Gejagte der Nacht
davon, dass nichts entkommen kann.«
»Selbstverständlich.«
Der riesige Gote verschwand so schnell, dass man ihn auf seinem Weg nur noch verschwommen wahrnehmen konnte, mit bereits gezücktem Schwert und im Mondschein blitzenden Fangzähnen.
»Jaelyn.«
»Ja?« Die Jägerin streichelte den Kolben ihrer abgesägten Schrotflinte, während in ihren Augen Vorfreude schimmerte. Mehr als irgendjemand sonst hatte sie unter Kostas’ überheblichen Schikanen zu leiden gehabt. Zum Teufel, dieser Mistkerl hatte sie exekutieren wollen! Es war kein Wunder, dass sie bestrebt war, den ehemaligen Ruah in die Finger zu bekommen.
»Auf das Dach.«
Sie verschwand in dem gleichen blitzartigen Tempo wie Jagr und verschmolz mit der Dunkelheit. Nichtsdestoweniger blieb Styx am Rand der Straße stehen und zwang sich zu warten, bis seine Soldaten ihre Posten eingenommen hatten.
Rastlos glitt sein Blick über das zweistöckige Gebäude. Die Backsteine waren derart ausgebleicht, dass sie nur noch eine matte rostbraune Färbung besaßen. Zwischen ihnen ragten hier und da Stangen aus Betonstahl wie Dornen hervor. Das Dach hing durch, und die Fensterrahmen waren irreparabel verrottet. Der Boden des etwas näher gelegenen Parkplatzes war mit Löchern übersät, aus denen dicke Grasbüschel wuchsen.
Allerdings befand sich ein neues Schloss an der stählernen Doppeltür, und ein schwacher Feenvolkgeruch hing in der Luft. Kostas hatte sich zweifelsohne sein Abendessen mitgebracht.
Als Styx sich gerade anschickte, sich in das Lagerhaus zu begeben, wurde er von Levet aufgehalten, der auf ihn zuwatschelte, um sich direkt vor ihm aufzubauen.
»Was ist mit mir?«
Styx verschluckte einen ungeduldigen Fluch. »Behalte die Straße im Auge. Ich will nicht, dass irgendetwas oder irgendjemand sich an mich heranschleicht.«
»Bah.« Levets Schwanz zuckte. »Meine Talente sind hier draußen vergeudet.«
Styx blickte ihn finster an. »Welche Talente?«
»Ich glaube, er meint damit seine Zauberkräfte«, rief Darcy ihm sanft ins Gedächtnis. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.
»Genau.« Levet richtete eine Klaue auf Styx. »Du versuchst mich doch nur loszuwerden.«
»Schön.« Styx verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn du gegen einen der mächtigsten Vampire auf Erden antreten möchtest, der nicht nur das gesamte vergangene Jahrtausend über zu einem meisterhaften Assassinen ausgebildet wurde, sondern darüber hinaus vor einiger Zeit noch seine Seele an den Fürsten der Finsternis verkauft hat, dann kannst du gerne die Führung übernehmen.«
»Äh …« Der Gargyle räusperte sich und kratzte sich an einem Horn, während er einen Blick auf die verlassene Straße warf. »Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich hier draußen Wache halte.«
»Eine gute Entscheidung«, erwiderte Styx trocken. In dem Wissen, dass er den nächsten Kampf nicht so leicht gewinnen würde, warf er seiner halsstarrigen Gefährtin einen warnenden Blick zu. »Du«, knurrte er und umfasste ihr Kinn mit der Hand, »bleibst hier.«
Jedes andere Wesen wäre vor Angst und Schrecken ohnmächtig geworden. Styx war ein Dämon, der dem Begriff »knallharter Kerl« eine vollkommen neue Bedeutung verlieh.
Darcy jedoch stellte sich auf die Zehenspitzen und bohrte ihm den Finger in die Brust. So knallhart Styx auch sein mochte – er konnte es mit dieser winzigen Werwölfin nicht aufnehmen.
»Damit du da ganz allein reingehen kannst?« Ihre Augen glühten smaragdgrün. »Auf gar keinen Fall.«
»Darcy.«
»Nix Darcy .« Sie stieß ihm immer wieder mit dem Finger gegen die Brust, bis sie ihm fast ein Loch hineingebohrt hatte.
Er ergriff ihre Hand und führte sie an seine Lippen – um ihre schmerzhafte Piekserei zu beenden und um ihr zugleich Trost zu spenden. »Mein Engel, wir wissen beide, dass Kostas vor Wut schäumt und mich unbedingt in seine Gewalt bekommen will, nachdem ich ihn degradiert habe.«
»Und genau das ist der Grund, warum du nicht derjenige sein solltest, der ihm entgegentritt«, stieß sie hervor. »Er ist ganz eindeutig verrückt geworden.«
Styx zuckte die Achseln. »Er ist außerdem in den Plan verwickelt, den Fürsten der Finsternis zurückzuholen. Es ist meine Pflicht, ihn aufzuhalten.«
»Hat er seinen Teil nicht schon erledigt?«, fragte Darcy düster.
Styx knurrte bei dieser unwillkommenen Erinnerung. Seine Fangzähne sehnten sich nach Blut. Kostas’ Blut. Dieser Bastard hatte sich in sein Versteck geschlichen und den kostbaren
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