Gejagte Der Dämmerung -9-
vierzig war, weise und gereift wirken.
Dragos fragte sich noch, ob diese distinguierten Silberfäden aus einem teuren Friseursalon stammten, dann entschied er, dass es ihm egal war. Es waren die Politik des Senators und seine Verbindungen zu den einflussreichen Kreisen der Menschen, an denen Dragos vor allem interessiert war.
»Es ehrt mich sehr, dass Sie und TerraGlobal solches Vertrauen in die Ziele meiner Kampagne zeigen«, sagte er und nahm eine ernsthafte Miene an, mit der er sich als Bostons charmantester, begehrtester Junggeselle wahrscheinlich alles eingeheimst hatte, was er in seinem privilegierten jungen Leben jemals hatte haben wollen. »Sie haben meine persönliche Garantie dafür, dass die von Ihnen gespendeten Mittel auch kluge und umsichtige Verwendung finden werden.«
»Diesbezüglich hege ich keinerlei Zweifel, Senator Clarence.«
»Bitte«, sagte der, ließ den Scheck in die obere Schreibtischschublade gleiten und verschloss sie, »nennen Sie mich doch Robert. Ach was, nennen Sie mich Bobby – das tun alle meine Freunde.«
Dragos erwiderte das aalglatte Lächeln. »Dann also Bobby.«
»Ich möchte, dass Sie wissen, Mr Masters, dass ich Ihr Engagement für die wirklichen Probleme, die solchen Einfluss auf unsere große Nation haben, teile. Ich habe versprochen, in Washington mein Bestes zu geben, damit wir endlich wieder den Platz einnehmen, der uns als erster Nation dieser Welt zukommt. Und ich möchte, dass Sie wissen, dass mein Kampf jetzt, wo ich die Ehre habe, dieses Amt zu einem so wichtigen Zeitpunkt unserer Geschichte einzunehmen, erst richtig beginnt. Ich bin hier, weil ich wirklich etwas bewegen will.«
»Natürlich«, sagte Dragos und wartete geduldig die patriotischen Highlights einer Standardrede ab, die er auf Bobby Clarence’ Wahlkampftour schon mehrfach gehört hatte. »Sie und ich haben viele gemeinsame Interessen. Beispielsweise Ihr aktives Engagement gegen den Terror. Ich bewundere Ihre Kompromisslosigkeit gegenüber denen, die sich an solch erbärmlichen Aktivitäten beteiligen. Ich rechne es Ihnen hoch an, dass Sie in Fragen der nationalen Sicherheit eine so unnachgiebige Haltung einnehmen.«
Hinter seinem Schreibtisch beugte sich Bobby Clarence vor und machte mit geübter Eindringlichkeit die Augen schmal. »Nur unter uns beiden, Drake – wenn ich Sie so nennen darf?« Dragos bedeutete ihm weiterzureden und lächelte in sich hinein, während er dem Menschen die Erlaubnis gab, ihn mit einem seiner vielen Decknamen anzureden. »Ganz unter uns gesagt, ich hätte nichts dagegen, wieder öffentliche Hinrichtungen einzuführen, um diesen ganzen Terroristenschweinen den Garaus zu machen, besonders unseren hausgemachten amerikanischen, die derzeit wie Unkraut aus dem Boden schießen. Diese Bastarde sollte man an ihren Eiern aufhängen und ein ausgehungertes Hunderudel auf ihre Eingeweide loslassen, das ist meine Meinung. Aber leider würden meine Berater mir davon abraten, denn so was macht sich im Wahlkampf nicht allzu gut.«
Er brach in kumpelhaftes Gelächter aus, und Dragos lachte mit, wenn auch nicht aus denselben Gründen – er lachte aus persönlicher Belustigung und seiner fast schwindelerregenden Vorfreude auf den Augenblick, da er endlich all die nötigen Knöpfe drücken würde, um ein für allemal über den Orden zu triumphieren.
Die Gegensprechanlage auf dem Schreibtisch des Senators summte. Er entschuldigte sich höflich, dann drückte er auf den Knopf. »Ja, Tavia? Mhm, in Ordnung. Ach verflixt, so spät ist es schon? Bitte rufen Sie das Büro des Vorsitzenden an und entschuldigen Sie mich, ja? Sagen Sie ihm, ich bin in meiner letzten Besprechung des Tages, und er soll schon mal ohne uns zu der Benefizgala gehen. Wir kommen so bald wie möglich nach. Ja, ich weiß, wie sehr er Planänderungen in letzter Minute hasst, aber ich fürchte, da muss er jetzt durch.« Bobby Clarence zwinkerte Dragos verschwörerisch zu. »Sagen Sie ihm, ich werde noch von einer Angelegenheit der nationalen Sicherheit aufgehalten. Das sollte ihn vorerst besänftigen, bis wir da sind.«
Der Senator beendete das Gespräch mit seiner Assistentin und hob entschuldigend die Schultern. »Niemand hat mir gesagt, dass so ein Wahlerfolg der einfachste Aspekt eines öffentlichen Amtes ist. Ich schaffe kaum, meinen Terminkalender einzuhalten, besonders um diese Jahreszeit. Ich sage Ihnen, im letzten Monat habe ich mehr Zeit in einem verdammten Smoking verbracht als im Schützengraben, wo ich
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