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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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bin, und du wirst ihnen glauben.«
    Ich sah ihn an, unbeirrt und schweigend. Er sah zuerst weg.
    »Könnte es sein, dass das, was du mit Becca gemacht hast, und die Tatsache, wie du mit deinem Ich-treffe-alles-worauf-ich-ziele-Bogen um Kalona rumhängst und beim kleinsten Anlass schießen willst, vielleicht ein bisschen was damit zu tun hat, dass
die
dich nicht mehr für einen allzu netten Typen halten?«
    »Sagst du immer so offen, was du denkst?«
    »Na ja, nicht immer, aber ich will mal ehrlich sein. Pass auf, ich bin tierisch müde, und ich hatte gerade einen grausigen Albtraum. Was um mich rum passiert, ist einfach übel. Eine Menge Sachen verwirren mich. Und es war nicht gerade so, dass ich dich gebeten hätte, hey, Stark, willst du nicht in mein Zimmer schleichen? Sondern
du
bist zu
mir
gekommen. Also – ich hab echt keine Lust auf Spielchen.«
    »Ich bin nicht geschlichen.«
    »Ich denke, auf das
Wie
kommt’s gerade nicht so sehr an.«
    »Ich bin gekommen, weil …«, er stockte. »Du bringst mich dazu, zu fühlen.«
    »Was zu fühlen?«
    »Einfach zu fühlen.« Er rieb sich die Schläfe, als hätte er Kopfschmerzen. »Seit ich gestorben und wieder zurückgekommen bin, war’s so, als wäre ein Teil von mir tot geblieben. Ich war nicht fähig, etwas zu fühlen. Oder wenigstens nichts Gutes.« Er sprach in kurzen, knappen Sätzen, als fiele es ihm schwer, es in Worte zu fassen. »Okay, sicher, ich hab Bedürfnisse, Gelüste. Vor allem, wenn ich länger kein Blut hatte. Aber das kann man nicht wirklich
fühlen
nennen. Das ist nur ’n Instinkt. Du weißt schon – essen, schlafen, leben, sterben. Was Automatisches.« Er zog eine Grimasse und wandte den Blick ab. »Ich nehme mir einfach automatisch, was ich will. Wie bei dem Mädchen.«
    »Becca«, sagte ich mit eiskalter Stimme. »Sie heißt Becca.«
    »Okay. Becca. Von mir aus.« Sein Gesichtsausdruck hatte sich verhärtet. Nicht in Richtung rotäugig und unheimlich, eher in Richtung totales Arschloch. Und ich war müde genug, dass mich das so richtig sauer machte.
    »Du hast sie angegriffen. Du hast sie gezwungen, dir zu Willen zu sein. Schau mal, es ist ganz einfach. Wenn du nicht willst, dass die Leute dich als Monster bezeichnen, musst du aufhören, dich wie eines zu benehmen.«
    Seine Augen blitzten, und ich sah in ihren Tiefen ein rotes Funkeln. »Sie hätte es schon noch gemocht. Wenn du und der Krieger fünf Minuten später gekommen wärt, wäre sie ganz glücklich gewesen.«
    »Soll das ein Witz sein? Gedankenkontrolle ist bei dir so was wie ein Vorspiel?«
    »Wie war sie denn, als sie drinnen war?«, schleuderte Stark mir entgegen. »War sie in Tränen aufgelöst? Oder hat sie davon geredet, wie toll ich bin und wie geil sie mich findet?«
    »Glaubst du etwa, das rechtfertigt, was du mit ihr gemacht hast? Du hast mit ihrem Hirn rumgespielt, damit sie dich will. Egal wie man’s definiert, das ist Vergewaltigung, und das geht einfach nicht!«
    »Du hast mich auch geküsst, direkt danach, und bei dir musste ich nicht rumspielen!«
    »Ja, okay, ich hab in der letzten Zeit einen ziemlich fragwürdigen Geschmack, was Jungs angeht. Aber ich sag dir ganz ehrlich, im Augenblick hab ich nicht die geringste Lust, mich dir in die Arme zu werfen.«
    Er stand abrupt auf und trat in einer heftigen Bewegung vom Bett weg. »Ich weiß nicht, was zum Teufel ich hier mache. Ich bin, was ich bin, daran ist nichts zu ändern.« Total angepisst wandte er sich in Richtung Tür.
    »Doch, du kannst es ändern.«
    Ich sagte es ganz leise, aber die Worte schienen in der Luft zu schimmern und sich um Stark zu wickeln, und er blieb stehen. Eine Weile stand er reglos da, die Hände zu Fäusten geballt, den Kopf leicht gesenkt, als kämpfte er mit sich selbst. Ohne sich mir zuzuwenden, sagte er schließlich: »Schau, das meine ich. Wenn du so was zu mir sagst,
fühl
ich wieder.«
    »Vielleicht deshalb, weil ich momentan die Einzige bin, die dir die Wahrheit sagt.« Während ich sprach, bekam ich eines dieser tiefen Bauchgefühle, dass ich genau das sagte, was Nyx sich gewünscht hätte. Ich holte tief Luft und versuchte, in mich hineinzuhorchen, und so müde und verletzt und verwirrt ich aus so vielen Gründen war, ich folgte dem Faden, der sich vor mir entspann, und wagte den Versuch, das zerrissene Gewebe von Starks Menschlichkeit wieder zu flicken. »Ich glaub nicht, dass du ein Monster bist, aber ich hab auch nicht das Gefühl, dass du einfach nur ein netter Kerl bist.

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