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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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dabei überrascht, wie sie mich beobachtet hat.« Dann fiel mir etwas ein. »Dellwood. Ich habe sie gesehen, als Sie da waren. Sie behaupteten, es sei Jennifer gewesen.«
    Dellwood schnitt eine Grimasse. »Ja, Sir. Aber ich habe sie nicht gesehen, sondern nur angenommen, daß es Miss Jennifer war.«
    »Ich habe heute nichts Weißes getragen«, erklärte Jennifer. »Was für ein Kleid war es?«
    Ich versuchte mein Bestes, was nicht wenig ist. Was ich dem Toten Mann wirklich zugute halten muß, ist, daß er mich gelehrt hat, zu beobachten und mich zu erinnern.
    »So ein Kleid besitze ich nicht«, erklärte Jennifer. Sie versuchte, gelangweilt zu klingen. Vergeblich. Meine Tischnachbarn tauschten ratlose Blicke aus. Anscheinend wußte keiner, wovon ich sprach.
    »Wer kümmert sich um den General? Wenn Sie alle hier sind, meine ich?«
    »Er schläft, Sir«, informierte mich Dellwood. »Kelle und ich wecken ihn zum Abendessen, sobald wir hier fertig sind.«
    »Ist keiner bei ihm?«
    »Er mag es nicht, wenn man sich zu sehr um ihn kümmert, Sir.«
    »Sie stellen ganz schön viele Fragen.« Schocke war ein Blitzmerker.
    »Eine schlechte Angewohnheit. Ich arbeite dran. Gibt es hier zufällig Bier? Ich könnte einen Nachtisch gebrauchen.«
    »Der General schätzt es nicht, wenn man trinkt, Sir«, erklärte Dellwood. »Alkoholische Getränke sind hier nicht erlaubt.«
    Kein Wunder, daß sie alle vor Fröhlichkeit geradezu aus den Nähten platzten. Ich warf Peters einen scharfen Blick zu. »Davon haben Sie nichts gesagt.« Er hatte seine Hausaufgaben gemacht und mußte wissen, daß ich mein Feierabendbierchen über alles schätzte. Er grinste und zwinkerte mir zu. Der Hundesohn.
    »Kein schlechtes Essen, Kelle. Was sich auch immer in Euern Topf verirrt haben mag. Braucht Ihr jemanden, der beim Abwasch hilft?«
    Die anderen blickten mich an, als wäre ich übergeschnappt. »Ihr habt Euch den Ärger selbst aufgehalst. Schnappt Euch ‘ne Ladung und kommt mit.«
    Das tat ich auch. Als ich zurückkam, die nächste Ladung schmutziges Geschirr zu holen, hatten die Ratten sich verpißt.
    Ich würde mit Peters noch ein Wörtchen über die Lücke zwischen Kelles Zählweise und der der anderen reden müssen.
     
     

 
8. Kapitel
     
    Nach dem Essen schlenderte ich in mein Quartier. Als ich mich der Tür näherte und in meiner Tasche nach dem Schlüssel kramte, den Dellwood in dem primitiven Schloß hatte stecken lassen, bemerkte ich, daß die nur angelehnt war. Aha.
    Das überraschte mich nicht. Nicht, nachdem Jennifer so unverfroren meine Reisetasche durchsucht hatte und nach dem Vorfall in der alten Schlafbaracke.
    Ich blieb stehen. Sollte ich voranstürmen wie die Kavallerie? Oder lieber Vorsicht walten lassen? Vorsicht paßte aber nicht zu dem Bild, das ich erwecken wollte. Dafür half sie einem lange zu leben. Und es sah ja keiner zu.
    Ich kniete mich hin und untersuchte das Schloß. Auf der Messingverkleidung um das Schlüsselloch waren ein paar Kratzer zu sehen. Wie gesagt, es war ein primitives Schloß, das jeder aufbekam, der etwas Geduld hatte. Ich beugte mich vor, um einen Blick durchs Schlüsselloch zu werfen.
    Nichts. Es war stockfinster in dem Zimmer. Dabei hatte ich eine Lampe brennen lassen. Eine Falle?
    Wenn ja, dann eine ziemlich dumme. Vor allem, da die Tür nicht wieder geschlossen war. Diese Jungs waren zwar keine Profis, aber ich glaubte nicht, daß sie einen derartig groben Schnitzer begingen. Falls es sich nicht um eine Falle handelte, sondern jemand nur das Zimmer flüchtig durchsucht hatte, hätte er kaum die Lampe ausgepustet. Das war so verräterisch wie eine Warntafel.
    Das Wort Fehlinformation schlich sich mir in den Sinn. Das gehörte zum Spionagespiel. Dort versorgte man die Gegenseite nicht nur mit falscher Information, sondern auch mit mehr als nötig. Meistens waren es unzuverlässige Informationen, so daß allmählich alles in Zweifel gezogen wurde.
    Ich trat zurück, lehnte mich gegen die Wand und nickte. Ja. So mußte es sein. Man wollte, daß ich alles mögliche herausfand, von dem das meiste unwahr, nutzlos oder einfach falsch war. Es war schwierig, ein Puzzle zusammenzusetzen, wenn man dreimal soviel Puzzlestücke hatte, wie man brauchte.
    All diese Überlegungen halfen mir jedoch nicht bei der Entscheidung, was ich jetzt tun sollte. Es war möglich, daß sich irgendein trotteliger Idiot in dem dunklen Zimmer versteckte und nur darauf wartete, mir eins zu verpassen, wenn ich hereinkam.
    Was

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