Gejagte Der Dämmerung -9-
perfekt, in jeder Hinsicht.«
Tess begann wieder zu weinen, berührte zärtlich die winzigen Wangen des Babys und das rosige kleine Mündchen. Dante betrachtete staunend sein Kind und die Frau, die ihm dieses Wunder gegeben hatte, genauso kostbar für ihn wie das unglaubliche Geschenk ihrer Liebe. Er strich ihr eine feuchte blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich danke dir«, sagte er leise zu ihr. »Danke, dass du mein Leben so vollkommen machst.«
»Ich liebe dich«, antwortete sie, hob seine Hand an die Lippen und küsste ihn mitten auf die breite Handfläche. »Willst du deinem Sohn nicht Hallo sagen?«
»Unserem Sohn«, sagte er.
Tess nickte, so stolz und schön, und er nahm das kleine Bündel in die Arme. Der Säugling war winzig in seinen riesigen Händen. Dante kam sich ungeschickt vor, versuchte unbeholfen, eine angenehme Position für ihn in seinen viel zu großen Armen zu finden. Endlich hatte er heraus, wie er ihn halten musste, und gab sich die größte Mühe, alles richtig zu machen. Tess lächelte zu ihm auf, und ihre Freude strömte ihm mit seinem eigenen Glücksgefühl durch die Adern.
Gott, sein Herz war so voll, dass es fast explodierte.
Dante sah auf das rosige Gesichtchen ihres Kindes hinunter. »Willkommen auf der Welt, Xander Raphael.«
Am selben Morgen stand Corinne neben dem Bett und beobachtete den schlafenden Hunter. Er lag nackt auf dem Bauch, den riesenhaften Körper mit der wunderschönen glyphen bedeckten Haut und den mächtigen Muskeln auf dem Bett ausgestreckt, schlief wie ein Toter und schnarchte leise.
Es war eine unglaubliche Nacht mit ihm gewesen, und nie hatte sie sich zufriedener gefühlt als in seinen Armen, nachdem sie sich geliebt hatten.
Aber diese Nacht war schon seit einer geraumen Weile vorbei, und außer in den wenigen Stunden, die sie es geschafft hatte, die Augen zuzumachen und ein wenig zu schlafen, kreisten all ihre Gedanken nur um eine einzige Sache: So schnell wie möglich ihren Sohn zu finden.
Dieses Bedürfnis war es, das sie schon vor Sonnenaufgang aus dem Bett getrieben hatte. Sie war aus Hunters Armen geschlüpft und nach draußen in den Sumpf gegangen, um den Laster zu suchen, den er nach seiner Rückkehr von Henry Vachon dort abgestellt hatte. Sie hatte Glück gehabt, der weiße Kastenwagen hinter Amelies Haus am Fluss war nicht abgeschlossen. Corinne war hineingeklettert und hatte fast eine Stunde damit verbracht, die Aktenberge und Fotos aus dem aufgebrochenen Safe durchzusehen.
Dragos’ Laborberichte, das Dokumentationsmaterial von Jahrzehnten.
Sie hatte jede einzelne Akte durchgeblättert auf der Suche nach irgendetwas, das ihr Aufschluss über das Schicksal ihres Sohnes und der anderen Säuglinge geben konnte, die im Labor zur Welt gekommen waren. Sie hatte medizinische Diagramme und Testergebnisse gefunden, Tausende Seiten von Abkürzungen und Fachbegriffen, die ihr rein gar nichts sagten. Und was alles noch schwieriger machte: Keine dieser Akten enthielt irgendwelche Namen. Wie ein herzloses Inventar enthielten Dragos’ Aufzeichnungen nur Fallnummern, Kontrollgruppen und trockene Statistik.
All diejenigen, deren Leben er im höllischen Wahnsinn seines Labors ruiniert hatte, bedeuteten ihm gar nichts.
Noch weniger als nichts.
In einem hilflosen Wutanfall hatte sich Corinne durch die restlichen Aktenstapel gegraben, am liebsten hätte sie das ganze verdammte Zeug in winzige Fetzen gerissen. Und dann, fast am Boden des Safes angekommen, streiften ihre Finger das glatte Leder eines Aktenkoffers. Sie hatte ihn herausgezogen, sich den Inhalt in den Schoß geleert und durchgeblättert, auf der Suche nach selbst dem winzigsten Hoffnungsschimmer.
Die handgeschriebenen Einträge waren ebenfalls unpersönliche Inventarlisten wie die anderen Akten. Nur war etwas an ihnen anders. Etwas, das die feinen Härchen in Corinnes Nacken sich vor Argwohn aufstellen ließ … das bald zu einer schrecklichen Gewissheit wurde.
Mit dem ledernen Aktenkoffer in den Händen näherte sie sich dem Bett, wo Hunter eben wach wurde. Er musste ihre Anwesenheit im stillen Schlafzimmer gespürt haben, sein Kopf schoss vom Kissen auf, und er öffnete die durchdringenden goldenen Augen.
Er sah, dass sie angezogen war und immer noch heftig atmete, denn sie war den ganzen Weg zu Amelies Haus gerannt. »Was ist los?«, fragte er stirnrunzelnd. »Wo kommst du her?«
Sie konnte ihm die Wahrheit nicht länger verheimlichen, nicht nach ihrer gemeinsamen Nacht. Das war sie
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