Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
Vom Netzwerk:
haben, Priesterin«, sagte er.
    »Ja, so bin ich halt:
furios.
« Indem ich den Tonfall von Christian Siriano aus
Project Runway
nachmachte, versuchte ich zu überspielen, dass ich nicht weit davon entfernt war, in Ohnmacht zu fallen. Ich war ziemlich sicher, dass Darius
Project Runway
nicht von einem Forschungsprojekt hätte unterscheiden können, aber es brachte ihn zum Grinsen, während wir uns einander gegenseitig zum Bett halfen, wo er sich schwer ans Fußende setzte. Ich blieb stehen und versuchte, nicht zu schwanken, als wäre ich betrunken. Was ich leider nicht mehr war.
    »In dem Schrank da hinten müsste Verbandsmaterial sein.« Er deutete auf den langen Edelstahlschrank, der die halbe gegenüberliegende Wand einnahm. Darin war ein eingebautes Waschbecken, neben dem auf mehreren Tabletts sauber aufgereiht furchteinflößende Krankenhausutensilien lagen (die allesamt extrem edelstahlmäßig scharf aussahen).
    In meiner Erschöpfung kümmerte ich mich nicht um die scharfen Instrumente und zog wahllos Schubladen und Schranktüren auf. Dabei fiel mir auf, dass meine Hände wie verrückt zitterten.
    »Zoey«, rief Darius, und ich sah ihn über die Schulter hinweg an. Er sah fürchterlich aus. Seine linke Gesichtshälfte war eine blutige Sauerei. Der Schnitt verlief von seiner Schläfe die ganze Wange hinunter bis zum Unterkiefer und entstellte das kühne geometrische Muster seines Tattoos. Aber mit den Augen lächelte er mich an und sagte: »Das ist schon nicht so schlimm. Nur ein Kratzer.«
    »Ein ganz schön großer Kratzer«, sagte ich.
    »Ich fürchte, Aphrodite wird nicht glücklich darüber sein.«
    »Hä?«
    Er wollte lächeln, beendete den Versuch aber mit einer Grimasse, als noch mehr Blut aus der Wunde strömte. Er zeigte auf sein Gesicht. »Die Narbe. Das wird sie nicht mögen.«
    Ich hatte inzwischen ein paar Binden und alkoholgetränkte Tupfer und Watte und solches Zeug gefunden und kam wieder zu ihm. »Wenn sie sich daran stört, kriegt sie von mir die Hucke voll. Sobald ich wieder ganz ausgeruht bin.« Als ich den ›Kratzer‹ genauer betrachtete (und den köstlichen Duft des Blutes aus meinem Bewusstsein ausblendete), musste ich heftig schlucken, weil mir alles hochkam.
    Okay, das hört sich vielleicht total widersprüchlich an: wenn Blut für mich so wahnsinnig gut riecht und schmeckt, wie kann es mich dann anekeln, wenn ich es aus den Wunden von Freunden tropfen sehe? Aber vielleicht ist das gar kein Widerspruch, denn, hey! Zapf ich etwa meine Freunde an? Dann musste ich an Heath denken und gab zu: gut, normalerweise zapfe ich meine Freunde nicht an, außer sie geben mir die Erlaubnis dazu.
    Darius griff nach dem Alkoholtupfer, den ich in der verkrampften Faust hielt. »Ich kann das saubermachen.«
    »Nein«, sagte ich und wiederholte es dann fester, nachdem ich den Kopf geschüttelt hatte, um die Benommenheit zu vertreiben. »Nein, das ist bescheuert. Du bist verletzt. Ich mach das. Sag mir einfach, wie ich anfangen soll.« Ich hielt inne und erklärte dann: »Darius, wir müssen hier weg.«
    »Ich weiß«, sagte er ernst.
    »Du weißt nicht alles. Ich hab gerade mitbekommen, wie sich Kalona und Neferet unterhielten. Sie meinten, sie wollen eine Art neue Zukunft einleiten und dazu müssten sie ›den Rat umstimmen‹.«
    Darius’ Augen weiteten sich. »Den Rat der Nyx? Also den Hohen Rat der Vampyre?«
    »Ich weiß es nicht! Sie haben nichts Genaueres darüber gesagt. Vielleicht haben sie auch den Rat hier im House of Night gemeint.«
    Er betrachtete mich eingehend. »Aber das glaubst du nicht?«
    Langsam schüttelte ich den Kopf.
    »Gnädige Nyx! Das wird niemals geschehen.«
    Ich runzelte die Stirn und wünschte, mein Bauchgefühl wäre der gleichen Meinung. »Ich fürchte, es besteht doch die Chance, dass sie es hinkriegen. Kalona ist mächtig und hat diese magische Leute-ich-bin-toll-Anziehungskraft. Also, die Sache ist, wir dürfen nicht hier in Neferets Machtbereich festsitzen, während sie und dieser schräge Vogel ihren bösen Plan in die Tat umsetzen – egal was es für einer ist.« Tatsächlich hatte ich Angst, dass sie ihren bösen Plan bereits in die Tat umgesetzt hatten, aber es laut zu sagen traute ich mich nicht, weil ich das Gefühl hatte, das würde es nur heraufbeschwören. »Können wir dich nicht schnell verarzten, Aphrodite, Damien und die Zwillinge packen und wieder in die Tunnel verschwinden?« Ich fühlte mich bedenklich nahe am Weinen. »Mir geht’s viel besser,

Weitere Kostenlose Bücher