Gejagt
leidenschaftlich in unsere Umarmung gefügt, dass meine plötzliche Verweigerung ihn überraschte. Er taumelte zurück, und die doppelte Fessel seiner Arme und Flügel löste sich weit genug, dass ich herausschlüpfen konnte.
»Nein!« Ich schüttelte wie eine Wahnsinnige den Kopf. »Ich bin
nicht
sie! Ich bin Zoey Redbird, und wenn ich jemanden liebe, dann, weil er es wert ist, geliebt zu werden, nicht weil ich ein Stück Dreck bin, das jemand zum Leben erweckt hat.«
Seine bernsteinfarbenen Augen verengten sich, und Wut verzerrte sein Gesicht. Er kam auf mich zu.
»Nein!«
, schrie ich.
Abrupt schreckte ich aus dem Schlaf. Nala fauchte wie wild, und jemand saß auf meiner Bettkante und wehrte sich gegen meine umherschlagenden Arme.
»Zoey! Alles okay. Wach auf! Au! Shit!«, rief der Typ, als meine Faust mit seiner Wange zusammentraf.
»Fass mich nicht an!«, schrie ich.
Er hielt mit einer Hand meine beiden Handgelenke fest. »Reiß dich zusammen!« Dann reckte er sich und knipste meine Nachttischlampe an.
Ich blinzelte den Typen an, der an meinem Bett saß und sich die Wange rieb.
»Was zum Teufel machst du in meinem Zimmer, Stark?«
Vierundzwanzig
» I ch ging draußen den Gang entlang, da hörte ich deine Katze fauchen, und du fingst an zu schreien. Ich dachte, du wärst in Schwierigkeiten.« Stark warf einen Blick auf mein dick verhängtes Fenster. »Ich dachte, vielleicht wär irgendwie ein Rabenspötter eingedrungen. Katzen hassen die total, weißt du. Aber egal, deshalb bin ich reingekommen.«
»Du bist ganz zufällig um –« Ich sah auf die Uhr. »Um zwölf Uhr mittags an meinem Zimmer vorbeigegangen?«
Er zuckte mit den Schultern, und seine Lippen verzogen sich zu dem dreisten Lächeln, das ich so mochte. »Na ja, war weniger Zufall als Absicht.«
»Du kannst mich jetzt übrigens loslassen.«
Widerstrebend lockerte er den Griff um meine Handgelenke, ließ sie aber nicht ganz los. Ich musste meine Hände herausziehen.
»Muss ’n ganz schön krasser Albtraum gewesen sein.«
»Ja.« Ich rutschte zurück, bis ich mich im Sitzen gegen das Kopfteil meines Bettes lehnen konnte. Nala hatte sich wieder beruhigt und kuschelte sich an meine Seite.
»Was war’s denn für einer?«
Ich ignorierte seine Frage. »Was machst du hier?«
»Hab ich dir doch gesagt. Ich hab von draußen was gehört und –«
»Nein, ich meine, warum warst du überhaupt vor meiner Tür? Außerdem ist es Mittag. Alle roten Jungvampyre, die ich kenne, kommen mit dem Tageslicht gar nicht gut klar und schlafen jetzt bestimmt tief und fest.«
»Ja. Ich könnte jetzt auch schlafen, aber egal. Und draußen ist es gar nicht richtig Tag. Alles ist grau und eisig.«
»Himmel, ist der Sturm immer noch nicht vorbei?«
»Heute soll noch ’ne Sturmfront durchkommen. Ich bin echt froh, dass ich kein Mensch bin und mich mit all dem rumschlagen muss, ohne die Generatoren und so weiter hier im House of Night.«
Da fragte ich mich, ob die Nonnen in ihrem Kloster eigentlich einen Generator hatten. Ich musste dringend mal wieder mit Schwester Mary Angela reden. Reden? Himmel, ich musste dorthin. Ich vermisste meine Grandma, und es reichte mir wirklich, mich die ganze Zeit bedroht zu fühlen. Unendlich müde seufzte ich. Wie lange hatte ich geschlafen? Ich überschlug: vielleicht fünf Stunden. Na toll. Und ein Großteil dieser Zeit war für einen wilden Traum mit Kalona draufgegangen, der nicht wirklich erholsam gewesen sein konnte.
»Hey, du siehst müde aus«, sagte Stark.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet. Warum bist du hier? Ich meine,
wirklich
.«
Er sah mich lange an und stieß dann langsam den Atem aus. »Ich muss mit dir reden.«
»Warum?«
Seine braunen Augen trafen sich mit meinen. Es war fast beunruhigend, wie sehr er dem alten, noch nicht toten-und-untoten Stark glich. Seine Augen waren normal, und in den Schatten um ihn pulsierte keine unheimliche Finsternis. Nur der rote Umriss seines Tattoos erinnerte daran, dass er nicht mehr ganz der Junge war, der mir vor ein paar Tagen in der Sporthalle düstere Geheimnisse verraten und mich gebeten hatte, ihm zu helfen.
»Die werden dafür sorgen, dass du mich hasst«, platzte er heraus.
»Wer ist die? Und niemand kann
dafür sorgen
, dass ich irgendwas tue.« Noch während ich es sagte, schoss mir ein Bild von mir in Kalonas Armen durch den Kopf, aber ich schob es ganz schnell weit weg.
»Die. Jeder«, sagte er. »Die werden dir erzählen, dass ich ein Monster
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