Gejagt
gut. Also hol ich mir Gold Card. Okay, reicht jetzt mit Sachen. Kommt. Kleine Stück geh ich mit euch zurück, aber bei meine Zimmer hau ich mich. Jack, hast du Weg in Dusche in Kopf, ja?«
»Ja.«
Wir gingen weiter den nach rechts führenden Tunnel entlang. Die nächste Öffnung war mit einem irisierenden Vorhang aus lila Seide verhängt.
»Ist mein Zimmer.« Als Kramisha sah, wie ich das erstaunliche Vorhangmaterial anstarrte, lächelte sie. »Ist von Pier One. Die liefern nicht, aber nehmen Gold Cards.«
»Tolle Farbe«, sagte ich und dachte, wie blöd es von mir war, in jedem Schatten ein Schreckgespenst zu sehen, während die Einrichtung teilweise von Pier One stammte.
»Danke. Mag ich bunte Farben. Ist wichtige Teil von Einrichtung. Wollt ihr Zimmer sehen?«
»Ja, gern.«
»Auf jeden Fall«, sagte Jack.
Kramisha sah auf Duchess hinunter. »Ist stubenrein?«
Jack starrte sie verärgert an. »Natürlich. Sie ist eine perfekte Dame.«
»Wär gut«, brummte Kramisha. Dann zog sie den Vorhang beiseite und machte mit der freien Hand eine anmutige einladende Geste. »Willkommen in mein’ Reich.«
Kramishas Zimmer war ungefähr so doppelt groß wie das von Stevie Rae. Sie hatte zwei Laternen und ungefähr zwei Dutzend Duftkerzen angezündet, so dass der Geruch nach frischer Farbe sich mit Zitrusduft mischte. Offenbar erst vor sehr kurzer Zeit hatte sie die ausgebuchteten Betonwände zart limettengrün gestrichen. Die Möbel – ein Bett, eine Kommode, ein Nachttisch und ein Bücherregal – waren aus dunklem Holz. Stühle besaß sie keine, aber im ganzen Raum lagen auf dem Boden große Satinkissen in knalligem Pink und Lila verstreut, passend zu ihren Bettbezügen. Auf besagtem Bett lag ein halbes Dutzend Bücher, aufgeschlagen oder mit Lesezeichen darin, als läse sie sie alle gleichzeitig. Ich bemerkte, dass alle Bücher, auch die im Regal, Signaturen hatten. Kramisha registrierte, dass ich es bemerkt hatte.
»Zentrale Stadtbibliothek. Hat am Wochenende ganz lang offen.«
»Ich wusste gar nicht, dass man so viele Bücher gleichzeitig ausleihen darf«, sagte Jack.
Kramisha wand sich ein bisschen. »Nicht offiziell. Nur wenn du machst ein bisschen mit ihre Gehirn. Geb ich zurück, wenn ich zu Borders komme und mir selber kaufen kann«, fügte sie hinzu.
Ich seufzte und erweiterte meine Liste dessen, wovon man die roten Jungvampyre möglichst abbringen sollte, um den Punkt ›Bibliotheksdiebstahl‹, aber noch während ich den mentalen Eintrag skizzierte, machte ich mir Vorwürfe. Kramisha sah definitiv aus, als bereute sie ihren Bücherklau. Würde sich jemand, der noch monströse Tendenzen hatte, Gedanken um solchen Kleinkram machen?
Nein, zum Henker, nein
, sagte ich mir innerlich und trat unwillkürlich ans Bett, um ein paar der Titel zu lesen. Da war eine dicke Ausgabe von Shakespeares gesammelten Werken sowie eine illustrierte gebundene Ausgabe von
Jane Eyre
, die auf einem anderen Buch lag,
Liebhaber in Silber
von Tanith Lee. Daneben lagen, ebenfalls gebunden,
Welt der Drachen
von Anne McCaffrey und drei Bücher namens
Thug-A-Licious
,
Candy Licker
und
G-Spot
von einem Autor, dessen Name nur als Noire angegeben war. Alle drei lagen aufgeschlagen auf dem Bauch, so dass die ziemlich unanständig aussehenden Umschläge in ganzer Pracht zu sehen waren. Neugierig geworden setzte ich meinen Handtuchstapel auf dem leuchtend pinkfarben bezogenen Bett ab, nahm
Thug-A-Licious
in die Hand und überflog die aufgeschlagene Seite.
Ehrlich, meine Netzhäute fingen fast an zu brennen, so heiß ging es da zu.
»Pornoliteratur. Mag ich«, erklärte Erik über meine Schulter hinweg.
»Äh, bin ich am Recherchieren.« Flink schnappte mir Kramisha das Buch weg und warf Erik einen lässigen Blick zu. »Und von was ich da draußen gesehn hab, brauchst du kein’ Gebrauchsanweisung.«
Ich fühlte mich schon wieder rot werden und seufzte.
»Hey, coole Gedichte«, sagte da Jack. Dankbar für die Ablenkung sah ich auf. Jack zeigte auf ein paar farbige Plakate, die säuberlich auf die hellgrünen Wände geklebt waren. Sie waren voller Gedichte, alle in derselben verschnörkelten Schrift, aber mit verschiedenfarbigem fluoreszierendem Textmarker geschrieben.
»Magst du?«, fragte Kramisha.
»Ja, die sind toll. Ich mag Gedichte total.«
»Sind von mir. Hab ich geschrieben«, sagte Kramisha.
»Was, echt? Mann, ich dachte, die wären aus einem Buch oder so. Du bist wirklich gut«, sagte Jack.
»Danke. Hab ich doch
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