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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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sollte …?«
    »Heh. Das ist eine Bagatelle im Vergleich zu der Frage, warum jemand den General umbringen will. Wenn es diesen Jemand gibt, scheine ich ihn ziemlich nervös zu machen.
    Was habt ihr alle gemacht, als ihr euch nach dem Abendessen getrennt habt?« Ich wollte ein logisches Puzzle spielen. Mich und Kelle konnte man dabei eliminieren, weil ich es nicht gewesen bin und Kelle die ganze Zeit bei mir war. Dellwood konnte ich ebenfalls vom Haken nehmen, denn er hatte es nicht nötig, Schlösser zu knacken. Peters auch nicht, denn er kannte mich ja schon. Also konnte man auch jeden ausschließen, der mit einem der beiden die ganze Zeit zusammengewesen war …
    »Dellwood hat den General geweckt und zum Dinner fertiggemacht. Ich nehme an, daß Jennifer mit ihm gegangen ist. Normalerweise tut sie das. Sie bleibt bei dem General, bis Kelle das Essen bringt, und füttert ihn, wenn er es allein nicht schafft. Ich war in meiner Unterkunft und habe die Liste geschrieben.«
    Ich dachte eine Weile nach. »Ich habe ein Problem, Sergeant. Und das ist der Grund, aus dem ich hier bin. Ich muß Fragen stellen. Ich muß lose Enden finden, an denen ich ziehen kann. Aber das ist schwierig, wenn ich keinen guten Grund habe. Kelle hat mir schon unmißverständlich klargemacht, daß sie mich zu neugierig findet.«
    »Kann ich mir denken. Ich habe nicht wirklich gehofft, daß Sie es schaffen könnten, ohne sich zu enttarnen.«
    »Wie viele Leute wissen von den fehlenden Gegenständen? Und wie viele wissen im Gegensatz dazu von Ihrer Annahme, daß der General langsam vergiftet wird? Warum erzählen Sie nicht die Wahrheit? Sagen Sie doch, daß der General mich angeheuert hat, um herauszufinden, wer ihn beklaut. Vielleicht finden sie das ja sogar amüsant, wenn sie wirklich annehmen, daß er sich das nur einbildet. Und der mögliche Attentäter entspannt sich vielleicht etwas. Während die anderen zugänglicher werden könnten, wenn ich sie davon überzeugt habe, daß tatsächlich jemand den General bestiehlt. Richtig?«
    »Vermutlich.« Aber es gefiel ihm nicht.
    »Überlegen Sie sich einen Weg, es den anderen zu sagen. Alle sollen es wissen, aber es muß so aussehen, als hätte ich keine Ahnung, daß sie informiert wurden. Vielleicht können Sie ja einen Witz machen, daß der General schon wieder eine Wahnvorstellung hatte oder so ähnlich.«
    »Einverstanden. Noch was?«
    »Nein. Ich leg mich aufs Ohr. Morgen muß ich früh aufstehen. Ich will in die Stadt gehen und jemanden auf die Spur der gestohlenen Stücke ansetzen.«
    »Ist das ein höflicher Rausschmiß?«
    Und ob. »So würde ich das eigentlich nicht sagen. Obwohl man das so sehen kann.«
    »Gut, bis morgen.« Er ging.
    Ich schloß hinter ihm die Tür und setzte mich wieder an den Schreibtisch.
    Mir kam es so vor, als hätte ich hier drei Puzzles gleichzeitig zu lösen: die Diebstähle, den Mordversuch an dem General und ein Puzzle mit einem Täter, der versuchte, die Miterben zu dezimieren. Es lag nahe, anzunehmen, daß jedes dieser drei Verbrechen, falls sie überhaupt passierten, unabhängig voneinander betrieben wurde. Die Diebstähle waren unwichtig im Vergleich zu dem Mordversuch; der Tod des Generals wiederum lag nicht im Interesse der Person, die versuchte, ihren Anteil am Erbe zu vergrößern.
    Das hieß, ich konnte bis zum Hals in einem Ganovennest stecken.
    Ich ging sofort ins Bett. Ich bezweifle, daß Peters das geglaubt hätte, denn er wußte noch von früher, wie spät ich schlafen ging. Aber ich brauchte Schlaf, weil ich mir für die frühen Morgenstunden einiges vorgenommen hatte.
     

 
9. Kapitel
     
    Zu Hause verlasse ich mich gewöhnlich auf meinen inneren Wecker. Ich gehe schlafen, wann ich will, und werde wach, wann ich will. Plus minus zehn Minuten. Ich hatte ihn nicht vergessen. Er klingelte pünktlich.
    Ich spürte, daß jemand im Zimmer war, noch bevor ich die Augen aufgeschlagen hatte. Ich weiß nicht, woran es lag. Ein Geräusch, so leise, daß ich es bewußt gar nicht gehört hatte. Ein kaum wahrnehmbarer Duft. Vielleicht lag es auch nur an meinem sechsten Sinn. Ganz gleich, ich wußte jedenfalls, daß jemand da war.
    Ich lag auf meiner linken Seite mit dem Gesicht zur Wand gegenüber der Tür. Die weiche Daunendecke türmte sich über mir auf, so daß ich mich nicht einmal schnell hätte bewegen können, wenn man versucht hätte, mir ein Brandzeichen auf den Hintern zu verpassen. Mir blieb nur die Hinterlist. Ich tat, als rollte ich mich im

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