Gejagte der Nacht
Boden. Dann griff der Arm erneut in die sich zusammenziehende Dunkelheit, nach Caine.
»Ich werde mir mein Opfer nicht verwehren lassen«, knurrte der Fürst der Finsternis.
Caine, der offenbar die Gefahr spürte, knurrte mit gefletschten Zähnen tief in der Kehle. Die Frau aber ignorierte die Drohung und packte Caine im Genick.
Kassandra war sich nicht sicher, ob der Fürst der Finsternis annahm, Caine sei nicht imstande, ihn zu verletzen. Vielleicht hielt er sich aber auch für den Inbegriff einer großen, bösen Spukgestalt und rechnete nicht damit, dass irgendjemand den Mut haben könnte, sich gegen ihn zu wehren.
Wie auch immer sein Gedankengang aussehen mochte – der Fürst der Finsternis unterschätzte das Ausmaß von Caines Wahnsinn bei Weitem. Als er seine Finger in dessen Fell grub, drehte der verrückte Werwolf den Kopf und grub seine Zähne tief in seinen Unterarm.
Kassandra war nicht so dumm zu glauben, dass Caine die mächtige Kreatur wirklich verletzen konnte, aber er lenkte sie damit immerhin ab. Ohne jeden Zweifel war das die einzige Chance, die sich ihnen bieten würde. Und das bedeutete, dass sie fliehen mussten – jetzt oder nie.
Ohne sich Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken, spurtete Kassandra vorwärts und machte sich das Überraschungsmoment voll und ganz zunutze, indem sie Caine geradewegs umrannte.
Es war lediglich ihre Absicht gewesen, ihn vom Fürsten der Finsternis wegzustoßen. Danach … nun ja, die Wahrheit war, dass sie eigentlich überhaupt keinen richtigen Plan hatte.
Aber ihr unerwarteter Angriff sorgte dafür, dass Caine ungeschickt nach hinten taumelte. Seine Zähne rissen tiefe Löcher in den Arm des Fürsten der Finsternis, als er nach hinten stürzte. In derselben Bewegung legte er einen mit dicken Muskeln bepackten Arm um Kassies Taille und zog sie mit sich nach unten.
Der Fürst der Finsternis kreischte erneut auf, als die Dunkelheit die beiden umströmte und sie durch den noch immer geöffneten Riss zog.
Kassandra stöhnte auf, als Caines Krallen sich in ihren Rücken gruben, aber sie konnte sich nicht aus seinem unbarmherzigen Griff befreien, als sie durch den leeren Raum stürzten. Abgesehen davon wollte sie sich überhaupt nicht befreien.
Immerhin entfernten sie sich im Augenblick immer weiter von dem wütenden Fürsten der Finsternis.
Sie wusste nicht, wohin sie unterwegs waren.
Aber es musste besser sein als der Ort, an dem sie gewesen waren.
Mitten im Nirgendwo, Illinois
Nachdem er zwei Stunden ununterbrochen gelaufen war, blieb Styx mitten auf der schmalen, von Unkraut überwucherten Straße abrupt stehen. Schweigend studierte er die leere Fabrik, die in Schatten gehüllt dastand.
Es dauerte einen Moment, bis er erkannte, weshalb das heruntergekommene Gebäude seine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Es gab keinen blinkenden Pfeil mit den Worten »Versteck des Lakaien des Bösen«, der darauf deutete. Ebenso wenig wie scheußliche Kreaturen, die aus den zerbrochenen Fenstern spähten und Schurkenuniformen trugen.
Ganz im Gegenteil.
Auf den ersten Blick konnte man leicht auf den Gedanken kommen, dass seit Jahren nichts den zerfallenden Haufen aus Backsteinen und Stahl gestört habe. Es gab keine Fußspuren, keinen Tierkot, nicht einmal ein Spinnennetz.
Aber für Styx war es genau dieser Mangel an Eindringlingen, sowohl menschlicher als auch tierischer Natur, der bewies, dass in dieser Umgebung etwas sehr Mächtiges lauerte.
»Warte, Levet«, kommandierte er.
Der unterentwickelte Gargyle hielt widerwillig an und drehte sich um, um Styx mit deutlicher Ungeduld anzusehen. » Pourquoi? Wir sind gerade dabei, ihn endlich einzuholen.«
»Kostas befindet sich in der Nähe.«
» Non. « Der winzige Dämon schüttelte den Kopf und deutete die einsame Straße entlang, die auf die fernen Lichter von St. Louis zu führte. »Seine Spur führt weiter in Richtung Stadt.«
Styx deutete auf das still daliegende Lagerhaus. »Er hat kehrtgemacht.«
Darcy trat neben ihn, den Kopf zur Seite geneigt, während sie ihm prüfend in das eigensinnige Gesicht blickte. »Woher willst du das wissen?«
»Es ist das, was ich selbst täte.«
Levet flatterte mit den Flügeln und stapfte wieder auf Styx zu. »Mehr Beweise hast du nicht?«
Styx achtete nicht auf die lästige Nervensäge. Er hob die Hand, um Jagr und Jaelyn dazu zu veranlassen, aus den Schatten, wo sie Wache gehalten hatten, zu ihm zu kommen.
»Jagr, begebt Euch zur Rückseite des Gebäudes. Überzeugt Euch
Weitere Kostenlose Bücher