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Gejagte Der Dämmerung -9-

Titel: Gejagte Der Dämmerung -9- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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sie ihn so vor Entdeckung und Schaden schützen konnte, genauso, wie ihre Hand vor einer offenen Flamme zurückzucken würde. Die Lüge war ein Reflex gewesen, und nun klaffte sie zwischen ihr und Hunter wie ein gähnender Abgrund.
    Sie wandte den Blick von seinem undurchdringlichen Gesicht ab, als der Wagen langsamer wurde und die Scheinwerfer auf die verwitterten grauen Holzschindeln eines rustikalen alten Hauses fielen, das sich tief zwischen die geisterhaften, moosbehangenen Bäume schmiegte. Eine ältere schwarze Frau in einer geblümten Kittelschürze stand auf der überdachten Veranda und sah sie kommen. Sie hatte die Arme über ihrem üppigen Busen verschränkt, aber als sich der Wagen näherte und anhielt, hob sie die Hand und winkte ihnen langsam zur Begrüßung zu.
    Hunter stellte den Motor ab und ließ die Wagenschlüssel in die Tasche seines Ledermantels gleiten. »Warte hier, bis ich dir sage, dass du rauskommen kannst.«
    Als er aus dem Wagen stieg und zum Haus hinüberging, um die alte Frau zu begrüßen, fragte sich Corinne, was um alles in der Welt ihnen hier schon gefährlich werden konnte. Aber an seiner Körperhaltung, der harten Linie seiner Schultern und seinem lockeren Gang erkannte sie, dass es seine Ausbildung war, die eben seine Handlungen bestimmte.
    Nachdem sie so viele Stunden auf so engem Raum mit ihm verbracht hatte, fiel es ihr nur allzu leicht zu vergessen, wie riesig er war und wie tödlich er sein konnte. Er strahlte Gefahr aus, selbst ohne seine spezielle Ausbildung, die ihn zu einem von Dragos’ tödlichsten Fußsoldaten gemacht hatte. Nachdem sie seinen Mund so sanft auf ihrem gespürt hatte, vergaß sie nur allzu leicht, wie gnadenlos seine Hände sein konnten, wenn er Feindaktivität spürte oder vermutete. Er ging einfach kein Risiko ein, egal wie klein es schien. Corinne wollte seine Vorsicht als unbegründet abtun, aber wenn er übervorsichtig war, dann nur, weil er sie effektiv beschützen wollte – wie sie jetzt mit einiger Beschämung erkannte.
    Er bewegte sich mit pantherartiger Geschmeidigkeit und militärischer Präzision, und als er zu ihrer gütig lächelnden Gastgeberin hinaufging, machte sich Corinne einen Augenblick lang Sorgen, dass die alte Frau vor Schreck aufkreischen und vor ihm davonlaufen würde. Aber sie tat es nicht. Corinne hörte ihre tiefe, rauchige Stimme durch die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite, sie hieß Hunter und sie willkommen und bat sie zu sich herein.
    Hunter sah sich zu Corinne um und nickte leicht, dann kam er zu ihr herüber und öffnete ihr die Tür, bevor sie alleine aussteigen konnte. Er ging mit ihr zu der älteren Frau zurück und legte Corinnes Hand in ihre ausgestreckte Handfläche.
    Trübe, milchige Augen schossen hin und her, als Amelie Dupree herzlich Corinnes Hand ergriff. Sie hatte ein breites, strahlendes Lächeln, das echte Herzlichkeit ausstrahlte, und als sie redete, war ihre heisere alte Stimme angenehm und melodisch. »Hallo, Kleines.«
    Hunter stellte sie einander kurz vor, während Amelies blinde Augen sie in der Dunkelheit suchten. Sie tätschelte Corinne mütterlich die Hand. »Komm rein, Kind. Ich hab den Wasserkessel aufgesetzt und schon den ganzen Mittag einen Gumbo-Eintopf auf dem Herd.«
    »Klingt lecker«, sagte Corinne und hatte keine Wahl, als Amelie Dupree die knarrenden Verandatreppen hinauf zu folgen. Sie sah sich zu Hunter um, er war zurückgeblieben, das Handy schon ans Ohr gedrückt. Vermutlich machte er Meldung beim Orden und ließ ihn wissen, dass sie ohne Zwischenfälle angekommen waren.
    Das Haus machte von außen nicht viel her, aber im Inneren waren die Möbel neu und gepflegt, die Wände in warmen Erdfarben gestrichen und mit Kunstwerken und gerahmten Familienfotos von Jahrzehnten dekoriert. Besonders ein Bild fiel Corinne sofort ins Auge, als sie hinter Amelie Dupree herging und darüber staunte, dass die alte Frau sich so völlig ohne Hilfe oder Zögern im Haus zurechtfand.
    Corinne blieb stehen, um sich das Foto genauer anzusehen. Es war keine neue Aufnahme – den seltsamen Kleidern und dem Gelbstich nach musste sie sogar schon alt sein. Aber das Gesicht der strahlenden jungen Frau mit der Afrofrisur war unverkennbar. Corinne hatte sie im Hauptquartier des Ordens in Boston getroffen.
    »Meine kleine Schwester Savannah«, bestätigte Amelie Dupree, die zurückgekommen war und sich neben Corinne gestellt hatte. »Halbschwester eigentlich. Wir hatten dieselbe Mama, Gott hab sie

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