Gejagt
doch nicht schlimm«, beharrte Becca. Sie klang überhaupt nicht mehr verängstigt, sondern eher unendlich genervt.
»Nicht schlimm!«, rief Shaunee. »Natürlich war das schlimm!«
»Der Typ hat dich
angegriffen
«, sagte Erin.
Becca winkte ab. »So kann man das nicht sagen. Wir haben nur ein bisschen rumgemacht. Und Stark ist total scharf.«
Erin schnaubte. »Ja, ich find Vergewaltiger auch immer total scharf.«
Becca verengte die Augen, und ihre Miene wurde kalt und gehässig. »Stark
ist
scharf, und du bist nur neidisch, dass er nicht dich wollte.«
»Nicht mich wollte?«, wiederholte Erin ungläubig. »Sollte das nicht heißen: ›dass er nicht mich belästigen wollte‹? Wieso nimmst du ihn noch in Schutz?«
»Was zur Hölle ist los mit dir, Becca?«, fragte Shaunee. »Kein Kerl sollte sich so was ungestraft –«
»Halt mal«, unterbrach sie Damien. »Pass auf, Becca hat recht. Stark ist ein echt heißer Typ.« Die Zwillinge starrten ihn entgeistert an. Hastig fuhr er fort. »Wenn Becca sagt, sie haben nur rumgemacht, was geht uns das an?«
In dem Moment traten Darius und ich zu der gereizten Runde. »Was ist? Geht’s dir gut?«, fragte ich Becca.
»Mir geht’s blendend.« Sie warf den Zwillingen einen eisigen Blick zu und stand auf. »Übrigens hab ich einen Mordshunger. Ich such mir jetzt was zu essen. Sorry, wenn ich euch beide da draußen aufgehalten hab. Bis dann.« Sie rauschte von dannen.
»Was in aller Welt war das gerade?«, fragte ich sehr leise.
»Das Gleiche, was überall in diesem –«
»Reden wir oben!«, fiel Darius ihr ins Wort.
Ich war einigermaßen überrascht, wie widerspruchslos meine Freunde Darius gehorchten. Wir verließen den Gemeinschaftsraum, ohne uns um die neugierigen Blicke der paar Mädels zu kümmern, die still herumsaßen. Auf dem Weg die Treppe hinauf fragte Darius: »Ist Aphrodite in ihrem Zimmer?«
»Ja, sie meinte, sie wär müde«, sagte Shaunee.
»Wahrscheinlich hängt sie wie üblich als Fledermaus von der Decke runter«, sagte Erin. Dann warf sie über die Schulter einen Blick auf Darius. »Apropos Aphroditty, die wird die Krise kriegen, wenn sie sieht, wie du dir dein hübsches Gesicht verschandelt hast.«
»Ja, und falls du Trost brauchst, weil sie rumlamentiert und sauer auf dich ist, kannst du hier gern mal ’n leckeren Caffè mocha probieren«, sagte Shaunee und hob die Augenbrauen.
»Oder den Vanilla-Smoothie hier«, flötete Erin.
Darius grinste nur gutmütig. »Ich werde daran denken.«
Ich dachte mir, dass die Zwillinge selbst für ihr Leben verantwortlich waren, und hatte nicht vor, zwischen sie und Aphrodite zu geraten, wenn die herausfand, dass sie mit ihrem Kerl geflirtet hatten. Aber ich war zu müde, um etwas dazu zu sagen.
»Erin, dieser blaue Kaschmirpullover, den du dir gerade erst bei Saks gekauft hast?«, sagte Damien.
»Ja, was ist damit?«
»Den krieg ich, wenn Aphrodite dir den Kopf abreißt, weil du dich an ihren Kerl rangemacht hast.«
»Ach, die ist doch nur noch ein Mensch«, sagte Erin.
»Ja, mit der werden wir schon fertig«, stimmte Shaunee unbekümmert zu und warf Darius einen Luftkuss zu. »Also, denk dran, süßer Krieger.«
Darius lachte in sich hinein, und ich verdrehte die Augen.
Wir gingen gerade an meiner Tür vorbei, als sie sich öffnete und Aphrodite rief: »Ich bin hier drin.«
Verwundert drehten wir uns um und drängten dann in mein Zimmer. »Was machst du denn in meinem –«
»Ach du heilige Göttin! Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?« Ohne sich um irgendwen sonst zu kümmern, rannte Aphrodite zu Darius und wedelte panisch mit den Händen über dem langen Schnitt herum. »Geht’s dir gut? Shit, das sieht ja schrecklich aus! Tut’s weh?« Sie zog ihren Ärmel zurück, bis die frisch verheilte Bisswunde von Stevie Raes Zähnen zum Vorschein kam. »Musst du mich beißen? Tu’s nur. Ich hab nichts dagegen.«
Darius umschloss ihre Hände mit seinen, um ihr verängstigtes Geflatter zu stoppen. »Ich bin wohlauf, meine Schöne«, sagte er ruhig. »Das ist nur ein Kratzer.«
»Wie ist das passiert?« Sie klang den Tränen nahe, während sie ihn zu dem Bett zog, das früher Stevie Rae gehört hatte.
»Meine Schöne! Es ist nicht schlimm«, wiederholte er, zog sie auf seinen Schoß und hielt sie fest.
Was er noch zu ihr sagte, hörte ich nicht mehr, weil ich viel zu ungläubig auf die –
»Cameron! Du bist ja hier, Süßer! Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.« Damien hockte
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