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Gejagte Der Dämmerung -9-

Titel: Gejagte Der Dämmerung -9- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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ledernen Aktenkoffer ab, ging zu ihm hinüber und legte ihm die Hand auf die Schulter. Die Dermaglyphen unter ihrer Handfläche pulsierten heiß von seiner Wut, aber sie bemerkte, wie die stürmischen Farben unter ihrer Berührung blasser wurden. Sein Körper reagierte auf sie, selbst wenn er entschlossen schien, sie abzublocken.
    »Ich muss mein Kind finden, Hunter. Ich muss ihn sehen und berühren, damit er weiß, dass ich ihn liebe. Jetzt, wo ich frei bin, muss ich ihn finden. Ich will ein besseres Leben für ihn und werde alles dafür tun.« Sie ging um ihn herum und stellte sich vor ihn, zwang ihn, sie anzusehen. »Hunter, ich muss mich wieder an den Tag erinnern, an dem mein Sohn geboren wurde. Vielleicht haben Dragos oder seine Lakaien irgendetwas gesagt oder getan, das mich zu meinem Kind führen könnte. Vielleicht ist da noch etwas in meinen Erinnerungen verborgen. Du musst mir helfen.«
    Hunters Gesicht wurde noch angespannter, als ihm aufging, worum sie ihn bat. Er packte ihre Hand und zog sie mit einem geknurrten Fluch von seiner Schulter. »Ich soll dir helfen? Weißt du, was das bedeuten würde?«
    »Ja«, gab sie zu. »Und ich weiß, dass ich zu viel von dir verlange. Aber ich bitte dich darum, weil du momentan meine einzige Hoffnung bist. Wahrscheinlich bist du die einzige Hoffnung, die ich habe.«
    Er starrte sie an, ob ungläubig oder angewidert, konnte sie nicht sagen. Seine Augen glühten bernsteingelb, aber davon ließ sie sich nicht abschrecken. Das konnte sie nicht. Nicht jetzt, wo sie doch so kurz davor war, die Antworten zu finden, die sie so verzweifelt suchte.
    »Hunter, bitte«, flüsterte sie. »Bitte trink von mir.«

 
    25
    Als er so in Corinnes aufrichtiges, flehendes Gesicht starrte, hatte Hunter das Gefühl, als hätte eine Kanone ihm einen Bauchschuss verpasst.
    Er konnte nicht glauben, was sie ihm da vorschlug. Vor allem erkannte er, dass er wütend war, weil sie ihm die ganze Zeit über die Existenz ihres Sohnes verheimlicht hatte – eines Killers wie ihm, verdammt noch mal! Sie stand da und bat ihn, ihr bei der Suche nach ihrem Kind zu helfen, aber Hunter wusste, dass sie am Ende dieser Suche nur Enttäuschung und Kummer erwartete.
    Kummer, den er ihr höchstpersönlich zufügen würde, wenn dieser Junge sich als Killer vom selben Schlag erwies wie Hunter in seinem Alter. Und es bestand nur wenig Hoffnung, dass dem nicht so sein würde. Hunter wusste nur allzu gut, welche gnadenlose Konditionierung das Kind in seinem kurzen Leben bereits durchlaufen haben musste.
    In diesem Augenblick erinnerte er sich wieder an Miras Vision. Und jetzt verstand er auch, was sie bedeutete. Jetzt erkannte er mit absoluter Gewissheit, um wessen Leben Corinne ihn in dieser Prophezeiung angefleht hatte, und ihm ging auf, dass der Name, den sie vor einigen Nächten in ihrem Albtraum ausgerufen hatte, nicht der eines Geliebten, sondern der des Kindes war, das sie an Dragos’ Wahnsinn verloren hatte.
    »Hilf mir, mein Baby zu finden, Hunter«, sagte sie, und die zarte Berührung ihrer Hand an seinem Gesicht war eine Bitte, die ihr abzuschlagen wohl über seine Kräfte ging. »Hilf mir, Nathan zu finden.«
    Er dachte an die Tränen, die sie vergießen würde, wenn er zuließ, dass Miras Vision wahr wurde. Er dachte daran, welchen Hass sie für ihn empfinden würde, wenn sie ihren Sohn tatsächlich fand, nur um ihn sofort wieder zu verlieren – dieses Mal für immer, wenn Hunter gezwungen war, ihm den prophezeiten Todesstoß zu versetzen. Solchen Schmerz wollte er ihr nicht zufügen.
    Und dann war da noch die andere Sache. Corinne war eine Stammesgefährtin, und wenn er ihr Blut trank, würde er damit eine Verbindung zu ihr aktivieren, die nur der Tod auflösen konnte. Wenn er sich erlaubte, ihr Blut zu kosten, würde nicht einmal ihr Hass ihn von ihr fernhalten können.
    »Corinne«, sagte er sanft, zog ihre Hand fort und nahm sie in seine. »Ich kann nicht tun, worum du mich bittest. Selbst wenn meine Gabe, die Erinnerungen von anderen aus ihrem Blut zu lesen, nicht auf meine eigene Spezies beschränkt ist, hätte das weitreichende Konsequenzen.«
    »Ich weiß, was es bedeutet«, beharrte sie. »Willst du es nicht einmal versuchen?«
    »Mit Normalsterblichen funktioniert es nicht«, erklärte er und hoffte, sie davon abzubringen. »Ich habe mich mein ganzes Leben von ihnen genährt, ohne dass es je irgendwelche übernatürliche Auswirkungen hatte. So wie es aussieht, funktioniert meine Gabe nur mit

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