Gejagt
davon abhalten konnte. »Er hat dein Herz absichtlich verfehlt.«
»Hä? Was meinste damit?«
»Bevor Stark gestorben ist, hat er mir anvertraut, was für eine Gabe Nyx ihm verliehen hat. Er verfehlt sein Ziel nie. Das kann er gar nicht. Er trifft immer genau das, worauf er zielt.«
»Wenn er Stevie Rae absichtlich verschont hat, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass er nicht gänzlich unter Neferets Einfluss steht«, sagte Damien.
»Er hat deinen Namen gesagt«, mischte sich Erik ein. Seine scharfen blauen Augen schienen sich in mein Inneres zu bohren. »Daran erinnere ich mich ganz genau. Bevor er auf Stevie Rae geschossen hat, hat er dich eindeutig wiedererkannt. Er sagte sogar, er sei zu dir zurückgekehrt.«
»Ich war bei ihm, als er starb.« Ich erwiderte Eriks bohrenden Blick und versuchte, nicht zu schuldbewusst auszusehen, weil ich mich zu
noch
einem Typen außer ihm hingezogen fühlte. »Kurz bevor er starb, hab ich ihm gesagt, dass in unserem House of Night schon Jungvampyre von den Toten zurückgekehrt sind. Darauf bezog sich das.«
»Nun, zwischen ihm und dir besteht offensichtlich eine Verbindung«, sagte Darius. »Vermutlich ist Stevie Rae deswegen noch am Leben.«
»Aber Stark war entschieden nicht er selbst«, sagte ich und wandte den Blick von Erik ab. Es war erst so wenige Tage her, dass ich Stark geküsst hatte und er in meinen Armen gestorben war, aber mir kam es vor wie eine Ewigkeit. »Er stand eindeutig unter Neferets Befehl, auch wenn er vielleicht versucht hat, ihr zu widerstehen.«
»Ja, als ob sie ihn verzaubert hätte oder so«, sagte Jack.
»Passt mal auf, das erinnert mich an was«, sagte Damien. »Als Kalona aufgetaucht ist, hab ich ganz deutlich bemerkt, wie ehrfürchtig, ja schon fast willenlos sich alle benommen haben.«
Venus schnaubte. Sie klang fast wie Aphrodite in ihren sarkastischsten (und unattraktivsten) Momenten. »Jeder außer uns.« Mit einer Geste schloss sie alle roten Jungvampyre ein. »Kaum dass wir ihn sahen, war uns klar, dass er ein Blender und ein Arschloch ist.«
»Woher?«, fragte ich abrupt. »Woher war euch das klar? All die anderen Jungvampyre – okay, außer uns – sind bei seinem Anblick tatsächlich auf die Knie gefallen. Nicht mal die Söhne des Erebos haben was gegen ihn unternommen.« Und ich hatte mich auch zu ihm hingezogen gefühlt, aber vor Venus wollte ich das nicht zugeben.
Sie zuckte mit den Schultern. »War doch offensichtlich. Sicher, er sah schon ziemlich scharf aus, aber hey! Er ist aus dem Boden geschossen, nachdem Stevie Rae alles vollgeblutet hatte.«
Ich beobachtete sie scharf. Ich fragte mich, ob sie Kalonas Bösartigkeit deshalb erkannt hatte, weil sie selber gute Beziehungen zum Bösen hatte.
»Und hat er Flügel, das war einfach nicht richtig«, fügte Kramisha hinzu, so dass meine Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. »Meine Mama hat mich immer gesagt, trau kein’ weißen Kerl, nicht mal ’nem süßen. Und hey, süßer weißer Kerl mit Flügeln, der in Blut- und Vogelchaos aus’m Boden schießt, da muss man zehnmal die Finger von lassen.«
»Da hat sie recht«, stimmte Jack zu – offenbar vergaß er gerade, dass auch er ein süßer weißer Kerl war.
»Ich sollte euch wohl etwas mitteilen«, meldete sich wieder Damien zu Wort. Wir sahen zu ihm hinüber. »Hätte ich nicht mitten in einem vollständig beschworenen Kreis gestanden, umgeben von euch allen, und hätte nicht Aphrodite uns zugeschrien, wir sollten zusammenbleiben und abhauen, dann wäre ich vielleicht auch auf die Knie gefallen.«
Mich überlief ein unbehagliches Prickeln. »Was ist mit euch?«, fragte ich die Zwillinge.
»Er war schon scharf«, sagte Shaunee.
»Ultrascharf«, bekräftigte Erin. Sie sah ihren Zwilling an. Als Shaunee nickte, sprach Erin weiter: »Uns hätte er auch um den Finger gewickelt. Wenn Aphrodite uns nicht so dermaßen übel angebrüllt hätte, wir sollten den Kreis zusammenhalten, wären wir jetzt wahrscheinlich noch mittendrin in dem Chaos.«
»Und das wär nicht gut«, sagte Shaunee.
»Sag ich ja«, bestätigte Kramisha.
»Und schon wieder hab ich ’n Großteil der Streberclique gerettet«, lallte Aphrodite.
»Iss dein Sandwich und sei still«, befahl ich ihr. Dann wandte ich mich an Erik. »Was ist mir dir? Wärst du auch …« Ich verstummte, weil ich keine gute Formulierung fand.
»Geblieben und hätte ihm gehuldigt?«, schlug Erik vor. Ich nickte. »Also, ich habe seine Macht durchaus gespürt. Aber denk
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