Gejagte der Nacht
und begann unter der Macht von Salvatores Willenskraft zu heulen. Salvatore zögerte keinen Augenblick lang. Er griff nach dem Kinn der Kreatur und zwang sie, seinem unbarmherzigen Blick zu begegnen.
Styx fauchte. Dieser verrückte König der Werwölfe würde sich noch umbringen lassen. Und das würde er nicht zulassen.
Immerhin hatte er sich dieses Vergnügen selbst versprochen.
Er legte den Finger auf den Abzug und zielte auf die Stelle zwischen Caines Augen. Aber bevor er schießen konnte, war die ehemalige Wolfstöle mit einem Mal von Magie umgeben. Zur gleichen Zeit sank Salvatore schwerfällig auf die Knie, den Kopf vor Erschöpfung gebeugt.
»Verdammt.« Styx schob die Waffe wieder in das Halfter an seinem unteren Rücken und lief auf Salvatore zu, um ihn an den Schultern zu packen und von dem Funkenregen wegzuziehen, der um Caine herumwirbelte. Im Türrahmen blieb er stehen und beobachtete, wie die Funken erstarben und Caine in seiner Wolfsgestalt erschien.
Das Tier, das so groß war, dass es Styx bis zur Brust reichte, schüttelte sich. Dann senkte es den Kopf, um die ohnmächtig daliegende Frau zu seinen Füßen eingehend zu betrachten. Styx erstarrte, doch das Tier gab ein leises Jaulen von sich und drückte sanft die Schnauze gegen ihre Wange.
»Erstaunlich«, murmelte Styx. »Ich glaube, es hat funktioniert.«
Salvatore erhob sich und fuhr sich erschöpft mit einer Hand über das Gesicht. » Si. «
»Bedauerlicherweise wirkt er nun nicht glücklicher als zuvor.«
Salvatore schnaubte, als der große Wolf aus den Handschellen stieg, die ihn nun nicht länger gefangen hielten, und die Zähne bleckte. Ganz eindeutig war er bereit anzugreifen.
»Wie glücklich wäret Ihr denn, wenn sich zwei Männer in der Nähe Eurer bewusstlosen Gefährtin aufhielten?«
»Schön und gut, aber Ihr könnt sie doch nicht dort bei ihm lassen.«
»Nein, aber nur Kassandra ist imstande, seinen Wolfsanteil zu beruhigen.«
»Also ist die ohnmächtige Frau die Einzige, die in der Lage ist, den wütenden Wolf zurückzupfeifen?« Styx rollte mit den Augen. »Weshalb überrascht mich das nicht?«
Der Werwolfkönig ignorierte Styx und hob statt einer Antwort erneut die Hand, um mit dem Finger auf die reglos daliegende Prophetin zu deuten.
»Kassandra«, befahl er. Seine Stimme hallte durch die kleine Zelle. »Kassandra, öffne die Augen.«
Kassie fühlte sich vollkommen wohl, während sie in einem Zustand der Bewusstlosigkeit dahintrieb.
Und weshalb auch nicht? Hier in der Finsternis gab es keine Sorgen, keinen Kummer, und, das war das Beste von allem, keine lästigen Visionen.
Nun ja, da gab es diese Stimme, die ihr zusetzte und nicht aufhörte, ihren Namen zu rufen, dachte sie wehmütig. Kassie wünschte sich, sie würde damit aufhören. Aber natürlich tat sie das nicht. Tatsächlich wurde sie schließlich sogar so eindringlich, dass sie Kassie mit einem gnadenlosen Ruck gewaltsam aus ihrem beruhigenden Kokon herausriss.
Verschwommen erkannte sie, dass sie auf einem harten Fußboden lag. Sie hob den Kopf und stöhnte leise auf. Verdammt. Es fühlte sich an, als versuche jemand, ihr einen Nagel ins Gehirn zu treiben. »Au«, keuchte sie.
»Kassandra.« Diese verdammte Stimme ließ sie einfach nicht in Ruhe. »Kannst du mich hören?«
»Bitte, müsst Ihr so schreien?«, beschwerte sie sich und hob die Hand, um die große Beule an ihrer Schläfe zu betasten. »Mein Kopf bringt mich um.«
»Das liegt daran, dass er vor Kurzem gegen die Wand geschlagen wurde«, teilte ihr eine vertraute Stimme mit.
Salvatore.
Ja, er war die lästige Nervensäge, die sie ständig bei dem Versuch störte, in die Dunkelheit zurückzukehren. Und er sagte, dass ihr Kopf deshalb schmerzte, weil sie ihn gegen die Wand geschlagen habe.
Merkwürdig.
»Weshalb sollte ich …«
Kassie keuchte auf, als ihre Erinnerungen zurückkehrten und mit erschütternder Wucht auf sie einströmten.
Caine.
Sie schüttelte den zähen Nebel ab, der ihr Gehirn umgab, setzte sich auf und richtete ihren verzweifelten Blick auf die Präsenz, die sie schemenhaft in ihrer Nähe spüren konnte.
»Oh.« Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, und ihr Herz zersprang beinahe beim Anblick des großen Wolfes, der beschützend vor ihr stand. Natürlich hatte sie gehofft, dass ihr verrückter Plan funktionieren würde. Sie hatte sogar darum gebetet. Aber sie hatte nicht daran geglaubt. Nicht in ihrem tiefsten Inneren. Jetzt brach sie in Tränen aus, schlang die Arme um
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