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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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noch trennten, auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter, fast exakt so wie in der Nacht, als er gestorben war. »Du weißt doch, dass Duchess immer dein Hund sein wird, egal was du sagst oder wem du sie gibst. Als du gestorben bist, hat sie geweint. Ich hab’s gesehen. Ich seh’s immer noch vor mir. Und ich werd’s nie vergessen.«
    Er blickte weiter ins Nichts, aber langsam ließ er den Bogen sinken und bedeckte meine Hand mit der seinen. Und so standen wir einfach da. Berührten uns, ohne etwas zu sagen. Ich beobachtete sein Gesicht genau, und so sah ich alles, was darin vorging. Als er die Hand auf meine legte, ließ er langsam den Atem entweichen, und sein Gesicht entspannte sich. Der letzte Hauch von Rot wich aus seinen Augen, und die seltsame, schattenhafte Finsternis verflüchtigte sich. Als er mich schließlich ansah, war er wieder der Junge, zu dem ich mich so sehr hingezogen gefühlt hatte und der mir vor seinem Tod in meinen Armen das Versprechen gegeben hatte, er werde zu mir zurückkommen.
    »Aber wenn’s in mir nichts mehr gibt, was es wert ist, geliebt zu werden?« Er fragte es so leise, dass ich es nicht gehört hätte, hätte ich nicht so nahe bei ihm gestanden.
    »Ich glaube, du hast immer noch die Wahl, was du sein willst oder was du werden willst. Stevie Rae wollte kein Ungeheuer sein, sie hat die Menschlichkeit in sich vorgezogen. Ich glaube, es liegt allein an dir.«
    Und dann tat ich etwas, wovon ich schon wusste, dass es dumm war. Ich weiß nicht mal genau, warum ich es tat. Ich meine, ich hatte nicht mal das Problem mit Erik und Heath geklärt. Das Letzte, was ich brauchte, war ein weiterer Kerl, der mein Leben noch komplizierter machte, aber in diesem Augenblick gab es nur noch Stark und mich, und er war wieder er selbst – der Junge, der unglücklich mit der Gabe gewesen war, die Nyx ihm verliehen hatte, weil er damit unbeabsichtigt den Tod seines Mentors verursacht hatte; der Junge, den der Gedanke gequält hatte, er könnte wieder einmal jemandem weh tun. Der Junge, zu dem ich eine so tiefe und sofortige Verbindung gespürt hatte, dass ich angefangen hatte zu glauben, dass so was wie Seelenverwandtschaft existiert und mich – wenigstens ein paar Augenblicke lang – dem Gedanken hingegeben hatte, er könnte mir gehören. Das war alles, woran ich dachte, als wir uns umarmten. Als er sich zu mir herunterneigte und ein bisschen zaghaft seine Lippen auf meine presste, schloss ich die Augen und küsste ihn, vorsichtig und zärtlich. Er erwiderte den Kuss und hielt mich so sanft fest, als dächte er, ich könnte zerbrechen.
    Dann fühlte ich, wie er sich anspannte, und schon taumelte er einen Schritt zurück. Ich war sicher, dass in seinen Augen Tränen schimmerten, als er schrie: »Warum hast du mich nicht vergessen können?« Und er packte seinen Bogen und floh in die wogende Dunkelheit der Sturmnacht.
    Ich stand da, blickte ihm nach und fragte mich, was zum Henker mit mir los war. Wie konnte ich einen Typen küssen, der gerade noch ein Mädchen bedrängt hatte? Wie konnte ich eine Verbindung zu jemandem fühlen, der vielleicht mehr Monster als Mann war? Vielleicht wusste ich ja selber nicht mehr genau, was ich war. Jedenfalls war ich überhaupt nicht sicher, was aus mir wurde.
    Mich überlief ein Schauder. Die feuchte Kälte der Nacht schien sich mir durch Kleider und Haut gefressen und in meinen Knochen festgesetzt zu haben. Und ich war müde. Unendlich müde.
    »Danke, Feuer und Geist und Wasser«, flüsterte ich den lauschenden Elementen zu. »Ihr habt mir heute treu gedient. Ihr dürft jetzt gehen.« Noch einmal umschwirrten mich Nebel und Eis, dann verschwanden sie und ließen mich mit der Nacht, dem Sturm und meiner Verwirrung allein. Erschöpft stapfte ich zum Eingang des Mädchentrakts zurück und wünschte mir, ich könnte hineingehen, eine heiße Dusche nehmen, mich in meinem Bett zusammenrollen und tagelang schlafen.
    Natürlich hielt es niemand für nötig, mir den Wunsch zu erfüllen …

Einundzwanzig
    I ch hatte kaum die Hand auf die Türklinke gelegt, als Darius sie von innen öffnete. Sein Blick war so durchdringend, dass ich mich fragte, ob er die Szene zwischen Stark und mir gesehen hatte. Ich hoffte brennend, dass dem nicht so war.
    »Damien und die Zwillinge sind hier«, war alles, was er sagte, während er mir bedeutete, ihm in den Gemeinschaftsraum zu folgen.
    »Zuerst würde ich mir gern kurz dein Handy ausleihen«, sagte ich.
    Weder zögerte er,

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