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Gejagte Der Dämmerung -9-

Titel: Gejagte Der Dämmerung -9- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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sie, und ihre glatte Stirn furchte sich. »Savannah hat genau dasselbe Muttermal, nur ist ihres auf dem linken Schulterblatt. Mama sagte immer, dorthin haben die Feen sie geküsst, bevor sie sie in Mamas Bauch gelegt haben. Aber Mama war selbst ein wenig von den Feen geküsst.«
    Corinne lächelte. »Jede Stammesgefährtin hat dieses Muttermal irgendwo an ihrem Körper.«
    »Hmm«, sann die alte Frau. »Dann seid ihr, du und Savannah, wohl auch so eine Art Schwestern, nicht?«
    »Schätze ja«, stimmte Corinne ihr zu, gewärmt vom Tee und der freundlichen Akzeptanz ihrer Gastgeberin. »Wohnen Sie hier schon lange, Amelie?«
    Sie nickte mit ihrem grauen Kopf. »Zweiundsiebzig Jahre, und keinen Tag weg gewesen. Ich bin im Zimmer nebenan auf die Welt gekommen, genau wie Savannah. Aber als sie ankam, war ich schon groß und alt genug, um bei ihrer Geburt zu helfen. Ich bin vierundzwanzig Jahre älter als meine kleine Schwester.«
    Zweiundsiebzig, dachte Corinne und musterte das alte Gesicht und das silbergraue Haar. Wenn man sie in Dragos’ Laborgefängnis nicht die ganze Zeit mit dem Blut des Ältesten zwangsgefüttert hätte, wäre ihr Körper mittlerweile etwa zwanzig Jahre älter und gebrechlicher als der von Amelie Dupree. Es kam ihr jetzt merwürdig vor, dass ausgerechnet das, was sie aus tiefster Seele verabscheute – die lebensspendenden Nährstoffe einer außerirdischen Kreatur –, ihr ermöglicht hatte, Dragos’ Folter zu überleben. So war sie jung und stark geblieben, als sie sich einfach nur hatte hinlegen und sterben wollen. Und wegen dieses außerirdischen Bluts hatte sie irgendwo da draußen einen Sohn, ein Stück ihres Herzens, das ihr nun immer weiter zu entgleiten drohte.
    »Haben Sie noch mehr Familie?«, fragte sie Amelie, als der Schmerz in ihrer Brust größer wurde, als sie glaubte ertragen zu können.
    Die alte Frau strahlte. »Aber ja. Zwei Töchter und einen Sohn. Und acht Enkelkinder. Meine Familie lebt jetzt in der ganzen Gegend verstreut. Die Kids haben den Sumpf nie so geliebt wie ich. Sie haben ihn nicht so in Fleisch und Blut wie ich und mein verstorbener Mann. Sie sind in die Stadt gezogen, sobald sie konnten. Oh, sie kommen fast jede Woche vorbei und schauen nach mir, ob ich klarkomme, und helfen mir mit dem Haus, aber es ist nie genug. Besonders, je älter ich werde. Wenn man alt wird, möchte man alle seine Lieben so nahe bei sich haben wie nur möglich.«
    Corinne lächelte und drückte ihr sanft die warme, faltige Hand. In diesem Augenblick kam ihr nur allzu gelegen, dass die alte Frau blind war und die Träne in ihrem Augenwinkel nicht sah. »Ich glaube nicht, dass das eine Altersfrage ist, Amelie.«
    Die alte Frau legte leicht den Kopf schief, in ihrem Gesicht breitete sich ein nachdenklicher Ausdruck aus. »Du hast dein Kind wohl schon sehr lange nicht mehr gesehen?«
    Corinne erstarrte und fragte sich plötzlich, ob diese trüben Augen nicht doch mehr sahen, als sie annahm. Obwohl sie sich völlig lächerlich vorkam, hob sie ihre freie Hand und wedelte kurz vor Amelies Augen herum. Keine Reaktion. Hatte die alte Frau irgendwie ihre Gedanken gelesen? Sie sah über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Hunter außer Hörweite war. »Woher wissen Sie …«
    »Oh, ich bin keine Hellseherin, wenn du das meinst«, sagte Amelie mit einem leisen Kichern. »Savannah ist die Einzige in unserer Familie, die wirklich übersinnliche Fähigkeiten hat. Laut unserer Mama war das Mädel mehr Zigeunerin als Cajun, aber wer weiß das schon? Savannahs Vater war kaum mehr als ein Gerücht in unserer Familie, Mama hat praktisch nie von ihm erzählt. Und was mich angeht, bin ich einfach nur lange genug Hebamme gewesen, um zu erkennen, wenn eine Frau geboren hat. Etwas ändert sich an Frauen, wenn sie ein Kind auf die Welt gebracht haben. Wenn man für solche Dinge sensibel ist, kann man sie spüren – ich schätze, es ist einfach Intuition.«
    Corinne versuchte nicht, es zu leugnen. »Ich habe meinen Sohn seit seiner Geburt nicht mehr gesehen, man hat ihn mir kurz darauf weggenommen. Ich weiß nicht einmal, wo er jetzt ist.«
    »Kind«, keuchte Amelie. »Das tut mir so leid für dich. Und auch für ihn, denn ich kann spüren, dass du ihn sehr lieb hast. Du musst ihn finden und darfst dabei die Hoffnung nicht aufgeben.«
    »Er bedeutet mir alles«, antwortete Corinne leise.
    Aber selbst als sie das sagte, wusste sie, dass es nicht ganz richtig war. Denn auch jemand anders hatte inzwischen

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