln hinter sich zu bringen. Er grinste sogar, als Peters seinen Namen nannte. Kaid hatte im Arbeitszimmer des Generals Holz nachgelegt.
    »Bin erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Sexton.«
    »Gleichfalls, Mr. Kaid.« Ich kann auch den Gentleman raushängen lassen. Gerüchte, die das Gegenteil besagen, beruhen auf blankem Neid.
    Jennifer ließ mir keine Chance, mit dem Essen anzufangen. »Warum sind Sie hier?«
    »Der General hat nach mir geschickt.« Alle interessierten sich für mich. Es ist ganz nett, ab und zu einmal Mittelpunkt ungeteilter Aufmerksamkeit zu sein. Den Toten Mann muß ich rösten, bevor er geruht, mir zu lauschen.
    »Wozu?«
    »Fragen Sie ihn. Wenn er will, daß Sie es erfahren, wird er es Ihnen sagen.«
    Sie verzog schmollend das Mäulchen, und ihre Augen sprühten Funken. Es waren sehr interessante Augen, hungrige Augen, aber irgendwie schien ein Schleier über ihnen zu liegen. Ich konnte nicht sagen, ob sie grün waren oder nicht. Das Licht war nicht gut genug. Sie war seltsam. Vielleicht sogar einzigartig. Eine ungewöhnliche Schönheit und trotzdem kein bißchen attraktiv.
    »Welchen Beruf Arbeit haben Sie, Mr. Sexton?« wollte der alte Kaid wissen.
    »Sie könnten mich einen Diplomaten schimpfen.«
    »Ein Diplomat?« Allgemeine Überraschung.
    »Genau. Ich bringe die Dinge wieder in Ordnung und sorge dafür, daß Leute ihre Meinung revidieren. Funktioniert ähnlich wie das Marine-Corps, nur in kleinerem Rahmen. Ganz privat.«
    Peters warf mir einen warnenden Blick zu.
    »Ich weiß ein angeregtes Gespräch zu schätzen, aber ich habe auch Kohldampf. Und ihr Leute stürzt euch geradezu auf mich. Wie wär’s, wenn ich mich erst mal stärken dürfte?«
    Sie sahen mich seltsam an. Und Kelle schien sich sogar zu fragen, ob sie mit ihrer ersten Vermutung daneben gelegen hatte.
    Nachdem ich das bohrendste Hungergefühl befriedigt hatte, übernahm ich das Fragen. »Wo sind denn die anderen, Sergeant?«
    Peters runzelte die Stirn. »Welche anderen? Bis auf Tyler und Wayne sind alle da. Und die beiden haben heute ihren freien Tag.«
    »Schleicher«, sagte Kaid.
    »Richtig. Schleicher Bradon. Aber der kommt nie ins Haus. Vielleicht ist er nicht mal mehr hier. Ich hab ihn schon länger nicht mehr gesehen. Hat irgend jemand Schleicher zu Gesicht bekommen?«
    Großes Kopfschütteln.
    »Vorgestern hat er sich Vorräte abgeholt«, erklärte Kelle.
    Ich wollte nicht zu schnell zu viele Fragen stellen, also ließ ich das Thema Schleicher Bradon unberührt. Ich würde irgendwann mal den Schwarzen Peter zur Seite nehmen und mir von ihm über jeden hier das Wichtigste erzählen lassen. »Das rechnet sich nicht. Ich habe gehört, daß außer mir hier achtzehn Leute hausen.«
    Bis auf Kelle wirkten alle verblüfft. »So viele waren schon seit Jahren nicht mehr hier. Nehmen Sie uns hier am Tisch, dazu Tyler und Wayne sowie Schleicher, der versucht zu verhindern, daß die Scheune völlig auseinanderfällt.«
    Ich aß einen Bissen, ohne sagen zu können, was es war. Es schmeckte genauso gut wie das Mittagessen, war aber noch weniger zu identifizieren. Kelle liebte offenbar Zeug, das sie in nur einem Topf zusammenköcheln konnte.
    Nach einer Weile ging mir das Schweigen auf den Nerv. Ich hatte das Gefühl, daß nicht ich der Grund dafür war. Diese Leute redeten bestimmt nicht mehr, auch wenn ich nicht da war. »Was ist mit dem blonden Mädchen? Wer ist sie?«
    Das verblüffte alle. »Welches blonde Mädchen?« erkundigte sich Peters.
    Ich sah ihn zehn Sekunden unverwandt an. Vielleicht wollte er mich ja gar nicht verarschen. »Sie ist etwa zwanzig Jahre und wunderschön. So groß wie Jennifer, vielleicht ein bißchen schlanker. Ihr Haar reicht bis zur Taille. Ich glaube, sie hat blaue Augen. Und ist scheu wie eine Waldnymphe. Ganz in Weiß. Ich habe sie heute einige Male

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