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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Junge.‹
    »Möchte jemand vielleicht gestehen? Das würde uns Zeit sparen, und wir könnten alle früh ins Bett gehen.«
    Keiner trat vor. Kaum besonders überraschend. »Ich hatte schon befürchtet, daß Sie sich stur stellen würden.«
    »Ich habe meiner Schwester mal eine Zuckerstange geklaut«, ulkte Schocke.
    »Das ist doch immerhin ein Anfang. Die ersten Schritte eines kriminellen Genies. Allerdings müssen wir wohl nicht so weit in der Zeitrechnung zurückgehen. Vielleicht beschränken wir uns auf heute morgen. Was haben Sie denn heute so gemacht, Sergeant Schocke? Nennen Sie die genaue Zeit und Ihre Aktivitäten. Und sagen Sie uns, wen Sie was tun sahen und wer gesehen hat, was Sie getan haben.« Es würde ganz schön zäh werden, bis die neun Geschichten zu Ende waren. Aber vielleicht funktionierte es. Jede Geschichte fügte ein Puzzlestück zum Bild dieses Morgens hinzu. Und jede wahre Geschichte ließ unserem Verbrecher weniger Raum zum Verstecken.
    Schocke war genervt, konnte aber nur wütend knurren, als sich der General einmischte. »Ich erwarte Kooperation, Schocke. Tun Sie das, worum Mr. Garrett Sie bittet, und beantworten Sie seine Fragen offen und ehrlich. Oder gehen Sie mir aus den Augen. Aber vergessen Sie nicht, daß Sie dann unser erster Verdächtiger sind.«
    Schocke schluckte seine Proteste herunter. Der Blick, den er mir zuwarf, ließ deutlich spüren, daß ich nicht gerade sein bevorzugter Zechkumpan werden würde.
    »Versuchen Sie, sich bei den wichtigen Ereignissen des heutigen Tages auch ungefähr an die Zeit zu erinnern«, wiederholte ich.
    »Ich achte nicht darauf, wie spät es ist. Dafür bin ich zu sehr mit meinem Job beschäftigt. Ich meine, ich gebe alles, was ich habe. Trotzdem ist es einfach nicht möglich, alles zu schaffen, was erledigt werden muß.«
    »Dank unseres Mörders, der immer mehr Arbeitskräfte ausschaltet. Grobe Schätzungen genügen. Wenn wir alle angehört haben, müßte klar sein, wer was wo und wann getan hat. Fangen Sie nur an. Reden Sie einfach drauflos. Und lassen Sie sich Zeit. Es kann gar nicht ausführlich genug sein.«
    Wirklich schlau, Garrett. Damit hast du dir diese scheußliche Nacht selbst eingebrockt. Schocke brauchte eine Dreiviertelstunde, um mir zu erklären, daß er nichts Interessantes gemacht und zwischen Frühstück und Mittagessen nur fünf andere Mitglieder des Haushaltes zu Gesicht bekommen hatte. Bis auf Dellwood und Peters, die beide auf Patrouille gewesen waren.
    »Will jemand widersprechen?« erkundigte ich mich. »Oder möchte ihn jemand Lügen strafen?«
    Keine Freiwilligen.
    »Gut. Schleicher, Sie scheinen sich hier drin ja unwohl zu fühlen. Sollen wir Sie von der Qual befreien? Fangen Sie an.«
    Schleichers Geschichte war nicht interessanter als die von Schocke. Er hatte die Leute nur in unverdächtigen Situationen gesehen. Dellwood, bevor sie ausgeritten waren, die anderen Jäger während der Patrouille. Peters, als er mit mir ausgeritten war. Dann war er wieder zu seinem Stall zurückgekehrt, um seine Ruhe zu haben. »Ich mag Menschen nicht mehr besonders«, gestand er. »In ihrer Gegenwart fühle ich mich unwohl. Kann ich jetzt gehen, General?«
    Der Alte war offenbar kurz davor wegzudösen, aber noch war er wach. »Macht es Ihnen keine Sorgen, was irgend jemand sagen könnte, wenn Sie nicht hier sind?«
    »Nein, Sir. Ich habe nichts zu verbergen. Und mir ist schrecklich unwohl.« Er sah aus, als würde er gleich eine Panikattacke erleiden.
    Der General blickte mich an. Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    Stantnor reichte mir den Schlüssel. »Sie entscheiden.«
    Ich entriegelte die Tür und hielt sie Schleicher auf. Als er an mir vorbeiging, flüsterte er: »Kommen Sie raus in den Stall, wenn Sie hier fertig sind. Vielleicht weiß ich, wer Hawkes erledigt hat.«
    Es hatte keinen Sinn zu jammern. Ich fügte seinen Namen der Liste mit den Dingen hinzu, die ich erledigen mußte, wenn alle anderen schliefen. Ich schloß die Tür, drehte mich um und sah in die Runde. Ob jemand mitgehört hatte? Ihre Mienen verrieten nichts, aber Schleicher hatte so laut geflüstert wie ein Souffleur.
    Wayne war der nächste. Wieder eine Niete. Kelle hätte bis zum nächsten Morgen gequasselt, wenn ich sie nicht gebeten hätte, sich kurz zu fassen. Sie hatte alle gesehen, und alle hatten sie gesehen.
    Vier waren abgehakt, fünf lagen noch vor mir. Allmählich kristallisierte sich ein Muster heraus. Es war zwar trivial, aber es war

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