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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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unheimlicher wird es.«
    Mir war immer noch kalt. Ob wir beobachtet wurden? »Ich mach ein Feuerchen.«
    »Was …? Was hast du gesagt?«
    »Ich mache ein Feuer im Kamin an. Mir ist saukalt …«
    »Du bist ein Genie, Garrett.«
    »Nett, daß du es endlich einsiehst.« Ich ein Genie? Anscheinend war mir etwas entgangen.
    »Das Feuer in der Scheune. Du hattest recht. Es war nicht deinetwegen da. Sondern es sollte etwas vernichten, was Bradon versteckt hatte. Und was hatte er versteckt? Die Gemälde.« Er deutete auf das Bild vor uns. » Dieses Gemälde.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Ich schon. Was waren die anderen Bilder? Verrücktes Zeug. Nur Leute, die wir kannten, und Schauplätze aus dem Cantard.«
    Erneut betrachtete ich das Bild.
    »Das hier ist der Schlüssel zu deinem Mörder. Deshalb ist Bradon gestorben. Deshalb hat der Stall gebrannt. Sie ist deine Mörderin.« Er lachte. Es war ein verrücktes Lachen. Na und? Hier war alles verdreht. »Und du hast mit ihr geschlafen.« Er wollte noch etwas sagen, unterbrach sich aber und dachte kurz nach. »Oh, Mann.« Er kam zu mir und legte mir die Hand auf die Schulter.
    Morpheus hätte mit einer Massenmörderin schlafen können, ohne Anstoß daran zu finden. Vielleicht hätte er ihr anschließend sogar kaltlächelnd die Kehle durchgeschnitten. Er war meistens ein liebenswertes Rauhbein, aber er hatte einen eiskalten, unterirdischen Strom in sich.
    Er wußte jedoch, wie es mich treffen würde, noch bevor es passierte. Und war an meiner Seite, als es mich erwischte.
    Es war zwar nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte, aber die Vorstellung machte mich fast fertig. »Ich muß mich bewegen.«
    Er sah zu, wie ich aufstand und versuchte, mich durch Gehen abzureagieren. Es klappte nicht besonders gut. Und das Feuerwerk draußen half auch nicht gerade. Das Gedonnere zerrte an meinen Nerven wie jaulende Katzen um Mitternacht.
    Mir fiel ein, daß ich Jennifer versprochen hatte, sie später zu besuchen. Ich hielt mich daran fest und versuchte mich davon zu überzeugen, daß ich ein ganzes Vogelnest mit einem einzigen Stein ausrotten könnte.
    »Wohin gehst du?« wollte Morpheus wissen.
    »Ich hab noch was zu tun. Ein Versprechen einlösen, das ich beinahe vergessen hätte.« Ich war draußen, bevor er mich unter Druck setzen konnte, und war mir plötzlich nicht mehr ganz sicher, ob ich noch normal war.
     

 
37. Kapitel
     
    Ich spähte über das Geländer. Kaid und Wayne saßen schweigend an gegenübergelegenen Enden des Brunnenrandes. Sie hatten Schockes Leiche weggeräumt. Und Peters war gegangen. Warum machten sie sich wohl die Mühe? Vielleicht konnten sie nicht schlafen. Ich würde auch wenig Schlaf bekommen, obwohl ich erschöpft war und mir immer noch alles wehtat.
    Ich erreichte die Empore, ging hinüber und stieg in den dritten Stock hinunter, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. In diesem Haus konnte man hervorragend herumschleichen. Auf Zehenspitzen schlich ich zu Jennifers Tür und klopfte. Keine Antwort. Das war zu erwarten gewesen, wenn man bedachte, wie lange es gedauert hatte. Ich drückte probehalber die Klinke herunter. Abgeschlossen.
    Das war nur vernünftig. Diese Vorsichtsmaßnahme hätte jeder Idiot ergriffen. Ich klopfte noch einmal, aber es reagierte immer noch keiner.
    »Das war’s wohl«, murmelte ich, drehte mich um und ging ein paar Schritte in Richtung meiner Suite.
    Plötzlich blieb ich stehen. Ohne zu begreifen, warum ich es tat, kehrte ich zu Jennifers Tür zurück und machte mich am Schloß zu schaffen. Nach ein paar Sekunden hatte ich es offen.
    Jennifer mochte anscheinend die Dunkelheit nicht. Im Wohnzimmer, das genauso aussah wie das ihres Vaters, brannten mindestens sechs Lampen. Ich kannte den Grundriß dieser Suiten nicht und vermutete, daß ich sie wahrscheinlich am ehesten hinter der Tür finden würde, aus der ihr Vater kam, wenn er uns empfing. Ich schloß die Tür zum Flur ab und versuchte die andere.
    Ich weiß nicht, wie man den Raum nennen sollte. Es war kein Schlafzimmer, sondern eher ein kleiner, privater Salon mit wenigen Möbeln und einem großen Fenster, das nach Westen zeigte. Der Raum war dämmrig und nur von einer einzigen Kerze erleuchtet. Jennifer saß in einem Stuhl vor dem Fenster. Die Vorhänge waren weit geöffnet. Sie war trotz des Krawalls draußen eingeschlafen. Vermutlich hätte sie mein Klopfen nicht einmal gehört, wenn sie wach gewesen wäre.
    Und jetzt, du Schlauberger? Mach eine falsche Bewegung, und sie

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