Gejagt
Heath. Lass uns später ausführlich reden, wenn sich alles wieder beruhigt hat.«
»Soll ich nicht wenigstens hierbleiben, wo ich näher an dir dran bin? Damit du mich schneller da hast, falls du mich brauchst.«
Ich wollte schon ja sagen, obwohl Erik mich mit ausdruckslosem Gesicht ansah und ich wusste, dass es das Beste für Heath wäre, wenn wir uns nie wiedersehen würden. Unsere Prägung war unglaublich stark, viel stärker als beim ersten Mal. Ich konnte ihn spüren – ganz nah und vertraut und herzensgut, und auch wenn ich wusste, dass es falsch war und ich es nicht sollte, wollte ich ihn in meiner Nähe haben. Aber dann fiel mir ein, wie Kramisha ihn angeschaut hatte, als wollte sie am liebsten ein Stück von ihm abbeißen. Klar wusste ich, dass sein Blut aufgrund der Prägung für jeden anderen Jungvampyr oder Vampyr komisch schmecken würde, aber ich konnte nicht sicher sein, ob das sie davon abhalten würde, mal zu kosten. Allein der Gedanke daran, jemand anders könnte von Heath trinken, regte mich fürchterlich auf.
»Nein, Heath«, beharrte ich. »Geh nach Hause. Hier bist du nicht sicher.«
»Mir doch egal, ob ich sicher bin. Ich will bei dir sein.«
»Ich weiß, aber ich will, dass du in Sicherheit bist. Also fahr heim. Ich ruf dich an, sobald ich kann.«
»Okay, aber wenn du mich brauchst, komm ich sofort.«
»Soll ich ihn rausbegleiten?«, fragte Stevie Rae. »Die Tunnel können ein bisschen verwirrend sein, wenn man sie nich kennt.«
Außerdem kann ich rote Jungvampyre, die uns begegnen, daran hindern, sich über ihn herzumachen.
Ungesagt schwang der Gedanke zwischen uns in der Luft.
»Gut. Danke, Stevie Rae«, sagte ich.
»Erik, setzt du bitte Zoey auf? Aphrodite, könntest du ihr diesen elastischen Verband umwickeln? Ich gehe besser auch mit Heath nach draußen«, sagte Darius.
»Der Rabenspötter saß in dem Baum über seinem Truck, so mehr oder weniger am Rand des Bahnhofsdachs«, erklärte ich ihm.
»Ich werde wachsam sein, Priesterin«, erwiderte er. »Komm, Junge. Es wird wirklich Zeit.«
»Wir sind gleich wieder da, Z«, sagte Stevie Rae.
Doch Heath folgte den beiden nicht sofort aus dem Zimmer. Er kam zu mir und umschloss lächelnd mit der Hand meine Wange. »Pass auf dich auf, ja?«
»Ich versuch’s. Du auch«, sagte ich. »Und Heath, danke, dass du mir das Leben gerettet hast.«
»Jederzeit, Zo. Und das mein ich auch so. Jederzeit.« Und als wären wir ganz allein und nicht mitten unter meinen Freunden (und meinem
Freund
), die uns alle anstarrten, beugte er sich herunter und küsste mich. Er schmeckte nach Doritos und Cola und Heath. Und durch all das hindurch roch ich ihn – diesen ganz eigenen Duft seines allein auf mich geprägten Blutes und daher im wahrsten Sinne des Wortes den köstlichsten, faszinierendsten Duft dieser Erde.
»Ich liebe dich, Baby«, hauchte er. Und küsste mich noch einmal. Im Gehen winkte er meinen Freunden zu. »Bis dann, Leute.« Ich war nicht wirklich überrascht, als Damien und Jack ihm einen Gruß hinterherriefen und die Zwillinge ihm einen Luftkuss zuwarfen. Hey, Heath ist süß. Total süß. Bevor er den Vorhang zurückschlug, sah er noch einmal Erik an, der neben mir stand. »Hey, Blödmann, wenn ihr was passiert, mach ich dich persönlich verantwortlich.« Dann schenkte er Erik sein bezauberndes schiefes Grinsen. »Oh, wenn du mir die Sache ’n bisschen leichter machen willst, musst du sie nur ’n bisschen herumkommandieren, während ich nicht da bin.« Und er lachte in sich hinein und verließ das Zimmer.
Aphrodite versuchte, ihren Lachanfall als Husten zu tarnen.
»Dein Ex hat definitiv was«, sagte Shaunee.
»Oh ja, hat er, Zwilling«, stimmte Erin zu. »Und erst sein Knackarsch!«
»Äh. Hm. Ja, also«, sagte Jack peinlich berührt.
Fünfzehn
D ie Zwillinge entschuldigten sich hastig und warfen Erik zerknirschte Blicke zu. Erik sah immer noch aus wie aus Stein gemeißelt. »Hier«, sagte er zu Aphrodite, »ich hebe sie ein bisschen hoch, dann kannst du sie verbinden.«
Sie nickte. »Ist gut.«
Ohne mich anzusehen, schob Erik seine Hände unter meine Schultern und hob meinen Oberkörper sanft vom Tisch ab. Während ich vor Schmerz die Zähne zusammenbiss und Aphrodite die elastische Binde um mich herumwickelte, fragte ich mich, was in aller Welt ich mit Erik und Heath machen sollte. Prinzipiell waren Erik und ich wieder zusammen, aber nach der Szene im Keller war ich nicht hundertprozentig sicher, wie richtig das
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