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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Barriere zwischen uns bildete. »Nein, ich gehöre
nicht
zu dir. Ich
gehöre
niemandem außer mir selbst und Nyx.«
    »Immer berufst du dich auf deine jämmerliche Göttin!« Plötzlich war seine Stimme überhaupt nicht mehr verführerisch oder vertraulich. Er war wieder ganz der eiskalte, amoralische Engel, dessen Launen sich von Augenblick zu Augenblick änderten und der in Gedankenschnelle töten konnte. »Warum bleibst du ihr so starrsinnig treu? Sie ist nicht hier.« Er breitete die Arme weit aus. Seine herrlichen Flügel umflossen ihn raschelnd wie ein lebender Mantel. »Immer dann, wenn du sie am nötigsten brauchst, entfernt sie sich von dir und lässt zu, dass du Fehler begehst.«
    »Das nennt sich freier Wille«, sagte ich.
    »Und was ist so erstrebenswert an einem freien Willen? Die Menschen missbrauchen ihn unaufhörlich. Ohne ihn könnte das Leben so viel glücklicher sein.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber ohne ihn wäre ich nicht mehr ich. Sondern deine Marionette.«
    »Du doch nicht. Dir würde ich deinen Willen niemals nehmen.« Und seine Miene veränderte sich, und er wurde wieder zu dem liebenden Engel, dem Geschöpf, das so unvergleichlich schön war, dass man leicht verstehen konnte, warum jemand seinen freien Willen opfern sollte, nur um ihm nahe zu sein.
    Zum Glück war ich kein solcher Jemand.
    »Aber du kannst mich nur dazu bringen, dich zu lieben, indem du mir meinen Willen nimmst und mir dann befiehlst, bei dir zu bleiben wie eine Sklavin.« Ich wappnete mich gegen den Ausbruch, den ich auf diese Worte erwartete, aber er fing nicht an zu schreien oder von der Bank zu springen oder sonst wie einen Wutanfall zu kriegen. Er sagte einfach nur: »Dann werden wir wohl Feinde sein müssen, du und ich.«
    Es war keine Frage, also entschied ich mich, besser nichts darauf zu erwidern. Ich fragte nur: »Was willst du, Kalona?«
    »Dich natürlich, meine A-ya.«
    Ich schüttelte den Kopf und wischte seine Worte ungeduldig beiseite. »Das meine ich nicht. Ich meine, warum bist du überhaupt hier? Du bist kein Sterblicher. Du … na ja …« Ich zögerte, unsicher, wie tief ich in dieses Thema eindringen durfte, dann beschloss ich, es einfach zu versuchen; er hatte schließlich schon gesagt, dass wir Feinde sein würden. »Ich meine, du bist gefallen, oder? Aus dem – na ja – aus dem Ort, den viele Menschen als Himmel bezeichnen würden.« Und ich hielt den Atem an und wartete darauf, was er antworten würde.
    Er nickte leicht. »Ja.«
    »Absichtlich?«
    Er wirkte ein bisschen amüsiert. »Ja, es war meine eigene Entscheidung, die mich hierherbrachte.«
    »Aber warum? Was willst du hier?«
    Wieder veränderten sich seine Züge. Er leuchtete jetzt in einem Glanz, der einfach nur überirdisch war. Dann stand er auf, hob die Arme und breitete die Flügel aus und strahlte eine Glorie aus, die es fast unmöglich machte, ihn anzusehen, und ebenso unmöglich, die Augen abzuwenden.
    »Alles!«, schrie er mit der Stimme eines Gottes. »Ich will alles!«
    Und er stand vor mir, ein leuchtender Engel, nicht gefallen, er stand einfach auf wunderbare Weise da, zum Greifen nahe. Berührbar in der Gestalt eines Sterblichen, aber so unvergleichlich schön, dass er nichts anderes sein konnte als ein Gott.
    Und er zog mich in seine Arme, und seine Flügel schlossen sich um mich und hüllten mich in ihre weiche Dunkelheit, wie eine Decke, die überhaupt nicht mit der wundervollen, schmerzhaften, immer vertrauteren Kälte seines Körpers vereinbar schien. »Bist du sicher, dass du mich nicht lieben könntest?« Er beugte sich vor, und langsam, wie um mir Zeit zu geben, mich abzuwenden, näherte er seinen Mund dem meinen.
    Als unsere Lippen sich berührten, als der Kuss sich mit eiskalter Hitze durch mich hindurchfraß, verlor ich den Halt und fiel. Sein Körper, seine Seele waren alles, wessen ich mir noch bewusst war. Ich wollte mich fest an ihn pressen, wollte, dass er sich in mir verlor. Die Frage war nicht, ob ich ihn lieben konnte – nein, im Gegenteil: wie konnte ich ihn nicht lieben? Eine ganze Ewigkeit in seinen Armen zu liegen – ihn zu besitzen – ihn zu lieben, war nicht annähernd genug.
    Eine Ewigkeit in seinen Armen liegen …
    Der Gedanke durchbohrte mich wie ein Speer. A-ya war erschaffen worden, um genau das zu tun.
    Oh Göttin!
, schrie meine Seele,
bin ich wirklich A-ya
?
    Nein. Das konnte nicht sein. Das würde ich nicht zulassen!
    Ich stieß ihn weg. Ich hatte mich so vollständig und

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