Gejagt
war. Also, es war ja gut und schön, dass er gesagt hatte, er liebe mich, aber musste das bedeuten, dass er so besitzergreifend und machohaft wurde? Und war das, was uns verband, stark genug, um einer zweiten Prägung mit Heath standzuhalten, vor allem jetzt, wo sie für Erik nicht mehr nur eine abstrakte Idee war? Konnte er, nun, da er Heath und mich zusammen erlebt hatte, überhaupt noch mit mir zusammen sein?
Ich sah zu ihm auf, während er mich so schonend festhielt. Als er meinen Blick spürte, richteten sich seine blauen Augen auf mich. Er sah nicht mehr aus wie aus Stein. Nur noch traurig. Sehr, sehr traurig. Wollte ich noch mit Erik zusammen sein? Je länger ich ihm in die Augen sah, desto mehr bekam ich das Gefühl: ja, schon. Aber was bedeutete das für mich und Heath? Waren wir wieder an dem Punkt angekommen, wo ich mit beiden gewesen war, bevor ich sie betrogen und meine Jungfräulichkeit durch eine List an Loren verloren hatte?
Schon damals war das Dreiecksverhältnis sehr unangenehm gewesen, und jetzt war es sogar noch schlimmer. Aber was zum Henker sollte ich machen? Tatsache war, sie bedeuteten mir beide etwas.
Himmel, war es anstrengend, ich zu sein.
Als Aphrodite mich fertig verbunden hatte, bat Erik Jack, ein Kissen aus dem Bett zu holen, und legte mich vorsichtig darauf ab, damit mein Kopf und meine Schultern weicher lagen.
»Ihr solltet euch besser bereithalten«, sagte er dann zu den Zwillingen, Damien und Aphrodite. »Ich vermute, Darius würde gern so schnell wie möglich aufbrechen.«
»Das heißt, wir sollten unsere Handtaschen aus Kramishas Zimmer holen«, sagte Shaunee.
»Würde ich jemals meine neue Ed-Hardy-Tasche aus der Winterkollektion vergessen, Zwilling?«, fragte Erin.
»Natürlich nicht, Zwilling. Ich wollte doch nur …« Ihre Stimmen verloren sich auf dem Gang.
»Ich will mitkommen«, sagte Jack den Tränen nahe.
»Ich hätte dich auch gern dabei«, gestand Damien. »Aber es ist zu gefährlich. Du musst hier bei Stevie Rae und Erik bleiben, bis wir genauer wissen, womit wir’s zu tun haben.«
»Mit dem Verstand kapier ich das, aber mein Herz will was anderes.« Jack lehnte den Kopf an Damiens Schulter. »Es ist nur … es ist nur …« Er holte tief Luft und schloss mit einem Schluchzen: »Es ist nur so kacke, dass ich nicht mitkommen kann!«
Damien legte den Arm um ihn. »Wir gehen mal kurz ein Stück den Tunnel lang. Darius soll nach uns rufen, wenn er so weit ist.« Und er führte den verzweifelten Jack nach draußen. Duchess trottete mutlos hinterher.
»Ich gehe meine Katze suchen«, sagte Aphrodite. »Vielleicht finde ich ja auch dein kleines Biest.«
»Meinst du nicht, wir sollten die Katzen hier lassen?«, fragte ich.
Aphrodite hob eine Augenbraue. »Seit wann kann man darüber bestimmen, was Katzen tun sollen?«
Ich seufzte. »Hast recht. Sie würden uns nur folgen und es uns noch jahrelang nachtragen, dass wir sie zurückgelassen haben.«
Sie schob den Vorhang beiseite. »Sag Darius, ich bin gleich wieder da.«
Und damit waren Erik und ich allein.
Ohne mich anzusehen, machte er sich auf den Weg zum Vorhang. »Ich gehe mal –«
»Erik, bitte bleib. Können wir einen Moment reden?«
Er blieb stehen, drehte sich aber nicht um. Sein Kopf war gesenkt, seine Schultern gebeugt. Er sah aus wie ein geschlagener Mann.
»Erik, bitte …«
Da wirbelte er herum, und ich sah, dass ihm Tränen in die Augen schossen. »Ich bin so verdammt sauer, dass ich überhaupt nicht weiß, was ich tun soll! Und das Schlimmste ist, dass das da«, er deutete auf den gigantischen Verband um die Wunde in meiner Brust, »genaugenommen meine Schuld ist.«
»Deine Schuld?«
»Wenn ich im Keller nicht so ein Chauvi-Arsch gewesen wäre, wärst du nicht mit Heath nach draußen gegangen. Du wolltest ihn schon wegschicken, aber ich musste dem Ganzen ja nachhelfen und dich so verärgern, dass du mit ihm rausgingst.« Er fuhr sich mit der Hand durch das dichte dunkle Haar. »Dieser Heath macht mich einfach rasend eifersüchtig! Er kennt dich, seit ihr Kinder wart. Ich wollte –« Er hielt inne. Seine Kiefermuskeln spannten sich an und lockerten sich wieder. »Ich wollte dich nur nicht schon wieder verlieren, deshalb hab ich mich so mies benommen, und was ist dabei herausgekommen? Nicht nur, dass du beinahe gestorben bist, sondern jetzt verliere ich dich doch wieder!«
Ich blinzelte. Also war er nicht deswegen so versteinert gewesen, weil er sauer auf mich war oder ich ihm
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