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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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gefallenen Engels auf mir lag. »Darius hat geschworen, mich zu beschützen. Er hat nur seine Pflicht getan. Bitte töten Sie ihn nicht dafür.«
    Dann hielt ich lange den Atem an. Kalona schaute mich an, und ich starrte zurück. Die merkwürdige hypnotische Anziehungskraft, die ich für ihn verspürt hatte, war nicht zurückgekehrt. Nicht, dass er nicht immer noch der absolut umwerfendste Mann gewesen wäre, den ich je gesehen hatte. Das war er ohne Zweifel. Auf einmal durchzuckte mich so etwas wie Überraschung, und als ich begriff, was der Grund dafür war, starrte ich genauer hin.
    Kalona war jünger geworden.
    Schon als er sich aus seiner Gefangenschaft in der Erde erhoben hatte, hatte er gnadenlos gut ausgesehen, aber er war ein
Mann
gewesen. Okay, ein abnorm großer Mann mit Flügeln vielleicht, aber auf jeden Fall ein Mann.
    Er hatte irgendwie alterslos gewirkt, irgendwo zwischen dreißig und fünfzig war alles drin gewesen. Aber das hatte sich geändert. Wenn ich sein Alter jetzt hätte schätzen müssen, hätte ich ungefähr achtzehn gesagt. Auf keinen Fall mehr als einundzwanzig.
    Genau richtig für mich …
    Schließlich hörte Kalona auf, mich anzustarren, und drehte sich zu Rephaim um, der sich in einer Ecke zusammengekauert hatte, seine scheußlichen Menschenhände um den Griff des Messers geklammert, das in seiner Brust steckte.
    »Ist das wahr, mein Sohn? Hat eines meiner Kinder die Priesterin verwundet?«
    »Das kann ich nicht sagen, Vater. Nicht alle Späher sind zurückgekommen«, stieß Rephaim zwischen kurzen, stoßweisen Atemzügen hervor.
    »Es ist wahr«, sagte Darius.
    »Natürlich würdest du nie etwas anderes sagen, Krieger«, wandte sich Kalona an ihn.
    »Als Sohn des Erebos gebe ich Euch mein Wort, dass ich die Wahrheit spreche. Und Ihr habt Zoeys Wunde gesehen. Sicherlich erkennt Ihr eine Verletzung, die von den Klauen eines Eurer Kinder rührt.«
    Ich war erleichtert, dass Darius sich nicht voller verletztem Stolz und Kampfgeist gleich wieder auf Kalona stürzte, wie das ein idiotischer Teenager getan hätte (hallo, Heath und Erik!) – und dann begriff ich. Darius war immer noch dabei, mich zu beschützen. Wenn Kalona wusste, dass es ein Rabenspötter gewesen war, der mich beinahe getötet hatte (ohne den Rest der Geschichte zu erfahren, dass es nämlich ein Versehen gewesen war), würde er mich hoffentlich wenigstens nicht mehr mit einem von denen allein lassen und im besten Falle all seinen widerlichen Kindern befehlen, sich von mir fernzuhalten. Das heißt, falls Kalona mich immer noch lebend wollte.
    Dann hörte ich auf mit meinem inneren Monolog, denn Kalona kam auf mich zu. Ich stand ganz still und starrte geradeaus auf seine nackte Brust, während er die Hand ausstreckte, so nahe, dass er mich fast berührte. Langsam zog er mit einem Finger die Linie meiner Wunde nach, ohne meine Haut tatsächlich zu streifen, trotzdem spürte ich die Kälte, die von ihm ausging. Ich musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht entweder zu zittern und zurückzuweichen oder ihm in die Augen zu sehen und dabei zu riskieren, dass ich mich so weit nach vorn lehnte, dass sein kühler Finger meinen erhitzten Körper berührte.
    »Ja, dies ist das Werk eines meiner Söhne«, sagte er. »Stark, töte den Krieger für diesmal nicht.« Ich stieß schon einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, da fügte Kalona hinzu: »Natürlich kann ich nicht zulassen, dass er meinen geliebten Sohn straflos verwundet. Doch möchte ich ihn selbst dafür strafen.«
    So ruhig und unbewegt war Kalonas Stimme, dass ich die Bedeutung der Worte erst erfasste, als er schon wie eine Kobra zustieß. Darius kam nicht über das Anfangsstadium einer Verteidigungsbewegung hinaus, während Kalona herumwirbelte, Rephaim das Messer aus der Brust zog und Darius damit in derselben Bewegung einen Hieb über die Wange verpasste.
    Darius taumelte unter der Kraft des Hiebes zurück und stürzte zu Boden, während sein Blut überall in dem kleinen Zimmer herumspritzte wie ein schwerer scharlachroter Regen. Ich schrie auf und wollte zu ihm eilen, aber Kalonas eisige Hand schloss sich um mein Handgelenk und riss mich zurück. Da sah ich zu ihm hoch und gab all meinem Zorn und meinem Entsetzen freien Lauf, damit sie eine Bresche durch seine teuflische Anziehungskraft schlugen.
    Und ich fühlte mich nicht zu ihm hingezogen! Sein Zauber ergriff mich nicht! So jung und überirdisch schön er war, ich sah in ihm dennoch einen tödlichen Feind. Er

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