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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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noch versucht hätte, ihm zu entrinnen. Entsetzt sah ich zu, wie Stark, der uns noch nicht bemerkt hatte, dem Mädchen weiter Gewalt antat. Dass das Mädchen jetzt vor Lust stöhnte, war egal. Ich meine, jeder weiß ja, was passiert, wenn ein Vampyr jemanden beißt: Die Sexrezeptoren des ›Opfers‹ (und in diesem Fall war sie ein Opfer, keine Frage!) und des Vampyrs werden stimuliert. Körperlich empfand sie Lust, aber ihren aufgerissenen, erschrockenen Augen und ihrem starren Körper war anzusehen, dass sie sich zur Wehr gesetzt hätte, wenn sie gekonnt hätte. Stark sog gierig an ihrem Hals. Er stöhnte wie ein wildes Tier, und mit einer Hand fingerte er nach dem Saum ihres Rockes und zog ihn hoch, damit er sich zwischen ihre Schenkel stellen konnte und –
    »Lass sie sofort los!«, befahl Darius, entzog sich meinem Griff und trat aus der Sphäre aus Nebel und Nacht heraus, die uns verborgen hatte.
    Stark ließ das Mädchen achtlos fallen wie eine leere Coladose. Sie wimmerte und kroch auf Händen und Knien in Darius’ Richtung. Darius zog ein altertümliches Stofftaschentuch aus der Tasche und warf es mir zu. »Hilf ihr.« Dann schob er sich wie ein Wall aus Muskeln zwischen das hysterische Mädchen und mich und Stark.
    Ich kniete mich zu dem Mädchen hin, in dem ich überrascht Becca Adams erkannte, eine hübsche blonde Oberprimanerin, die in Erik verknallt gewesen war. Während ich Becca das Taschentuch reichte und leise versuchte, sie zu trösten, beobachtete ich, was zwischen Darius und Stark ablief.
    »Scheint, als ob’s dir Spaß macht, dich mir in den Weg zu stellen«, sagte Stark. Seine Augen glühten rot, und in seinem Mundwinkel hing noch etwas Blut. Er wischte es gedankenlos mit dem Handrücken ab. Wieder pulsierte eine Art Finsternis um ihn. Sie war nicht richtig greifbar, eher der Schatten eines Schattens, der mal zu sehen war und mal nicht, am ehesten dann, wenn man gar nicht richtig hinsah.
    Und da begriff ich. Plötzlich wusste ich, wo ich eine solche seltsame Finsternis schon mal gesehen hatte. In den Schatten der Tunnel – und dann in der flüchtigen geisterhaften Gestalt Neferets, die sich in den Rabenspötter verwandelt hatte, der mich fast getötet hätte! Und mit seltsamer Klarsicht erkannte ich die Finsternis von einer noch früheren Gelegenheit wieder. Ich war sicher, dass sie wie ein lebender Schatten auch um Stevie Rae herum gewabert war, bevor diese sich gewandelt hatte, nur hatten meine Augen und mein Verstand damals nichts wahrgenommen außer der Not und Qual und Zerrissenheit meiner besten Freundin, und die Finsternis, in der sie sich bewegte, war für mich eine rein innerliche gewesen. Göttin, war ich blöd gewesen! Überwältigt versuchte ich, mir klarzuwerden, was diese neue Erkenntnis bedeutete, während Darius Stark antwortete.
    Er sprach ganz beiläufig, wie in einem ganz normalen freundschaftlichen Gespräch. »Anscheinend hat dir noch niemand erklärt, dass männliche Vampyre keine Frau zu etwas zwingen, weder eine Menschenfrau, eine Vampyrin noch eine Jungvampyrin.«
    Stark deutete auf den roten Umriss der Mondsichel auf seiner Stirn. »Ich bin kein Vampyr.«
    »Ein belangloses Detail. Wir« – Darius deutete auf sich und dann auf Stark – »tun keiner Frau Gewalt an. Niemals. Die Göttin hat uns eines Besseren belehrt.«
    Stark lächelte ohne jeglichen Humor. »Ich denke, du wirst noch merken, dass sich hier grundsätzlich was geändert hat.«
    »Nun, mein Junge, ich denke,
du
wirst noch merken, dass einige von uns ihre Grundsätze hier tragen«, er zeigte auf sein Herz, »und dass diese Grundsätze von den Launen unserer Umwelt unbeeinflusst bleiben.«
    Starks Miene verhärtete sich. Er griff nach hinten und zog einen Bogen aus einem Gurt auf dem Rücken. Dann nahm er einen Pfeil aus dem Köcher, den er über die Schulter geworfen hatte und von dem ich zuerst geglaubt hatte, es wäre eine Männerhandtasche (wobei ich vielleicht schärfer hätte nachdenken sollen – Stark war nicht gerade der Typ für eine Männerhandtasche). Er legte den Pfeil auf die Sehne. »Ich denke, ich sorge mal dafür, dass du dich mir nie wieder in den Weg stellst.«
    »Nein!« Ich stand auf und stellte mich neben Darius. Mein Herz pochte wie verrückt. »Was zum Henker ist eigentlich mit dir los, Stark?«
    »Ich bin tot!«, schrie er mit wutverzerrtem Gesicht, und die geisterhafte Finsternis schlug über ihm zusammen. Nun, da ich sie bewusst sah, fragte ich mich, wie ich sie je hatte

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