Gejagte Der Dämmerung -9-
hingehöre.«
»Sie sind eben ein viel gefragter Mann«, antwortete Dragos und spürte, dass die Erbitterung über Bonzenpartys und die gesellschaftlichen Anlässe der oberen Zehntausend auch nur zur öffentlichen Fassade dieses jungen Aufsteigers gehörte. Bei den Wahlen hatte sich das sicher gut gemacht, und das war alles, worauf es Dragos ankam. Schließlich hatte er eine Menge Geld investiert, damit dieser Überflieger aus Cambridge ihn mit den wahren Mächtigen der Menschheit bekannt machte.
»Sie haben Termine, und ich sollte Sie nicht länger aufhalten«, verkündete Dragos und erhob sich vom Besuchersessel, obwohl ihm der Senator eilfertig versicherte, dass er alle Zeit der Welt für ihn hätte. »Ich danke Ihnen, dass Sie mich so kurzfristig und so spät am Tag noch empfangen konnten.«
Senator Clarence kam um den Schreibtisch und half Dragos in seinen Kaschmirmantel, dann schüttelte er ihm freundlich die Hand. »Es war mir ein Vergnügen, Drake. Kommen Sie bald wieder, ich bin jederzeit für Sie da.«
Er ging mit Dragos zur Tür hinüber und öffnete sie für ihn. Auf der anderen Seite stand eine sehr groß gewachsene, äußerst attraktive junge Frau in einem anthrazitgrauen Businesskostüm und hochgeschlossener beigefarbener Bluse, die Hand eben zum Anklopfen erhoben. Ihr dichtes dunkelbraunes Haar trug sie im Nacken zu einem langen Pferdeschwanz zusammengefasst, keine einzige Strähne fehl am Platz. Insgesamt war das ein Look, der an einer weniger schönen Frau vielleicht unattraktiv gewirkt hätte, aber nicht an ihr.
»Ach, Tavia«, rief Bobby Clarence, als Dragos direkt vor ihr stehen blieb; er war hingerissen vom Anblick der jungen Frau, die nur wenige Zentimeter vor ihm stand. Sie wich sofort einen Schritt zurück, ihr intelligenter Blick wanderte von Dragos’ fasziniertem Lächeln zum glatten Grinsen ihres Chefs. Der Senator legte Dragos die Hand auf die Schulter. »Drake, haben Sie meine persönliche Assistentin Tavia Fairchild schon kennengelernt?«
»Es ist mir ein Vergnügen«, schnurrte der und senkte grüßend den Kopf.
»Mr Masters«, antwortete sie, nahm seine ausgestreckte Hand und schüttelte sie mit einem geschäftsmäßigen Händedruck. »Wir hatten noch nicht die Gelegenheit, uns kennenzulernen, aber ich kenne Ihren Namen aus diverser Korrespondenz des Senators.«
»Tavia hat ein unheimliches Gedächtnis für Namen und Gesichter«, prahlte ihr stolzer Chef. »Sie ist meine Geheimwaffe, sorgt immer dafür, dass ich pünktlich und auf dem Laufenden bin. Oder versucht es zumindest.«
»Davon bin ich überzeugt«, antwortete Dragos und verschlang sie mit den Augen.
Ihre hellgrünen Augen blickten fast etwas nervös, und sie schlug die dunklen Wimpern nieder, bevor sie ihre Aufmerksamkeit von ihm abwandte, und er fragte sich, ob die Frau instinktiv spürte, dass er unter seinem konservativen Anzug und dem Kaschmirmantel mehr war, als er zu sein vorgab. Dragos beobachtete bezaubert, wie sie sich jetzt dem Senator zuwandte und ihm ein kleines Päckchen in Geschenkpapier reichte, verziert mit einer roten Schleife und einem fröhlichen Stechpalmenzweig. »Für die Gattin des Vorsitzenden. Eine antike Brosche, die ich letztes Wochenende in einem Laden auf der Newbury Street gefunden habe. Ich dachte mir, da sie Kameen sammelt …«
»Was habe ich Ihnen gesagt, Drake?«, sagte Bobby Clarence und zeigte mit seinem perfekten eckigen Kinn in ihre Richtung, nahm das Geschenk und schüttelte es ein wenig. »Geheimwaffe. Sie schafft es immer, mich besser aussehen zu lassen, als ich wirklich bin.«
Tavia Fairchild schien das Lob zu überhören und blieb unerschütterlich bei der Sache. »Soll ich in der Garage anrufen, damit sie den Wagen für Sie vorfahren, Senator Clarence?«
»Das wäre wunderbar, Tavia. Danke.« Der Senator gab Dragos einen kameradschaftlichen Klaps auf die Schulter, als sich seine hübsche Assistentin wieder zu ihrem Schreibtisch umdrehte und ihr Telefon abnahm, um seinem Fahrer Bescheid zu geben. »Kann ich Sie überreden mitzukommen, Drake? Dann könnten wir uns noch etwas länger unterhalten, und ich würde Sie mit Vergnügen einigen der guten Leute auf der heutigen Benefizgala der Rettungseinsatztruppen vorstellen. Ich glaube, Sie werden dort eine Menge Gleichgesinnter treffen, die sich sicher gerne mit Ihnen über einige der Fragen austauschen, die wir eben besprochen haben.«
Dragos gestattete sich ein mildes Lächeln. »Ich fürchte, ich bin leider schon
Weitere Kostenlose Bücher